Moderator: Pierre Rappazzo
Die Zeiten beginnen sich zu ändern!Karen Freifeld and Hugh Son, Bloomberg hat geschrieben:Oct. 15 (Bloomberg) -- New York Attorney General Andrew Cuomo is investigating "unwarranted and outrageous expenditures'' at American International Group Inc., which received an $85 billion federal bailout last month. In a letter to AIG's board of directors, Cuomo demanded the company stop "extravagant'' expenditures and recover millions of dollars in unreasonable payments, or face legal action. Cuomo cited a $5 million bonus and a $15 million "golden parachute'' AIG awarded its chief executive officer in March. Martin Sullivan was AIG's CEO at the time. Cuomo said the company also spent hundreds of thousands of dollars on "luxurious retreats'' for executives, including an overseas hunting party and a golf outing. "The party is over,'' Cuomo said today at a press conference on Wall Street in lower Manhattan. "No more hunting trips. No more luxury resorts. They are not going to have the party and leave the hangover for the taxpayers.'' AIG has been castigated by officials since the New York- based insurer hosted a $440,000 conference at a California resort last month after agreeing to the federal bailout to avoid bankruptcy. In a letter released Oct. 10, House Financial Services Committee Chairman Barney Frank told Treasury Secretary Henry Paulson and Federal Reserve Chairman Ben Bernanke the executives responsible for the gathering should "personally reimburse the government,'' and requested increased oversight of the company. Frank asked for a response by the end of this week.
Law Violated
Cuomo claimed in his letter that the expenditures violated the state's debtor-creditor law and demanded an accounting of AIG's executive compensation and benefits since January 2007. He said the government's financial rescue of AIG made the expenditures "even more irresponsible and damaging.'' The U.S. government offered AIG an $85 billion loan last month as the company slipped toward insolvency. The company may access an additional $37.8 billion from the Federal Reserve Bank of New York to replenish liquidity. Cuomo's letter "will be brought to the immediate attention''' of AIG directors, said Nicholas Ashooh, a spokesman for the insurer. "The events referred to should have been canceled, it's regrettable they weren't, but we've issued a policy canceling all such events and reviewing all expenses going forward,'' Ashooh said in a phone interview. He declined to comment on Sullivan's compensation. AIG fell 37 cents, or 13 percent, to $2.43 today in New York Stock Exchange composite trading. The shares have slumped 96 percent this year.
`Fully Cooperate'
AIG issued a statement today saying the company would "fully cooperate'' with Cuomo's office "AIG's priority is to continue focusing on actions necessary to repay the Federal Reserve loan and emerge as a vital, ongoing business,'' according to the statement. Cuomo also noted in his letter that an unnamed top-ranking executive, "who was largely responsible for AIG's collapse'' and was fired in February, was allowed to keep $34 million in bonuses. Cuomo said the executive also apparently continued to receive a $1 million a month from the company until recently. Joseph Cassano was head of AIG's financial-products unit until his retirement was announced Feb. 29. The business sold credit-default swaps, the contracts that plunged in value as the mortgage securities they guaranteed declined, causing more than $25 billion in writedowns at AIG. A Cuomo case against former AIG Chief Executive Maurice "Hank'' Greenberg, over an alleged multibillion fraud at the company, is pending in New York state court. Cuomo wouldn't comment today on that case, or on whether Greenberg deserves any blame for AIG's condition. Robert Willumstad, who replaced Sullivan as AIG CEO until the government takeover ended his three-month tenure, said today it would be ``pretty tough'' to recover compensation from former employees. "They got paid based on an agreement between the company,'' Willumstad said on CNBC. "It's pretty hard to go back and ask them to give back money they presumably earned fairly at the time.'' To contact the reporters on this story: Karen Freifeld in New York at kfreifeld@bloomberg.net; Hugh Son in New York at hson1@bloomberg.net.
Wir brauchenRiesenärger über Boni-Politik der UBS, NZZ hat geschrieben:Riesenärger über Boni-Politik der UBS - NZZ
Bundesrätin Widmer-Schlumpf kritisiert UBS-Präsident Kurer scharf
Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf hat UBS-Präsident Peter Kurer scharf kritisiert. Seine Aussage, wonach Bonuszahlungen in zweistelliger Millionenhöhe auch in Zukunft nicht völlig ausgeschlossen seien, habe sie schlichtweg erschüttert, sagte die stellvertretende Finanzministerin am Freitagabend in der Sendung «Arena» des Schweizer Fernsehens. Dass nun Bonusentschädigungen ausbezahlt würden, sei nicht tolerierbar.
