Microsoft - Die Rechnung nach der Schlacht
Rules are rules and if you're not compliant, you get fined!
Da hat Microsoft gerade erst einen kompletten Strategieschwenk verkündet. Versprochen, seine Konkurrenten nicht mehr mit allen Tricks zu behindern. Und dann das: Die EU-Kommission brummt dem Computerriesen trotzdem ein Rekordbußgeld auf.
Die Strafe von fast 1 Mrd. Euro, die Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes gegen den US-Konzern verhängt hat, ist drakonisch. Aber sie ist auch gerechtfertigt. Wer ein so außergewöhnlich reiches Unternehmen wie Microsoft spürbar treffen will, der muss außergewöhnlich hohe Bußgelder verhängen. Zumal Microsoft frühere Sanktionsdrohungen zunächst ignoriert hatte.
Um ihre Autorität als Kartellwächter zu wahren, blieb der Kommission keine andere Wahl, als die angedrohte Strafe für jenen Zeitraum zu vollstrecken, in dem Microsoft überteuerte Lizenzgebühren für sogenannte Schnittstelleninformationen verlangte.
Der Konzern hat diese Praxis nach einem Urteil des Luxemburger EU-Gerichts im vergangenen Herbst allerdings eingestellt. Microsoft hat die juristische Schlacht gegen Kroes verloren, der Konzern täte deshalb jetzt auch gut daran, die neue Strafe zu akzeptieren. Dies wäre ein glaubhaftes Zeichen, dass es dem Unternehmen mit dem angekündigten Strategieschwenk ernst ist, dass es wichtige technische Informationen tatsächlich zu teilen bereit ist. Microsoft kann dann die Brüsseler Strafe als - wenngleich ärgerliche - Nachzahlung auf vergangene Sünden verbuchen.
Allerdings muss der Konzern dann auch den Eindruck vermeiden, dass er an anderer Stelle wieder mit den alten Tricks arbeitet. So jedenfalls wirkt es, wenn nun zwei neue Untersuchungen laufen: Microsoft soll seine Marktdominanz dazu missbrauchen, seinen Webbrowser und seine Bürosoftware als Branchenstandard durchzusetzen.