Ingrid Betancourt ist frei

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Ingrid Betancourt ist frei

Beitragvon zuyox am Do Jul 03, 2008 9:34 am

Ingrid Betancourt durch Armee befreit
Helikopterraid gegen die Guerilla im kolumbianischen Dschungel
Über den Einsatz von Spionen hat geschrieben:In Kolumbien ist die kolumbianisch-französische Politikerin Ingrid Betancourt durch die Armee aus ihrer sechsjährigen Geiselhaft befreit worden. Mit ihr zusammen kamen drei Amerikaner und elf kolumbianische Militärs frei. Das gab Verteidigungsminister Juan Manuel Santos in Bogotá bekannt.

awy. In Kolumbien ist die Politikerin Ingrid Betancourt durch die Armee aus ihrer sechsjährigen Geiselhaft befreit worden. Mit ihr zusammen kamen drei Amerikaner und elf kolumbianische Militärs frei. Das gab Verteidigungsminister Juan Manuel Santos in Bogotá bekannt. Die Befreiung gelang einem Kommandotrupp der Armee mit einem Helikopterraid im südlichen Dschungelgebiet, im Departement Guaviare. Bei der Aktion gab es keine Toten; mehrere Rebellen wurden gefangen genommen, wie die Online-Ausgabe der kolumbianischen Zeitung «El Tiempo» berichtet. Am Fernsehen gab der Minister bekannt, dass es den kolumbianischen Geheimdiensten gelungen sei, eine Gruppe der Farc-Guerilla zu infiltrieren. Erst vor drei Wochen hatte die Armee angegeben, über genaue Informationen zum Aufenthaltsort von Geiseln der Guerilla zu verfügen.

Die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Betancourt war die prominenteste der über 700 Geiseln der Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (Farc). Ihr Gesundheitszustand ist offenbar schlecht. Das berichteten andere Geiseln, die vor wenigen Monaten von der Guerilla freigelassen worden waren. Die allermeisten Geiseln befinden sich nach wie vor in den Händen der Guerilla, viele von ihnen auch schon jahrelang.

Die Farc verfügt über eine lukrative Geldquelle: Sie profitiert vom Drogenhandel und der Drogenproduktion. Doch ist sie seit einiger Jahren unter verstärkten Druck der Armee gekommen, die von den USA massiv mit Rüstung und Ausbildung unterstützt wird.

Im März tötete die Armee den Chefideologen der Farc, Raul Reyes, bei einem Angriff im ecuadorianischen Grenzgebiet. Diese grenzüberschreitende Aktion führte zu einem grossen Zerwürfnis Kolumbiens mit Ecuador und auch Venezuela. Im Mai starb der an Krebs erkrankte oberste Chef der Rebellen, Manuel Marulanda alias «Tirofijo». Offenbar wurde die Farc durch die Ausfälle an ihrer Spitze zusätzlich geschwächt.

Die kolumbianische Regierung hat ein Demobilisierungs- und Reintegrationsprogramm lanciert, um die Guerilleros zur Niederlegung der Waffen und zur Rückkehr ins Zivilleben zu veranlassen. In letzter Zeit gab es Berichte über zunehmende Desertionen.

