Jim Rogers glaubt nicht an Sozialismus der Reichen

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Jim Rogers glaubt nicht an Sozialismus der Reichen

Beitragvon zuyox am Sa Okt 04, 2008 11:30 am

Jim Rogers: „Die USA verlieren ein Jahrzehnt“ - Handelsblatt
Die Finanzkrise hat die Börsen weltweit fest im Griff. Investmentlegende Jim Rogers erklärt im Handelsblatt-Interview, warum es besser wäre, Problembanken pleite gehen zu lassen, anstatt sie mit staatlichen Geldern zu retten. Anlegern rät er, auf fallende Kurse zu setzen.

Jim Rodgers glaubt nicht, dass der Sozialismus der Reichen der USA die US Wirtschaft retten wird, hat alle US-Finanzaktien verkauft und chinesische Aktien gekauft, hat New York verlassen und sich in Singapur niedergelassen und lässt seine Tochter chinesisch lernen.

The U.S. Economy Is Socialism for the Rich
Hier ist sein Blog und hier mehr Information über ihn bei Wikipedia
Jim Rogers: „Die USA verlieren ein Jahrzehnt“. Udo Rettberg und Ingo Narat hat geschrieben:Die Finanzmärkte erleben das von Ihnen angekündigte Chaos. Wie geht es weiter?
Was in Washington und New York abläuft, ist nicht nur schlecht für die USA, sondern für die ganze Welt. Das Auffangen von Pleitebanken führt lediglich dazu, dass die riesigen Probleme weiter in die Zukunft verlagert werden. Es muss darum gehen, dass Finanzsystem zu reinigen, nicht weiter zu stützen.
Also kann heute noch keine Entwarnung gegeben werden?
Nein, ganz im Gegenteil. Wenn die Notenbanker und Finanzminister durch das Schnüren riesiger Hilfspakete ihr Pulver verschossen haben, werden die Finanzmärkte im nächsten Jahr noch mehr Probleme bekommen. Die Politik bekämpft das Übel nicht an der Wurzel.
Was wäre die Alternative für die Politiker gewesen?
Sie hätten all die Investmentbanken pleite gehen lassen sollen, die in der Vergangenheit unsolide gewirtschaftet, die Grundlagen des soliden Bankgeschäfts missachtet und die ganze Welt fahrlässig in die Krise gestürzt haben.
Wäre das Chaos an den Finanzmärkten dann nicht noch größer gewesen?
Kurzfristig möglicherweise ja. Doch diese marktwirtschaftliche Lösung hätte die allgemeine Bereitschaft und Kraft zur Erneuerung deutlich erhöht. Bekanntlich sind nur dann grundlegende Veränderungen möglich, wenn es in einer Krise so richtig weh tut.
Gilt das vor allem für die USA oder auch für andere Regionen in der Welt?
Am stärksten sind zweifellos die USA betroffen. Die werden sehr, sehr lange brauchen, bis sie diese Krise überstanden haben. Das erinnert mich an Japans 80er Jahre, die als "verlorene Dekade" in die Geschichte eingegangen sind. Ähnliches befürchte ich für die USA.
Haben Politiker erneut die falsche Medizin verabreicht?
Ja. Sie wählen erneut den Weg, der schon in der Vergangenheit keinen Erfolg brachte. Wir sollten uns daran erinnern, dass Russland und Südkorea bei Krisen in den 90er Jahren anders reagiert und ungesunde Unternehmen in die Insolvenz haben abgleiten lassen. Das hat die Märkte bereinigt und beiden Volkswirtschaften zum langfristigen Aufschwung verholfen. Das wäre auch in den USA die richtige Medizin gewesen. Die Reaktion der Märkte auf die Pläne Washingtons ist meist positiv. Interpretieren die Anleger die Geschehnisse also falsch?
Was wir erleben, ist nur der Versuch, die Märkte zu beruhigen. Die Aktienkurse können sicher noch für eine kurze Weile nach oben laufen. Aber ich warne davor, zu glauben, die Risiken seien damit aus dem Markt.
Heißt das auch, dass weitere Banken gefährdet sind?
Zunächst kaum, weil Problembanken von Regierungen aufgefangen werden. Mittelfristig besteht jedoch die Gefahr weiterer Bankenpleiten.
Welche Krisen-Strategie empfehlen Sie Anlegern?
Wer Aktien hat, sollte Kurserholungen zu Gewinnmitnahmen nutzen. Zudem macht es Sinn, konsequent auf weiter sinkende Kurse von Finanzwerten und auch auf einen schwächeren Dollarkurs zu setzen.
Und was sollte ein Anleger dann mit seinem Geld tun - auf China setzen, wie Sie es tun?
Ich habe in der Tat meine Aktien-Positionen in China weiter leicht aufgestockt. China wird in den nächsten Jahren weiter stark wachsen. Wer daran glaubt, sollte sein Geld dort investieren.
Sind Rohstoffe nach dem Preisrutsch wieder interessant?
In einem Rezessions-Szenario leiden auch Rohstoffe, wie wir derzeit sehen. Ich bin davon überzeugt, dass Rohstoffe im Vergleich zu Aktien und Anleihen die interessantere Anlageklasse sind.
Welche Rohstoffe favorisieren Sie derzeit?
Ich setze auf Agrar-Rohstoffe, weil hier die Angebotslücken oft am größten sind.
Jim Rogers legte den Grundstein für seinen Ruf und seinen Reichtum in den siebziger Jahren. Damals führte er gemeinsam mit dem Spekulanten George Soros einen Fonds, der in dieser Zeit eine Rendite von 4200 Prozent abwarf, während der Standard&Poors-500-Index nicht mal 50 Prozent schaffte. 1980 ließ Rogers sich auszahlen und ging fortan seinen eigenen Weg. Im Sommer 1998, als die meisten an der Wall Street dem Internethype erlagen, legte er einen Rohstoff-Fonds auf - genau zum richtigen Zeitpunkt, wie man heute weiß.
Zuletzt geändert von zuyox am Sa Okt 04, 2008 2:33 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Die Stunde der Geier