(sda) Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf hat die Millionen-Boni von UBS-Bankern kritisiert. «Das Bonusentschädigungen ausbezahlt werden in einem Moment, wo man so viel Geld in den Sand setzt, kann ich nicht akzeptieren», erklärte die stellvertretende Finanzministerin in der Sendung «Arena» des Schweizer Fernsehens SF vom Freitagabend. Auch sie ärgere sich beim Gedanken daran. Widmer-Schlumpf bezog sich dabei auf Aussagen von UBS- Verwaltungsratspräsident Peter Kurer vom Donnerstag und Freitag, welcher zweistellige Millionenbeträge als Boni an Manager auch in Zukunft nicht ausschloss.Gespräche mit OspelWidmer-Schlumpf in der Sendung, die das 68-Milliarden-Franken-Rettungspaket der Schweiz für die Grossbank zum Thema hatte hat geschrieben:«Diese Aussage hat mich schlichtweg erschüttert. In der gegenwärtigen Situation sollte man solche Aussagen nicht machen»
UBS-Chef Marcel Rohner bestätigte in der Sendung, dass Gespräche über Rückzahlungen - unter anderem mit alt Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel - am Laufen seien:Rechtswissenschafter halten es für unwahrscheinlich, dass Banker dazu gezwungen werden können, ausbezahlte Bonuszahlungen wieder zurückzuzahlen. Eine solche Vorstellung sei eine Illusion, sagte beispielsweise der Berner Bankenrechtler Peter Kunz der Nachrichtenagentur SDA.UBS-Chef Marcel Rohner hat geschrieben:«Wir führen solche Gespräche. Diese sind vertraulich. Die Ergebnisse werden im Kompensationsbericht der UBS veröffentlicht werden. Am Schluss müssen die Leute für sich selbst entscheiden in so einem Fall».Diese Ansicht teilt der Genfer Bankrechtsprofessor Luc Thévenoz.Der Berner Bankenrechtler Peter Kunz der Nachrichtenagentur SDA hat geschrieben:«Die Beträge gehören denjenigen, an die sie ausbezahlen wurden»Der Genfer Bankrechtsprofessor, Direktor des Bankenrechtsinstituts der Universität Genf, Luc Thévenoz hat geschrieben:«Das Obligationenrecht enthält zwei Artikel, die dies theoretisch zuliessen. In der Praxis sind sie aber kaum anwendbar».
- Leitartikel:Illusion der Machbarkeit
- Manager-Boni:Unter Beschuss
- UBS:Auf «Watchlist» von Standard & Poor's
- Levrat:Haftungsklage gegen Ospel
- Kurer:«Massnahmen müssen radikal sein»
- NZZ-Leser:«Paket ist reiner Wahnsinn»
- Börse:UBS unter Druck
Herr Blocher erwähnt zwar Exzesse des Bonussystems, will es aber nicht verbieten lassen, obwohl er selbst zugibt, dass es gefährlich ist!NZZ Interview hat geschrieben:Herr Blocher, Wirtschaft und Politik stehen zurzeit kopf. Sie sind in beiden Welten zu Hause: Wie konnte es zu dieser Finanzkrise kommen?
Christoph Blocher: Das Ganze ist eine Reaktion auf die lang dauernde Hochkonjunktur, da grassieren Übermut, Grössenrausch und ein Verlust an Realitätssinn, und dies nicht nur in der Wirtschaft. Ich möchte mich in diesem Interview aber nicht im Detail über die Hintergründe und Folgen der Finanzkrise äussern, das werde ich am Samstag mit einem Vortrag in Zürich tun.
Sie haben aber doch bereits zu erkennen gegeben, dass Sie das Rettungspaket des Bundes grundsätzlich als sinnvoll und ausgewogen erachten.
Es ist primäre Aufgabe des Staates, für ein funktionierendes Finanzsystem und einen funktionierenden Geldfluss zu sorgen. Darum haben wir eine Nationalbank, eine Bankenaufsicht (die EBK), Bankengesetze und sehr viele Regelungen. Um das angeschlagene Vertrauen und das Finanzsystem wiederherzustellen, haben die führenden Bankplätze der Welt innert weniger Tage faktische Staatsgarantien erlassen. Hier war die Schweiz gezwungen, der Welt zu zeigen, dass auch das Land Schweiz hinter den Banken steht.