Für die Befreiung Betancourts, die auch über die französische Staatsangehörigkeit verfügt, hatte sich auch die Regierung in Paris nachdrücklich eingesetzt. Präsident Nicolas Sarkozy hat den Fall Betancourt zur Chefsache gemacht. Die diplomatischen Bemühungen wurden öffentlichkeitswirksam präsentiert. Eher im Hintergrund wirkte auch die Schweizer Diplomatie an den Bemühungen zur Freilassung der Geiseln mit.
Sun Tzu in The Art of War schrieb vor 2'500 Jahren über den Einsatz von Spionen:
1. Eine größere militärische Operation ist eine schwere Belastung für die Nation und kann sich im Kampf um den Sieg, der an einem einzigen Tag errungen wird, über Jahre hinziehen.
2. Wenn man also die Bedingungen beim Gegner nicht kennt, weil man die Ausgaben für die Entlohnung von Spionen scheut, ist dies der Gipfel der Unmenschlichkeit und zeichnet weder einen wahren militärischen Führer noch eine Stütze der Regierung oder einen siegreichen Herrscher aus.
3. Was also eine kluge Regierung und eine weise militärische Führung dazu befähigt, andere zu besiegen und außerordentliche Leistungen zu erbringen, ist ihr Vorherwissen.
4. Vorherwissen kann nicht Geistern und Dämonen entlockt werden; es kann nicht durch Analogien abgeleitet werden; es kann nicht durch Berechnungen ermittelt werden. Es muss von Menschen erworben werden, von Menschen, die die Bedingungen beim Gegner kennen.
5. Es gibt fünf Arten von Spionen:
  • der ortsansässige Spion,
  • der innere Spion,
  • der Gegenspion,
  • der tote Spion und
  • der lebendige Spion.
Wenn alle diese fünf Arten von Spionen in Aktion treten, weiß niemand um ihre Wege dies nennt man organisatorisches Genie, Es ist das kostbarste Gut eines Herrschers.

1. Ortsansässige Spione werden unter der Bevölkerung eines Ortes angeworben.
2. Innere Spione werden unter den feindlichen Offizieren rekrutiert.
3. Gegenspione werden unter den feindlichen Spionen angeworben.
4. Tote Spione lassen den gegnerischen Spionen falsche Nachrichten zukommen.
5. Lebendige Spione kehren zurück, um Bericht zu erstatten.
5. Daher wird niemand in den Streitkräften so vertraglich behandelt wie Spione, niemand wird reicher belohnt als Spione, und nichts ist geheimer als die Arbeit der Spione.
6. Man kann Spione nicht ohne Scharfsinn und Weisheit einsetzen; man kann Spione nicht ohne Menschlichkeit und Gerechtigkeit führen; man kann die Wahrheit von Spionen nicht ohne Subtilität erfahren. Es ist tatsächlich eine sehr heikle Angelegenheit. Spione sind überall von Nutzen.
7. Wenn etwas, das eigentlich Gegenstand von Spionagetätigkeit ist, bekannt wird, noch bevor der Spion davon berichtet hat, müssen sowohl der Spion als auch derjenige, der darüber gesprochen hat, sterben.
8. Wann immer du einen Gegner angreifen, eine Stadt belagern oder einen Menschen töten willst, musst du zuerst die Identität ihrer verantwortlichen Generäle, ihrer Vertrauensleute, ihrer Besucher, ihrer Torhüter und ihrer Kammermeister kennen. Lass es deine Spione herausfinden.
9. Du musst die feindlichen Spione ausfindig machen, die dich überwacht haben, du musst sie bestechen und sie dazu bewegen, bei dir zu bleiben. So kannst du sie als Gegenspione einsetzen.
10. Durch Nachrichten, die du so erhalten hast, kannst du ortsansässige Spione und innere Spione anwerben.
11. Durch Nachrichten, die du so erhalten hast, kannst du die falschen Informationen, die du dem toten Spion gibst, dem Feind zukommen lassen.
12. Durch Nachrichten, die du so erhalten hast, kannst du den lebendigen Spion seine Arbeit wie geplant verrichten lassen.
13. Es ist wesentlich für einen Führer, um diese fünf Arten der Spionage zu wissen, und dieses Wissen hängt von den Gegenspionen ab, daher müssen Gegenspione gut behandelt werden.
14. Daher kann sich nur ein hervorragender Herrscher oder ein weiser General, der die Intelligentesten als Spione einsetzt, eines großen Erfolges sicher sein.
15. Dies ist wesentlich für militärische Operationen, und darauf verlässt sich die Armee bei all ihren Bewegungen.

Vielleicht könnten wir viel von den älteren, erfahrenen Philosophen lernen, wenn wir denn wollten?
zuyox
 
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Re: Ingrid Betancourt ist frei

Beitragvon Gast am Fr Jul 04, 2008 9:22 pm

„Drei Jahre rund um die Uhr angekettet“
http://www.focus.de/politik/ausland/ing ... 15950.html

Die befreite Ingrid Betancourt hat von grausigen Details aus ihrer Geiselhaft berichtet. Die FARC-Rebellen folterten, demütigten und erniedrigten sie demnach immer wieder. Ihre Freilassung gibt indes Rätsel auf: Wurde für sie Lösegeld bezahlt?