Beitragvon zuyox am Sa Okt 04, 2008 12:10 pm

Die Stunde der Geier - Von Martin Hesse, Süddeutschen Zeitung, 16.09.2008 - 17:38 Uhr
Wenn das US-Finanzsystem komplett zusammenbricht, gibt es nur Verlierer. Doch von dem augenblicklichen Börsendebakel dürften vor allem einige Hedgefonds und Beteiligungsfirmen profitieren.
Spekulationen auf Kursverfall: Hedgefonds und Beteiligungsgesellschaften könnten von der Finanzkrise profitieren.

Als David Einhorn im vergangenen Oktober erstmals kritische Worte über Lehman Brothers verlor, kostete die Aktie der Investmentbank etwa 60 Euro. Einhorn spekulierte zu diesem Zeitpunkt bereits auf einen fallenden Kurs. Knapp ein Jahr später ist die Wette des Hedgefonds-Managers aufgegangen.

Unabschätzbarer Schaden am Finanzsystem
Einhorn dürfte zu den wenigen Anlegern gehören, die von der historischen Pleite profitiert haben. Einerseits. Doch Einhorn selbst sagte noch im Juni: "Wir würden nicht gewinnen, wenn Lehman zusammenbrechen und das ganze Finanzsystem mit sich reißen würde." Wie groß der Schaden am Finanzsystem ausfallen wird, vermag niemand abzuschätzen. Doch Einhorns Hedgefonds Greenlight Capital verlor in diesem Jahr bereits mehr als vier Prozent, da er nicht immer wie bei Lehman auf fallende, sondern oft auf steigende Kurse setzt. Das gilt für die meisten Hedgefonds, die ja nicht nur in Aktien sondern auch in Kredite, Rohstoffe oder Devisen investieren. "Das Problem aller Anleger ist, dass man sich im Moment in kaum einem Markt verstecken kann", sagt Viktor Walker, Hedgefonds-Berater bei Signina Capital. Gemessen an dem Credit Suisse/Tremont Hedgefonds-Index haben die Fonds 2008 durchschnittlich 3,55 Prozent verloren. Lediglich Leerverkäufer, die auf fallende Kurse wetten, gewannen seit Januar gut zehn Prozent.

