The (mis)behavior of markets von Benoit Mandelbrot

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The (mis)behavior of markets von Benoit Mandelbrot

Beitragvon zuyox am Di Sep 30, 2008 11:19 pm

Am 11. April 2005 hat Hanno Beck in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 83 auf Seite 12 das Buch "The (mis)behavior of markets" von Benoit Mandelbrot mit den Worten vorgestellt:
The (mis)behavior of markets von Benoit Mandelbrot hat geschrieben:"Was ist wohl langweiliger: ein Buch über Finanzmärkte oder eines über fraktale Geometrie? Und wie langweilig muß dann erst ein Buch über fraktale Geometrie und Finanzmärkte sein? Wer so denkt, beraubt sich eines erstaunlichen Lese- und Erkenntnisvergnügens, das Mandelbrot und Hudson ihren Lesern bescheren. Nein, das ist kein Buch für holzfällerhemden- und breitcordhosentragende, bleichgesichtige Hornbrillenträger, deren Samstagabendglück darin besteht, ihrem Rechner einen neuen Prozessor zu verpassen und dann Differenzengleichungen n-ter Ordnung zu berechnen. Es ist auch kein Buch für Online-Broker-Junkies, die hoffen, das letzte bißchen Mehrrendite aus dem intellektuellen Fundus der Wissenschaft herauszupressen. Dieses Buch ist etwas für jeden, der einen Spaziergang über die Wall Street wagt. Es ist ein Buch für jeden, der wissen will, was in den vergangenen fünf Jahren auf den Kapitalmärkten geschehen ist und was in den kommenden Jahren passieren könnte. Und es ist ein Buch für jeden, der auf anschauliche, unterhaltsame Weise lernen will, wie ökonomische Systeme ticken."
The Misbehavior of Markets Von Benoit Mandelbrot, Richard L. Hudson hat geschrieben:Mathematical superstar and inventor of fractal geometry, Benoit Mandelbrot, has spent the past forty years studying the underlying mathematics of space and natural patterns. What many of his followers don't realize is that he has also been watching patterns of market change. In The (Mis)Behavior of Markets, Mandelbrot joins with science journalist and former Wall Street Journal editor Richard L. Hudson to reveal what a fractal view of the world of finance looks like. The result is a revolutionary reevaluation of the standard tools and models of modern financial theory. Markets, we learn, are far riskier than we have wanted to believe. From the gyrations of IBM's stock price and the Dow, to cotton trading, and the dollar-Euro exchange rate--Mandelbrot shows that the world of finance can be understood in more accurate, and volatile, terms than the tired theories of yesteryear.The ability to simplify the complex has made Mandelbrot one of the century's most influential mathematicians. With The (Mis)Behavior of Markets, he puts the tools of higher mathematics into the hands of every person involved with markets, from financial analysts to economists to 401(k) holders. Markets will never be seen as "safe bets" again.
Wie funktionieren denn eigentlich ökonomische Systeme, wie dies Finanzmärkte sind? Vertreter der orthodoxen Theorie glauben an eine Welt, die den Gesetzen der "Normalverteilung" unterliegt: Zwar gibt es auch extreme Kursbewegungen, aber die sind so selten wie ein Vegetarier in einem Steak-Haus. Die meisten Kursbewegungen bewegen sich im Bereich dessen, was wir als "normal" empfinden. So wie wir beim Münzwurf erwarten, daß sich mit zunehmender Wiederholung des Experimentes die Anzahl der Kopf- und Zahl-Würfe die Waage hält, fußt die orthodoxe Theorie auf der Erwartung, daß sich an den Finanzmärkten auf lange Frist ein ähnliches statistisches Wohlverhalten einstellt - ungeachtet solcher Ereignisse wie des schwarzen Montags 1987, der Asien-Krise, der Rußland-Krise und der Kurskapriolen seit dem Jahr 2000, für die der Ausdruck "misbehavior" noch beschönigend wirkt. Hier setzt Mandelbrots und Hudsons Kritik ein: Das Fundament, auf dem die Theorie der Finanzmärkte als Orthodoxie und Naturgesetz gepriesen wird, entpuppe sich bei näherem Hinsehen als äußerst fragil. Märkte seien turbulent. Ihre Bewegungen paßten nicht in unsere Vorstellung einer Welt, in der Ereignisse normal verteilt sind. Finanzmärkte haben vielmehr ungefähr die Berechenbarkeit einer Horde Erstkläßler auf dem Weg in die große Pause. Als logische Konsequenz daraus ergibt sich: Finanzmärkte sind wesentlich riskanter, als es die Vertreter der herkömmlichen Theorie wahrhaben wollen. Kurse steigen und fallen nicht, wie es die Lehrbuch-Literatur postuliert, diszipliniert und im Rahmen einer Normalverteilung. Nein, sie springen wild umher und scheren sich keinen Deut um Portfolios, die auf der Annahme normal verteilter Kursschwankungen aufgebaut sind. Es kommt noch dicker: Die Kurse an den Finanzmärkten folgen nicht dem Muster eines langen, ruhigen Flusses. Weil sie so volatil sind, fällt ein Großteil der Kursbewegungen auf ganz enge Zeitspannen. Kurse gleiten also nicht langsam daher, sie springen und zucken. Das macht sie noch unberechenbarer und noch riskanter. Diese wilden, unberechenbaren Muster finden Mandelbrot und Hudson über alle Märkte hinweg in allen Jahrhunderten. Es ist eine Schande, daß sich die Empirie so wenig um die vorherrschende Theorie schert. Das Weltbild, das Mandelbrot und Hudson vor den Augen des Lesers anschaulich, unterhaltsam und leicht nachvollziehbar entwerfen, ist faszinierend und erschreckend zugleich. Die Autoren räumen gründlich auf mit der Illusion, diese Welt sei beherrschbar und ausrechenbar. Und die Schlußfolgerungen sind für die Zunft der Finanzakrobaten und Auguren ein Schlag ins Kontor: Verlaufsmuster? Narrengold der Finanzmärkte. Die Idee eines "wahren", intrinsischen Wertes eines Vermögensgegenstands? Ein mehr als zweifelhaftes Konzept. Die klassische Portfolio-Theorie, die Formeln zur Bewertung von Optionen, Handelsstrategien - all das müsse im Lichte der fraktalen Geometrie der Märkte neu überdacht werden, verlangen die Verfasser. Diese Ideen bergen erheblichen Sprengstoff. Wenn diese Beschreibung des Verhaltens von Märkten und des wahren Risikos ebenso korrekt ist wie seine Beobachtung, daß die traditionelle Theorie dieses Verhalten ignoriert, dann heißt dies, daß die meisten Marktteilnehmer das Ausmaß des Risikos an den Märkten systematisch unterschätzen. Was das für institutionelle Investoren wie beispielsweise Versicherer bedeuten kann, wissen diese ebenso wie die Privatanleger nach den vergangenen schmerzvollen Jahren selbst am besten. Wer von ihnen aber mindestens noch zwei Aktien besitzt, der mache eine davon zu Geld, um sich dieses Buch zu kaufen.
Vielleicht hätte die Lektüre dieses Buches dem einen oder anderen bankbranchenunerfahrenen Banker MBA Witkid die Augen öffnen können, wären diese bankbranchenunerfahrenen Banker MBA Witkids überhaupt noch lernfähig gewesen oder geblieben, aber sie zogen es wohl vor, im Herdentrieb der akademischen Banking Witkids sich alle gegenseitig mit Gausschen Formeln zu kopieren, um sich alle kollektiv ins Schlamassel der Weltwirtschaftskrise zu stürzen.