Sie sei etwa drei Jahre lang rund um die Uhr angekettet gewesen, berichtete Betancourt in einem am Freitag ausgestrahlten Interview des Senders Europe 1. Die Geiselhaft sei eine lange Folge von „Folter, Demütigung und Erniedrigung“ gewesen, sagte die 46-Jährige. „Es ist schwierig, schön zu sein, wenn man am Hals angekettet ist. Man muss den Kopf senken und sein Schicksal ertragen, ohne dass die Erniedrigung soweit geht, dass man vergisst, wer man ist“, fügte sie hinzu.

„Ich würde kein Tier so behandeln“

Zuerst habe sie nicht über ihre Erfahrungen im kolumbianischen Dschungel reden wollen. „Ich habe mir gesagt, dass diese schlimmen Details der Öffentlichkeit erspart bleiben sollten“, sagte sie. Sie habe „schwere Krisen“ durchgemacht. „Es war so entsetzlich, dass es ihnen, glaube ich, selbst zuwider war.“ Dem Fernsehsender France 2 sagte sie: „Ich würde kein Tier so behandeln“, wie sie behandelt worden sei. Was sie mit ihrer plötzlichen Freiheit nun tun werde, wisse sie noch nicht. Sie habe sich auf weitere Jahre in Gefangenschaft eingestellt gehabt und stehe noch unter Schock. Ihr Glaube habe ihr geholfen, sagte die Katholikin.

Derweil meldet ein Schweizer Radiosender, dass die spektakuläre Befreiung inszeniert gewesen sein soll: Anführer der kolumbianischen FARC-Rebellen hätten für die Freilassung von Betancourt und 14 weiteren Geiseln rund zwanzig Millionen Dollar (12,6 Millionen Euro) bekommen, berichtete der Radiosender RSR unter Berufung auf eine „glaubhafte“ Quelle. Hinter dem Handel steckten die USA, die drei eigene Bürger unter den Geiseln gehabt hatten. Hinter der „glaubhaften Quelle“ verbergen sich nach Informationen von FOCUS Online zwei Schweizer Emissaire, die im Auftrag von Frankreich, Spanien und der Schweiz seit vier Jahren Kontakt in Kolumbien zur FARC-Führung halten sollten.

Frankreich dementiert Lösegeld-Zahlung

Das französische Außenministerium dementierte die Zahlung von Lösegeld. Die Antwort auf diese Vermutung sei „Nein“, sagte ein Ministeriumssprecher. „Da wir an dieser Operation nicht beteiligt waren, haben wir uns auch nicht an ihren Finanzierungsmodalitäten beteiligt“, falls es solche gegeben habe. Nach Angaben der kolumbianischen Regierung gelang die Befreiung, weil ein Militärangehöriger die Rebellen unterwandert hatte.

Der Schweizer Radiosender RSR berichtete weiter, die Frau eines Wächters der Geiseln sei der Schlüssel zu der Aktion gewesen. Sie sei nach ihrer Festnahme durch die Armee wieder in die Reihen der FARC eingeschleust worden und habe ihren Mann überzeugt, die Seiten zu wechseln. Die „Inszenierung“ der Befreiung erlaube es dem kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe „seinen Kurs zu halten, der jegliche Verhandlungen mit den Rebellen ausschließt, während die Geiseln nicht freigelassen sind“, hieß es in dem Schweizer Radiobericht weiter. „Dieses Bravourstück“ stärke ihn vor den geplanten vorgezogenen Präsidentschaftswahlen.

USA vorab über Befreiung informiert

Die Schweiz hatte zusammen mit Spanien und Frankreich von Uribe den Auftrag für Vermittlungen mit der FARC erhalten. Die Vereinigten Staaten hatten am Donnerstag erklärt, sie seien „in der Vorbereitungsphase“ über die Befreiungsaktion informiert gewesen. Kolumbien habe die Aktion aber selbst entwickelt und ausgeführt. Der US-Botschafter in Bogota, William Brownfield, sprach allerdings von einer „unmittelbaren Zusammenarbeit“. Die USA hätten Informationen und „technische Unterstützung“ geliefert.