Spekulationen auf Preisverfall
Wie Einhorn spekulierte auch John Paulson frühzeitig auf einen Preisverfall am US-Immobilien- und Kreditmarkt. Der frühere Investmentbanker verdiente damit bereits 2007 mehr als drei Milliarden Dollar. William Ackman, Gründer des Fonds Pershing Square Capital, setzte vor gut einem Jahr auf einen Kursrutsch der Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac, die jetzt verstaatlicht wurden. Jim Rogers, Mitgründer des legendären Quantum Hedgefonds, erhöhte vergangenen November seine Wette auf fallende Kurse amerikanischer Investmentbanken und prognostizierte einen Wertverfall von 70 Prozent. Analysten zufolge hat es Lehman Spekulanten leicht gemacht. "Wenn ein Finanzinstitut über Monate vergeblich versucht, Kapitalgeber zu finden, signalisiert es, dass es am Ende ist", sagt Philip Gisdakis, Kreditmarktexperte bei Unicredit. Das sei eine Einladung an Hedgefonds. Zu den Gewinnern der Krise könnten außerdem Spekulanten zählen, die Kredite kaufen, die derzeit am Markt mit hohen Abschlägen gehandelt werden (distressed debt). Allein Lehman hat Hunderte Milliarden Kredite und Anleihen ausstehen, die derzeit zu etwa 30 Prozent ihres Nennwertes gehandelt werden.

Schwierige Zeiten für normale Anleger
"Private-Equity-Fonds und Staatsfonds werden in der nächsten Zeit massiv in den Markt für distressed debt einsteigen", sagt Peter Laib, Dachfonds-Manager bei der Schweizer Beteiligungsgesellschaft Adveq. Bei den Staatsfonds stelle sich aber die Frage, wie sie reagieren, nachdem sie sich mit ihren ersten Beteiligungen an Finanzdienstleistern eine blutige Nase geholt hätten. Singapur, China und arabische Staatsfonds hatten im Winter mehr als 45 Milliarden Dollar in Finanzdienstleister investiert, deren Wert sich seither mehr als halbiert hat. Deshalb könnten Beteiligungsfirmen am Kreditmarkt vorerst eine größere Rolle spielen. Im Juli kaufte der Finanzinvestor Lone Star ein großes Kreditpaket der Investmentbank Merrill Lynch. Die Beteiligungsfirma TPG hat gerade sechs Milliarden Euro für ähnliche Zwecke bei Investoren eingesammelt. Auch Blackstone, KKR und andere wollen Milliarden in Distressed Debt investieren. Anders als Banken müssen diese geschlossenen Fonds die Papiere bei Kursschwankungen nicht abschreiben, sondern können sie bis zum Laufzeitende halten. Gewöhnliche Aktienanleger können von der aktuellen Finanzkrise dagegen nur auf zwei Arten profitieren: Entweder sie sind noch vor Ausbruch der Krise rechtzeitig ausgestiegen oder sie finden nach dem Kursrutsch den richtigen Zeitpunkt, um billig wieder einzusteigen. Wann das ist, weiß derzeit aber niemand.

The U.S. Economy Is Socialism for the Rich
Die Schweiz und die USA wollten einen Sozialismus für die Reichen und ihre Volkswirtschaften werden nun durch die Konsequenzen dieses Wahnsinns zerstört!
The U.S. Economy Is Socialism for the Rich hat geschrieben:By now, the mantra of the "Chicago Boys" has become all too familiar: Eliminate regulations, cut taxes, slash public spending, privatize public services, etc. Their policies dominated the global political landscape, unraveling the gains of centuries of social movements, while a new global elite has been enriched beyond imagination. A handful of people have become super-wealthy, and megacorporations have become even bigger and more powerful.
Socialism for the rich and capitalism for the poor is a classical political-economic argument, formulated around 1970, stating the in the advanced capitalist societies, what actually happens is that the state gives much more resources to help the rich than the poor. The argument has different formulations, one of the most common is, the capitalist political economy toward big corporations is "privatizing profits and socializing losses."
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The U.S. Economy is Socialism for the Rich