Es geht allerdings um unglaubliche Summen. Glauben Sie daran, dass der Schweizer Steuerzahler zum Schluss ungeschoren davonkommt?
Das schweizerische Notpaket umfasst Darlehen und Investitionen. Das Ziel ist, dass für die Nationalbank und den Bund ein erklecklicher Gewinn herausschaut. Wenn alles in richtige Bahnen kommt, ist das sehr gut möglich. Anders sieht es im schlimmsten Fall aus. Dann ist es möglich, dass es zu Verlusten kommt. Es ist aber klar festzuhalten: Das Hilfspaket umfasst zurzeit keine eigentlichen Staatsausgaben und belastet darum den Steuerzahler nicht!
Mit der Krise kam politischer Druck für mehr staatliche Regulierung auf. Es geht um den Einlegerschutz, um Eigenmittel der Banken, Bonussysteme und Aktionärsrechte. Wo besteht Ihrer Meinung nach Handlungsbedarf, wo besteht die Gefahr einer Überreglementierung?
Ich warne davor, nun unter dem Druck einer Panik vorschnell zu handeln. Das kommt in der Regel nicht gut. Ob man einen umfassenden Einlegerschutz verlangen soll, ist tatsächlich zu prüfen. Eigenmittelerhöhungen, wenn dies etwas nützt und die Konkurrenzfähigkeit gewährleistet ist – warum nicht. Zum Bonus: Nur weil plötzlich alle über die Boni schimpfen, tue ich es nicht. Aber ich habe die Bonushöhe und insbesondere das Bonussystem seit Jahren kritisiert.
Sie finden es also berechtigt, dass der Gesetzgeber nun regulierend eingreift?
In den grossen Unternehmen ist infolge der starken «Pulverisierung des Eigentums» das Privateigentum mit der heutigen Gesetzgebung nicht gewährleistet. Es ist aber eine zentrale Aufgabe des Staates, das Privateigentum zu gewährleisten. Darum sind Vorschriften notwendig.
Mit der laufenden Revision des Aktienrechts sollen die Eigentümer gestärkt werden. Welches sind die wesentlichen Punkte dieser Vorlage?
Die weltweit zu beobachtenden Fehlentscheide in den Banken sind durch das Bonussystem und dessen falsche Anreize und dieses wiederum durch die unbefriedigende Stellung der Eigentümer, das heisst, der Aktionäre, in den Grossgesellschaften zustande gekommen. Darum verstärkt der neue Aktienrechtsentwurf die Stellung der Aktionäre erheblich: Die Generalversammlung wählt jedes Jahr die Verwaltungsräte einzeln unter Angabe aller Bezüge. Die Aktionäre haben also nicht nur Mitsprache, sondern sie bestimmen über das Salär im Vergleich zur Leistung und zum Auftrag. Ebenso ist vorgesehen, dass die Statuten auch ein Salärsystem aufnehmen können. Zudem wird eine Rückforderungsmöglichkeit für Entschädigungen, die im Missverhältnis zur Leistung stehen, ausgeweitet.
Nun kamen als Folge der Finanzkrise politische Forderungen auf, auch Maximalbezüge gesetzlich zu verankern. Was halten Sie davon?
Man muss aufpassen, dass man nicht durch Überregulierung dem Verwaltungsrat die Verantwortung entzieht, sonst wälzt er diese auf die Generalversammlung oder gar den Gesetzgeber ab. In diesem Sinne wäre es Unsinn, Maximalbezüge im Gesetz zu verankern, wie dies von bundesrätlicher Seite kürzlich angetönt wurde.
Der Bundesrat scheint auch darüber nachzudenken, die Rückforderung von Boni stärker zu erleichtern, als es die Revisionsvorlage vorsieht. Wäre das Ihrer Meinung nach sinnvoll?
Ich würde das nicht empfehlen. Man will anscheinend die Rückforderungsklage auch den Gläubigern gestatten. Diese kann zum Gegenteil führen. Stellen Sie sich vor, ein Gläubiger verlangt einen Betrag von beispielsweise 100 000 Franken von einer Firma, und die Firma muss diesen als nicht gerechtfertigt abweisen. Nun droht der Gläubiger dem Manager, dass er eine Rückforderungsklage gegen ihn – den Manager – anstrebe. Der Manager wird versucht sein, die 100 000 Franken durch die Firma zahlen zu lassen, was zum Schaden der Firma wäre. Ferner will man die Frist für Rückforderungen von fünf Jahren im neuen Entwurf auf neu zehn Jahre erstrecken. Das ist eine Ermessenssache. Ich finde es problematisch, heute etwas zurückzufordern, das 1998 rechtmässig bezogen wurde.