In Frankreich ist im Elyseepalast eine Feier mit den Komitees geplant, die sich jahrelang für Betancourts Freilassung eingesetzt hatten. Die Nationalversammlung will zu Ehren der früheren kolumbianischen Senatorin ein überlebensgroßes Bild von Betancourt am Eingang aufhängen. Die Grünen-Politikerin war in Frankreich aufgewachsen und zur Schule gegangen; ihre beiden Kinder stammen aus erster Ehe mit einem Franzosen und leben in Paris
Gast
 

Re: Ingrid Betancourt ist frei

Beitragvon Gast am Sa Jul 05, 2008 6:43 am

Westschweizer Radio berichtet von angeblichem Freikauf Betancourts
http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/w ... 76586.html

Kolumbien und Frankreich dementieren
Die kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt und 14 weitere Geiseln der FARC-Rebellen sollen gemäss einem Bericht des Westschweizer Radios RSR freigekauft worden sein. Die spektakuläre Befreiung vom Mittwoch sei inszeniert gewesen. Experten sind skeptisch und verweisen auf Verschleierungsmanöver.

(sda) Die kolumbianischen FARC-Rebellen hätten rund 20 Millionen Dollar für die Geiseln bekommen, die vor knapp zwei Tagen im Südosten von Kolumbien freikamen, berichtete RSR am Freitag unter Berufung auf eine ungenannte «glaubhafte und in den vergangenen Jahren mehrfach erprobte» Quelle.

Die von der Regierung in Bogotá und dem Militär geschilderte spektakuläre Befreiungsaktion vom Mittwoch habe so nicht stattgefunden. Es habe sich vielmehr um eine «Maskerade» gehandelt.

Hinter dem Freikauf steckten die USA. Zusammen mit Betancourt waren am Mittwoch auch drei US-Bürger freigekommen. Bei ihnen habe es sich in Wirklichkeit um FBI-Agenten gehandelt, meldete RSR weiter. Merkwürdig sei auch, dass keine Videoaufnahmen von der Aktion gezeigt worden seien.

Die kolumbianische Regierung dementierte den Bericht. Die Befreiung sei vielmehr eine «saubere und erfolgreiche» Aktion gewesen, sagte Vize-Präsident Francisco Santos dem argentinischen Radiosender América. Der Radiobericht beruhe auf «Gegeninformationen» der FARC, fügte Santos an.

Auch Betancourt selbst glaubt nicht, dass ihre Befreiung inszeniert war und Lösegeld gezahlt wurde. «Das, was ich miterlebt habe, kann keine Inszenierung gewesen sein», sagte sie. «Als der Hubschrauber abhob und der FARC-Kommandant überwältigt war, brach eine enorme Freude aus. Die war sicher nicht gespielt.»

Frankreich dementierte bereits, ein Lösegeld gezahlt zu haben. «Die Antwort lautet: Nein», sagte Eric Chevallier, Sprecher des Aussenministeriums am Freitag. Frankreich sei über die Militäraktion ohnehin nicht informiert gewesen. «Das ist auch völlig normal», betonte der Sprecher. «Je weniger bei so einer Aktion eingeweiht sind, desto besser.»

Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wollte sich nicht zu den RSR-Informationen äussern. Das EDA habe erst am Freitag aus den Medien davon erfahren und nehme nicht Stellung zu Medienberichten, sagte Sprecher Lars Knuchel auf Anfrage. Auch der Schweizer Emissär in Kolumbien, Jean-Pierre Gontard, wollte nicht Stellung nehmen.
Gast
 


Re: Ingrid Betancourt ist frei

Beitragvon Gast am So Jul 06, 2008 10:43 am

Bei erstaunlich guter Gesundheit
http://www.nzz.ch/nachrichten/internati ... 77732.html

Ärzte bescheinigen Ingrid Betancourt nach sechs Jahren Geiselhaft guten Zustand

Die bekannte französisch-kolumbianische Politikerin Betancourt hat trotz sechs Jahren Geiselhaft im Dschungel kaum körperlichen Schaden genommen. Ärzte hätten ihr nach der Befreiung eine gute Gesundheit attestiert.