Beitragvon zuyox am Sa Okt 04, 2008 2:52 pm

The U.S. Economy Is Socialism for the Rich
Die Schweiz und die USA wollten einen Sozialismus für die Reichen und ihre Volkswirtschaften werden nun durch die Konsequenzen dieses Wahnsinns zerstört!
The U.S. Economy Is Socialism for the Rich hat geschrieben:By now, the mantra of the "Chicago Boys" has become all too familiar: Eliminate regulations, cut taxes, slash public spending, privatize public services, etc. Their policies dominated the global political landscape, unraveling the gains of centuries of social movements, while a new global elite has been enriched beyond imagination. A handful of people have become super-wealthy, and megacorporations have become even bigger and more powerful.
Socialism for the rich and capitalism for the poor is a classical political-economic argument, formulated around 1970, stating the in the advanced capitalist societies, what actually happens is that the state gives much more resources to help the rich than the poor. The argument has different formulations, one of the most common is, the capitalist political economy toward big corporations is "privatizing profits and socializing losses."
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Re: Jim Rogers glaubt nicht an Sozialismus der Reichen

Beitragvon Gast am Mo Okt 06, 2008 7:30 pm

Dow Jones reisst Europas Aktienmärkte in den Keller
http://www.nzz.ch/finanzen/nachrichten/ ... 44470.html

Miserable Stimmung an der Wall Street
Trotz weiterer Finanzhilfen der US-Notenbank Fed sind die Börsen in New York am Montagmorgen regelrecht eingebrochen. Bei den Händlern überwogen die Sorgen vor weiteren Belastungen im Rahmen der Finanzkrise.

(ap/sda/Reuters) Der Dow Jones Index ausgewählter Industriewerte ist am Montag abgestürzt und hat Europas Aktienmärkte mit in den Strudel gerissen. Der Dow Jones verlor im Vergleich zu letztem Freitagabend im frühen Geschäft gut 587 Punkte oder 5,7% und sackte unter die 10'000-Punkte-Marke. In der Folge stürzten die europäischen Aktienmärkte weiter ab. In der Schweiz verlor der Blue-Chips-Index SMI 6,12% und fiel auf 6458,72 Punkte. Das war der prozentual höchste Verlust seit dem 11. September 2001. Der Deutsche Aktienindex (DAX) sauste um 444,19 Punkte oder bis zu 7,7% in den Keller. Auch in Paris und London gab es beträchtliche Kursverluste.

Angst vor der Ansteckung
Nach hohen Verlusten an den Börsen in Asien und Europa herrschte auch an der Wall Street schlechte Stimmung. «Die Angst, angesteckt zu werden, wird täglich grösser, deshalb fallen die Kurse», sagte Peter Cardillo von Avalon Partners. Händler fürchteten, dass die anhaltende Finanzkrise auch die reale Wirtschaft immer stärker belastet. Der sinkende Erdölpreis sei ein Zeichen für das Abkühlen der Weltwirtschaft, sagte Cardillo.

Fed-Massnahmen verpuffen
Die negative Grundstimmung überwog zum Handelsauftakt gegenüber guten Nachrichten von der US-Notenbank. Die Fed hatte vor Börsenbeginn eine Reihe zusätzlicher Massnahmen angekündigt, um die Liquiditätsversorgung der kriselnden Geld- und Kreditmärkte sicherzustellen.
Gast
 

Re: Jim Rogers glaubt nicht an Sozialismus der Reichen

Beitragvon Gast am Do Okt 09, 2008 8:42 pm

Soros-Weggefährte Rogers kritisiert Rettungspaket als Irrweg
http://tinyurl.com/4qvwtb

Der weltweit bekannte amerikanische Investment-Profi Jim Rogers hat das geplante 700-Mrd.-Dollar Hilfspaket der US-Regierung scharf kritisiert.

"Das ist nicht nur schlecht für die USA, sondern für die ganze Welt", sagte er im Interview mit dem Handelsblatt.

Die Probleme würden lediglich in die Zukunft verlagert.

HB FRANKFURT. Pleitebanken aufzufangen "führt lediglich dazu, dass die riesigen Probleme weiter in die Zukunft verlagert werden."

Es müsse darum gehen, das Finanzsystem zu reinigen, nicht weiter zu stützen.

Die Politik bekämpfe das Übel nicht an der Wurzel.

Rogers hatte bereits vor mehr als zwei Jahren die globale Finanzkrise und die Pleite zahlreicher Banken angekündigt.

Der 66-Jährige ist in der Finanzbranche bekannt, seit er 1970 gemeinsam mit George Soros den Quantum-Fonds gründete, der später überdurchschnittliche Erfolge erzielte.

Ende der 90er Jahre sagte er den Rohstoffboom voraus und legte mehrere Rohstofffonds auf.