Was können wir daraus lernen?
Vermutlich etwas ganz besonderes, nämlich, dass Studienabgänger wesentlich weniger geeignet sind, den Job eines Bankers erfolgreich auszuüben, als Bankenlehrlinge ohne Universitätsstudium.

Warum?
Diese Pseudoelite hatte einen massiven Fehler, sie hielten sich für Experten, für eine Elite und waren letztlich nur arrogante Verlierer, denn die Masse hätte es kollektiv besser gemacht, meint etwa James Surowiecki in seinem 2004 erschienen Buch Die Weisheit der Vielen (The Wisdom of Crowds. Why the Many Are Smarter Than the Few and How Collective Wisdom Shapes Business, Economies, Societies and Nations), wo er argumentiert, dass die Kumulation von Informationen in Gruppen zu Entscheidungen der Gruppe führt, die oft besser sind als sie von einem einzelnen Teilnehmer der Gruppe gemacht werden könnten.

Das Buch präsentiert zahlreiche Fallstudien und Anekdoten um seine Argumentation zu illustrieren. Dabei werden viele Fachgebiete berührt, hauptsächlich aber die Ökonomie und die Psychologie.

Die einleitende Geschichte erzählt über Francis Galtons Überraschung, dass Besucher einer Vieh-Ausstellung im Rahmen eines Gewinnspiels das Schlachtgewicht eines Rindes genau schätzten, wenn man als Schätzwert der Gruppe den Mittelwert aller Schätzungen annahm.

Die Schätzung der Gruppe war sogar besser als die jedes einzelnen Teilnehmers, darunter manche Metzger!

Das Buch bezieht sich auf unterschiedliche Gruppen unabhängig entscheidender Personen, nicht auf Phänomene der Massenpsychologie. Er zieht Parallelen zu statistischen Auswahlverfahren, wonach eine unterschiedliche Gruppe individuell entscheidender Menschen eher die Gesamtheit aller möglichen Ausgänge eines Ereignisses repräsentieren kann und damit in der Lage ist, bessere Voraussagen für die Zukunft zu treffen.

Kommen wir aber zurück auf Benoit Mandelbrots "The (mis)behavior of markets" und stellen wir einfach fest, dass unserer akademischen Banker fast durchs Band das falsche gelernt und umgesetzt hatten, nämlich Theorien, welche in Extremsituationen zu massiven Fehlern führen, Theorien, welche in extremen Situationen zu enormen Verlusten führen, denn noch nie haben die Banker selbst so viel Geld zerstört wie in den letzten drei Jahren.

Wir sollten daran denken, die jungen, bankbranchenunerfahrenen Banker zu bevormunden und in Zukunft nur noch über 45 jährige, erfahrene Banker anzustellen und diese zu beauftragen, junge 15 jährige Bankenlehrlinge auszubilden.

Die Banken wären schnell wieder profitabel und Arroganz und Ignoranz würden massiv aus den Banken abgezogen!
zuyox
 
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