(sda/dpa) Die franko-kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt hat ihre über sechs Jahre Geiselhaft bei den Farc- Guerillas im Dschungel Kolumbiens gesundheitlich gut überstanden. Die Ärzte im Militärspital Val-de-Grâce in Paris hätten sie nach mehrstündiger Untersuchung «mit guten Nachrichten überhäuft», sagte Betancourt am Samstagabend dem Sender «France 3». Sie sei überrascht von dem Befund, zumal sie über sechs Jahre im Dschungel verbracht habe. «Aber der Geist hilft, dass der Körper durchhält», sagte sie.

Trotz dem von den Ärzten bescheinigten guten Gesundheitszustand sei ihr aber empfohlen worden, sich jetzt auszuruhen. Es werde noch einige zusätzliche Untersuchungen geben, wurde ihre Schwester Astrid Betancourt auf der Internetseite von «20 Minutes» zitiert, aber es gebe «nichts Alarmierendes».
Aktion vorgezogen

Die 46-Jährige war am Mittwoch in einem Überraschungscoup des kolumbianischen Militärs zusammen mit 14 anderen Geiseln aus der Gewalt der linken Farc-Rebellen befreit worden. Die spektakuläre Aktion sei etwa zehn Tage vorgezogen worden, sagte der kolumbianische Verteidigungsminister Juan Manuel Santos am Samstag in Madrid. Sie hätten befürchtet, die Guerilla könnte von der Aktion erfahren und die eingeschleusten Agenten enttarnen.

«Die Gefahr, dass etwas durchsickern könnte, war sehr gross», sagte Santons. Das Risiko für die Entführungsopfer sei jedoch minimal gewesen.
«Kein Lösegeld»

Der Minister wies auch Berichte zurück, es sei Lösegeld gezahlt worden. Diese Behauptung sei bloss ein Versuch, die Operation «Jaque» (Schach) in Verruf zu bringen. Zudem betonte er, es habe sich um einen «hundertprozentig kolumbianischen» Einsatz gehandelt.

«Wir haben den Köder ausgeworfen, und der Fisch hat angebissen», sagte Santos. «Als er angebissen hatte, haben wir Präsident Alvaro Uribe gefragt, ob wir den Fisch aus dem Wasser ziehen sollten», fuhr er fort. Der Staatschef habe ohne zu zögern grünes Licht gegeben.

Betancourt war im Februar 2002 von der linken Rebellengruppe Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (Farc) verschleppt worden.

Kolumbien dementiert Lösegeldzahlung
http://www.nzz.ch/nachrichten/internati ... 77085.html

Video der Geiselbefreiung veröffentlicht

Die kolumbianische Regierung versichert, für die Befreiung von Ingrid Betancourt und 14 weiteren Geiseln der FARC-Rebellen habe sie kein Lösegeld bezahlt. Das Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Video von der spektakulären Befreiungsaktion, und will damit den Spekulationen um Lösegeldzahlungen entgegentreten.

(sda/dpa/afp) Nach den Worten von Verteidigungsminister Juan Manuel wurde das veröffentlicht, um den Spekulationen entgegenzutreten, die Befreiung sei inszeniert und Lösegeld bezahlt worden.
Botschaft in der Schweiz reagiert

Das Westschweizer Radio (RSR) hatte unter Berufung auf eine ungenannte «glaubhafte und in den vergangenen Jahren mehrfach erprobte» Quelle berichtet, FARC-Vertreter hätten für die Befreiung der Geiseln rund 20 Millionen Dollar erhalten. RSR präzisierte inzwischen, dass Geld sei an zwei Bewacher der Geiseln geflossen.« Wir sind von der Armee, Sie sind frei»
Wie Ingrid Betancourt der Guerilla entrissen wurde – Protokoll einer Kriegslist