Besteht denn gar kein Handlungsbedarf beim Gläubigerschutz?
Nein, auch Gläubiger tragen Verantwortung. Forderungen sind zudem privat versicherbar.
In der berechtigten Empörung stehen nun auch die Bezüge des Managements zur Debatte. Sollen die Aktionäre über Saläre mitbestimmen können, und soll der Gesetzgeber gar Bandbreiten vorgeben?
Die Festsetzung von Einzelsalären im Detail in einer Versammlung mit einigen tausend Aktionären ist unpraktikabel. Greift man in die Saläre der zweiten und dritten Stufe ein, wird der Verwaltungsrat vor seiner Verantwortung entlastet, das ist nicht gut. Und würden Bandbreiten für Bezüge gesetzlich festgelegt, dann würde das dazu führen, dass in allen Betrieben von den Managern die obere Zahl angestrebt würde.
In grossen Gesellschaften stärken Depotstimmrecht und Organstimmrecht den Verwaltungsrat. Besteht diesbezüglich Handlungsbedarf?
Auch das soll geändert werden: Das Depot- und Organstimmrecht sowie die Aktienausleihe («securities lending») durch die Firma zum Zwecke der Stimmabgabe werden ausgeschlossen. Leider wurden bisher all diese Vorschriften, die wirkungsvoll eine Stärkung der Aktionäre vorsehen, von den Wirtschaftsverbänden – und leider auch von der CVP und der FDP – abgelehnt. Ich hoffe, dass die Bankenkrise jetzt einen Gesinnungswandel herbeiführt.
Wenn Sie Parteipositionen ansprechen: Vor der Finanzkrise wurde argumentiert, man müsse den Einfluss aggressiver Investoren – sogenannter Heuschrecken – begrenzen, und nun redet alles von «Abzockern» in Verwaltungsräten und im Management. Müssen Firmen nicht vor aktivistischen Investoren geschützt werden?
Gesetzesrevisionen finden immer im Wettstreit von Interessen statt. Verwaltungsräte und Manager haben nicht gerne starke Aktionäre. Darum werden starke Aktionäre oft als «Heuschrecken» verunglimpft. Natürlich können auch Aktionäre den Firmen schaden. In der Schweiz kenne ich wenige Beispiele, bei denen der Niedergang einer Firma auf solche Aktionäre zurückgeführt werden könnte. Die meisten Fälle sind vielmehr auf das Versagen des Verwaltungsrates zurückzuführen. Darum muss man mit dem Aktienrecht die Eigentümer stärken und nicht ihre Einflussnahme verhindern!
Hätten doch die Amis William Edwards Deming besser zugehört: BONUSSYSTEME ZERSTÖREN UNSERE UNTERNEHMEN!NZZ hat geschrieben: Cls. (New York) Die Zuversicht der amerikanischen Autobauer, dass sie die Rezession aus eigener Kraft durchstehen können, ist in den vergangenen Tagen vor dem Hintergrund eines noch nie erlebten Absatzeinbruchs jäh geschwunden. Die Leiter von General Motors (GM), Ford und Chrysler sowie der Präsident der Gewerkschaft UAW sind am Donnerstag in Washington vorstellig geworden und haben die Kongressführer offenbar davon überzeugt, dass staatlicher Beistand dringend angesagt ist. Anfang Woche hatte die Administration Bush dem Ansinnen von GM, die angestrebte Fusion mit Chrysler mit einem staatlichen Zustupf von 10 Mrd. $ zu finanzieren, eine Absage erteilt. Der Zusammenschluss wäre mit dem Abbau von Zehntausenden von Arbeitsplätzen verbunden. Ein massiver Beschäftigungsverlust und gravierende Konsequenzen für die gesamte Wirtschaft drohen aber erst recht, wenn einer der «Big Three» kollabieren sollte. Dieses Szenario wurde in Washington mit allem Nachdruck aufgezeigt. GM und Chrysler dürften ihre Betriebsmittel bald aufgebraucht haben; Ford hat etwas – aber nicht viel – länger Schnauf. Die Rede ist jetzt von Liquiditätshilfe im Volumen von 50 Mrd. $, zusätzlich zu längerfristigen günstigen Krediten von 25 Mrd. $ für die Entwicklung von sparsameren Fahrzeugen, die der Kongress bereits bewilligt hat. Diskutiert werden dabei diverse Möglichkeiten der Hilfestellung, von günstigen Krediten und Bürgschaften bis hin zu Mittelaufnahmen am Diskontfenster der Notenbank. Im Gegenzug könnten die «Big Three» den Staat beteiligen.