Die kolumbianische Botschaft in der Schweiz publizierte in der Nacht auf Samstag ein Mitteilung, in dem sie die Vorwürfe als «ungerecht, ungerechtfertigt, und opportunistisch» bezeichnet. Die Geiseln seien durch eine «beispiellose Operation» befreit worden, die in die Geschichte eingehen werde.
Video von falschen Journalisten

Auf den von Kolumbien veröffentlichten, verwackelten Videoaufnahmen ist zu sehen, wie als Journalisten getarnte kolumbianische Sicherheitskräfte versuchen, die beiden später festgenommenen FARC-Kommandanten zu interviewen. Ausserdem werden die mit Plastikbändern gefesselten Geiseln, darunter auch Betancourt, gezeigt, wie sie zu einem wartenden weissen Helikopter geführt werden.

Eine weitere Szene zeigt die Ungläubigkeit, Überraschung und dann das Lachen der Geiseln, als ihnen in dem bereits fliegenden Helikopter eröffnet wird, dass sie gerade befreit worden sind. Betancourt weint vor Erleichterung und eine der kolumbianischen Geiseln schreit immer wieder: «Zehn Jahre Warten, zehn Jahre Warten».
Helikopter war präpariert

Der Augenblick, in dem der lokale FARC-Kommandeur Cesar und ein weiterer Rebell, die die Geiseln begleiteten, überwältigt werden, ist im dreiminütigen Video dagegen nicht zu sehen.

Nach amerikanischen Angaben war der Helikopter russischer Bauart auch mit einem Sender und Mikrofonen ausgerüstet, um den Ablauf der Aktion überwachen zu können.

Die spektakuläre Befreiung ist etwa zehn Tage vorgezogen worden. Es wurde befürchtet, die Guerilla könnte von der Aktion erfahren und die eingeschleusten Agenten enttarnen, wie der kolumbianische Verteidigungsminister Juan Manuel Santos am Samstag in Madrid sagte.
Aktion erschwert weitere Befreiungen

Die Täuschung der Rebellen durch falsche Mitglieder einer regierungsunabhängigen Organisation und falsche Journalisten dürfte künftige Freilassungsaktionen extrem erschweren, weil dabei bisher fast immer unabhängige Organisationen und auch Journalisten als Sicherheitsgarantie für die Rebellen teilgenommen haben.

« Wir sind von der Armee, Sie sind frei»
http://www.nzz.ch/nachrichten/internati ... 77614.html

Wie Ingrid Betancourt der Guerilla entrissen wurde – Protokoll einer Kriegslist

In Kolumbien werden immer neue Einzelheiten zur Befreiung der kolumbianischen Politikerin Ingrid Betancourt bekannt. Die Militäraktion gegen die Guerilla gewinnt damit Konturen.

Victor Merten

«Diese Operation, die wir <Schach> genannt haben, ist eine Operation ohne Beispiel. Sie wird in die Geschichte eingehen wegen ihrer Kühnheit und Wirksamkeit, und sie stellt der Qualität und Professionalität der kolumbianischen Streitkräfte ein sehr, sehr gutes Zeugnis aus.» Mit diesen Worten hat der kolumbianische Verteidigungsminister Juan Manuel Santos am Mittwochnachmittag die Öffentlichkeit über die Befreiung von Ingrid Betancourt und 14 weiteren Geiseln der Farc-Guerilla unterrichtet, nur wenige Minuten nachdem diese erfolgt war. Nach dem, was über «Schach» bekannt geworden ist, ist man geneigt, dem Minister beizupflichten.

Die vom Heereschef Mario Montoya geführte Operation beginnt nach der Flucht des Polizisten John Frank Pinchao Mitte Mai 2007. Pinchao ist acht Jahre lang in der Gewalt der Farc, der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens, gewesen. Er war Teil einer Gruppe von Geiseln der Guerilla, zu der auch die frühere Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt und drei über dem kolumbianischen Dschungel abgestürzte US-Drogenfahnder zählten. Seit dem 23. Februar 2002 ist die Politikerin in der Gewalt der Guerilla.
Maulwürfe im Dschungel

Pinchao kann erste Hinweise auf den Aufenthaltsort der Geiseln im Departement Guaviare im Südosten des Landes geben und über die Strategien der Geiselnehmer berichten. Zwei Freilassungen im letzten Januar und Februar in der Gegend verfeinern das Bild: Die Farc übergeben dem Roten Kreuz Betancourts Wahlkampfleiterin Clara Rojas und die Abgeordnete Consuelo González sowie vier Volksvertreter.

Im April gelingt es Angehörigen des militärischen Geheimdienstes, die Erste Front der Guerilla, die die Geiseln hält, zu unterwandern. Allmählich gewinnen sie das Vertrauen von Cesar, mit bürgerlichem Namen Gerardo Antonio Aguilar Ramírez, dem «obersten Kerkermeister» der Farc. Mitte Juni genehmigt der Heereschef Montoya den Plan zur Befreiung der Geiseln. Fünfzehn Geheimdienstoffiziere, die in den USA und Israel ausgebildet wurden, sollen diesen ausführen. Sie rechnen mit einer Chance von 90 Prozent, dass er aufgeht. Für den Fall eines Misserfolgs stehen Einheiten am Boden und in Helikoptern für eine sofortige «humanitäre Einkreisung» bereit. In diesem Fall würde direkt mit den Guerilleros verhandelt.

Zuvor ist dem Militärgeheimdienst die Unterwanderung der Farc-Führung, des nationalen Sekretariats, geglückt. Die umgedrehte Person teilt Cesar mit, der neue Chef der Farc, Alfonso Cano, habe Befehl gegeben, die Geiseln zu ihm in den Westen des Landes zu bringen. Dazu müsse Cesar zuerst die in drei getrennten Gruppen gehaltenen Geiseln zusammenführen. Helikopter einer befreundeten ausländischen Nichtregierungsorganisation würden die Beförderung übernehmen.

Am letzten Mittwoch 5 Uhr nähern sich zwei weiss-rote M-I-Helikopter russischer Bauart, wie sie schon bei früheren Übergaben verwendet wurden, dem Urwald bei Tomachipán. Einer landet auf einer Lichtung, auf der sich Cesar mit etwa 15 Kämpfern und den Geiseln wie verabredet eingefunden hat. Die sechs Mann Besatzung, die die Befreiungsaktion wochenlang eingeübt haben, steigen aus als Guerillagenossen in Che-Guevara-T-Shirts, als Mitglieder der NGO mit ausländischem Akzent sowie als Journalisten, die Cesar interviewen wollen. Alles läuft ab wie in bisherigen Übergaben.
Guerilla ohne Kontakt

Weder Cesar noch sein Aufseher Gafas schöpft Verdacht. Dabei haben sie keine Bestätigung für den angeblichen Befehl von Farc-Chef Cano eingeholt. Offenbar fürchten sie sich davor, von der Luftwaffe geortet und bombardiert zu werden, falls sie ihre Telekommunikationsmittel gebrauchen. Erst Anfang März ist die Nummer 2 der Farc, Raúl Reyes, auf ecuadorianischem Gebiet von der kolumbianischen Luftwaffe getötet worden.

Die NGO-Mitarbeiter lassen die Geiseln mit Plasticbändern fesseln, bevor sie diese zusammen mit Cesar und Gafas an Bord nehmen. Es ist nach 13 Uhr, als die Maschine abhebt. Kaum in der Luft, werden die Guerilleros überwältigt. Cesar, den Betancourt später als grausam, erniedrigend und herrschsüchtig beschreibt, liegt nackt, gefesselt und mit verbundenen Augen auf dem Boden. Kein Schuss ist gefallen. «Wir sind von der Armee, Sie sind frei», teilt ein Offizier den verblüfften Geiseln mit. Freudentaumel bricht aus, Tränen fliessen. Die Besatzung meldet General Montoya den Erfolg der Operation und die Rückkehr nach San José del Guaviare. Minister Santos beginnt in Bogotá seine Pressekonferenz.

Von San José fliegt ein Armeeflugzeug die Befreiten zum Militärflughafen Catam bei Bogotá. Mit einem ungläubigen Lächeln steigt Ingrid Betancourt aus der Maschine und schliesst ihre Mutter in die Arme.
Gast
 


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