BONUSSYSTEME ZERSTÖREN UNSERE UNTERNEHMEN!Email an SORGIM hat geschrieben:Was Sie vergessen haben, sind die 6 Milliarden, die die UBS als Eigenkapital der SNB zu 1 Franken bereits verkauft hat und die 6 Milliarden, die an Zinsen anfallen. Wenn man bedenkt, dass nur noch etwa 25 Milliarden an Risikopapieren im Fond sind, dann ist der Deal eben für die SNB ein Leckerli. Im Übrigen haben wir Sparer in der Pensionskasse zu Zeit auch nur 2%, nur sagt da kein Mensch was und das Risiko ist nicht kleiner, glauben Sie mir.
Wenn Sie auf Eigentümerkontrolle aus sind, bedenken Sie bitte eine Sache; wenn Sie das Aktienrecht ändern, dann ändern Sie es für alle, also auch für die kleinen KMU. Jeder Patron darf dann seine Bezüge nur noch unter diesen gesetzlichen Gesichtspunkten machen. Der Ansatz geht meiner Meinung nach nicht in die richtige Richtung. Ich bin auch Ihrer Meinung, die Millionengangen sind nicht länger gerechtfertigt, aber wir müssen einen anderen Weg finden, diese zu verhindern. Wenn ein Verwaltungsrat seine Löhne aufgrund der Willkür der Aktienäre festgelegt kriegt, bewegen wir uns genau in die entgegengesetzte Richtung.
Wir haben Praktiken à la BCCI zu verbieten, wollen wir uns davor schützen, früher oder später als ein Schurkenstaat betrachtet und weltweit gebannt zu werden.Tagesanzeiger.ch, Ralph Pöhner hat geschrieben:Die detailreiche Anklageschrift gegen Spitzenbanker Raoul Weil zeigt: Die US-Behörden haben hochrangige Quellen in der UBS. Der Chefankläger spricht von einer «Verschwörung».Das Bild ist äusserst einseitig: Das Justizministerium in Washington, die Bundesstaatsanwaltschaft in Florida und die amerikanische Steuerfahndung weiden vor aller Welt aus, wie UBS-Banker ihren US-Kunden beim Steuerbetrug geholfen haben sollen – sie machen öffentlichen Druck. Die UBS hingegen muss sich darauf beschränken, in einem dürren Communiqué guten Willen zu zeigen und gute Zusammenarbeit mit den Behörden zu versprechen. Mehr kann die Schweizer Grossbank auch heute nicht vermelden. Das einseitige Bild der US-Behörden zeigt eine jahrelange, bis in Einzelheiten orchestrierte «Verschwörung» von UBS-Leuten gegen die USA. An der Spitze: Raoul Weil, Chef des Wealth Management von UBS, seit letzter Woche formell angeklagt und seit vorgestern dispensiert. Von 20'000 UBS-Kunden, die in den USA unter Weils Leitung betreut worden waren, versteckten 17'000 ihre Identität und ihre Schweizer Konten vor den Steuerbehörden: Dies behauptet die Anklageschrift, unterzeichnet von Bundesanwalt Alexander Acosta, abgestempelt am Nachmittag des 6. November 2008 beim U. S. District Court in Fort Lauderdale.Bildlegende hat geschrieben:[3]http://files.newsnetz.ch/bildlegende/18922/WeilWeil.JPG[/3]
Raoul Weil, seit 2007 CEO des Global Wealth Management der UBS. Er wurde von einer Bundes-Anklagebehörde angeklagt, tausenden US-Bürgern bei der Steuerhinterziehung geholfen zu haben. Am Mittwoch gab er sein Amt interimistisch an Marten Hoekstra ab.
Milliardenkauf als «Teil einer Verschwörung»
Der Text liest sich wie eine allgemeine Drohung: Namentlich angeklagt ist zwar bloss UBS-Topmanager Raoul Weil, doch das Papier erwähnt mehrere Kategorien von unindicted co-conspirators, also von Mitverschwörern, gegen die keine Klage erlassen wurde. Es sind die «Executives», womit Acosta Leute auf höchstem Niveau meint; es sind die «Managers», die das Geschäft in den USA überwachten; es sind die «Desk Heads», also leitende Angestellte fürs tägliche Geschäft; und es sind die «Bankers» – also all die UBS-Leute, die Kontakt hielten zu den Kunden in Amerika. Ihnen wird – neben der erwähnten Mit-Verschwörung – vorgehalten, Bankgeschäfte in den USA getätigt zu haben, ohne die nötige Lizenz zu besitzen. So schwingt in der Anklage gegen Einzelmann Weil auch ein Gesamtvorwurf mit: Als «Teil der Verschwörung» habe die «Swiss Bank» beispielsweise ihr Geschäft durch den Kauf einer grossen amerikanischen Broker-Firma ausgeweitet – wohl eine Anspielung auf den Milliardenkauf der Investmentbank Paine Webber durch UBS im Jahr 2000.
Man sollte öfters das Hotel wechseln
Namentlich wird die UBS kein einziges Mal erwähnt. Doch zugleich unterstellt die Staatsanwaltschaft dem ungenannten Institut mit ausführlichen Details und Interna eine erhebliche kriminelle Energie: Formulare seien falsch ausgefüllt worden, um zu verschleiern, dass US-Kunden die wahren Besitzer von Offshore-Konstrukten seien; die «Swiss Bank» habe ihren Leuten untersagt, riskante Kontakte im internen Computersystem zu vermerken und den Markennamen UBS in Mails zu nennen. Oder die «Bankers» seien geschult worden, um in Amerika die Enttarnung zu vermeiden. So habe man sie angehalten, bei USA-Reisen öfters das Hotel wechseln. Offensichtlich wird dabei, dass mehrere UBS-Leute vor Acosta ausgepackt haben. Der Bundesstaatsanwalt weiss, wie viele Banker wie oft in die USA flogen, welche bankinterne Schulung wann und wo stattfand, welches Argumentarium an welchem Datum beschlossen wurde. Zum Beispiel erhielten Raoul Weil und ein anderer UBS-Spitzenmann («Executive #1») im August 2006 den Antrag zweier Untergebener, das gefährliche Geschäft in den USA entweder herunterzufahren, zu verkaufen oder auszulagern. Weil und die unbekannte Nummer 1 lehnten ab: Dies sei zu teuer und verlange die Bekanntgabe von Informationen, welche der UBS schaden könnten. Eine Quelle ist bekannt: Bradley Birkenfeld, ein UBS-Ex-Mann, der in Boston auf seinen Prozess wartet und offen mit den US-Steuerfahndern zusammenarbeitet. Bekannt ist auch, wen die US-Fahnder sonst noch befragt haben: Martin Liechti, in der entscheidenden Zeit Chef des Wealth Management von UBS in Nord- und Südamerika; er war Weil direkt unterstellt. Liechti stand auf einer Stufe, die Alexander Acosta wohl bei den «Managers» einordnen würde. Der Schweizer Banker war im Mai arretiert worden, als er auf einem Südamerika-Flug in Miami die Maschine wechseln wollte; danach hielten ihn die US-Fahnder fast drei Monate lang als «wichtigen Zeugen» fest. Nach seiner Rückkehr setzte ihn die UBS als Leiter des Wealth Management Americas ab, offiziell im Rahmen einer Reorganisation. Liechti, so ein Sprecher heute, prüfe Optionen für eine Weiterentwicklung bei der UBS.
Das Selbstvertrauen der Steuerfahnder
Die Gefahr ist offensichtlich: Wenn die Anklage so intensiv von co-conspirators auf höchster Stufe spricht, so deutet dies etwa für «Financial Times» an, dass die US-Behörden genügend Selbstvertrauen haben, um «auf höherer Hierarchiestufe zuzuschlagen». Entscheidend könnte dabei werden, ob Marcel Rohner unter den inkriminierten «Executives» auftaucht und deshalb ebenfalls ins Visier kommt: Der heutige Konzernchef leitete in der heiklen Zeit von 2002 bis 2007 das gesamte Wealth Management der UBS. Er war direkter Vorgesetzter von Raoul Weil. Ein Zweck all dieser Informationen liegt auf der Hand: Die Amerikaner wollen Raoul Weil und die UBS mit einer grossen Inszenierung unter Druck setzen. Gültig ist aber auch der Satz, mit dem Alexander Acosta sein eigenes Communiqué beendet: Ein Angeklagter gilt als unschuldig, bis seine Schuld jenseits eines vernünftigen Zweifels bewiesen ist.
(Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)
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