Rogers sieht nun für die USA die Gefahr eines "verlorenen Jahrzehnts".

Die USA "werden sehr, sehr lange brauchen, bis sie diese Krise überstanden haben", sagte Rogers. Das erinnere ihn an "Japans 80er-Jahre, die als 'verlorene Dekade' in die Geschichte eingegangen sind. Ähnliches befürchte ich für die USA." Es wäre besser gewesen, alle Investment-Banken pleite gehen zu lassen, die in der Vergangenheit unsolide gewirtschaftet hätten, sagte Rogers weiter. Das hätte die Märkte bereinigt und "die Kraft zur Erneuerung deutlich erhöht".

Jim Rogers: Why would anybody listen to Bernanke?
Jim Rogers said on CNBC on 2008.10.01 that history shows those plans don't work and the best solution is to let the market clean itself out.
http://www.youtube.com/watch?v=49SYpcaWHTE

Jim Rogers: `Welfare for the Rich'
http://www.youtube.com/watch?v=-AtxSDMc87I

Jim Rogers: Socialism for the Rich.
http://www.youtube.com/watch?v=6gZuG-52js0
Gast
 

Re: Jim Rogers glaubt nicht an Sozialismus der Reichen

Beitragvon Gast am Mi Okt 15, 2008 8:25 pm

Sozialismus für die Reichen
von Josef Joffe, Zeit Online
http://www.zeit.de/online/2008/08/steueraffaere-joffe

Was Zumwinkel, die Industriekreditbank und die britische Northern Rock gemeinsam haben. Oder: Was ist das Ausrauben gegen die Rettung einer Bank?

Was bedroht den modernen Kapitalismus, diese Mischung aus Marktwirtschaft, staatlicher Intervention und politischer Kungelei? Die Entrüstung über den gewesenen Postchef Zumwinkel ist groß und gerechtfertigt; sie wird im Zuge der Ermittlungen gegen weitere Steuerhinterzieher noch wachsen. Aber schauen wir etwas genauer hin: erst auf Klaus Zumwinkel, wie wir ihn vor seinem Rücktritt kannten, dann auf die Industriekreditbank (IKB), dann aufs Ausland – auf die britische Northern Rock Bank.

Es ist erst ein paar Monate her, da wurde der Postchef für seine Versündigung gegen die Marktwirtschaft noch von einigen als Garant der bestehenden Ordnung gefeiert. Da war es ihm gelungen, im Dickicht des „Rheinischen Kapitalismus“ – das heißt, mit Hilfe von Staat und Gewerkschaften – einen gefährlichen Wettbewerber aus dem Markt zu werfen. Das war die PIN, ein privater Postdienst. Und wie? Mit einem Mindestlohn, der hoch genug ist, um dem privaten Mitbewerber die Konkurrenzfähigkeit zu rauben. Die Folge: Das Briefmonopol der einst komplett staatlichen Post bleibt faktisch erhalten.

Monopole aber sind der Todfeind der Marktwirtschaft; das lernt jeder Student der Volkswirtschaft im ersten Semester. Sie treiben die Preise und vertreiben die Konkurrenten.

Zählt man die verlorenen Jobs bei der PIN, multipliziert man sie mit dem Arbeitslosengeld für die Entlassenen und fügt schließlich die Schröpfung der Postkunden durch überhöhte Preise hinzu, bleibt unter dem Strich ein gesamtwirtschaftlicher Schaden übrig, gegen den Zumwinkels Steuerhinterziehung geradezu wie die berüchtigten Peanuts aussieht. Der Verlust für den Fiskus soll in seinem Fall eine Million Euro betragen; der Schaden, den die PIN-Vernichtung anrichtet, muss in Milliarden gemessen werden.

Zweiter Fall: die IKB, jene Bank, die „im Zwielicht des privaten und öffentlichen Sektors“ existiert, wie die Financial Times notiert. Diese Bank hat sich mit verlockenden, aber hochriskanten Anlagen im amerikanischen Hypothekenmarkt verspekuliert; jetzt wird sie mit Steuergeld in Höhe von 2,3 Milliarden gerettet – und das ist wohl noch nicht das Ende dieser „corporate welfare“, wie es im Englischen heißt: Hartz IV für die ganz Großen. Oder: Sozialismus für die Reichen.

Hinter der IKB steht im Wesentlichen die Kreditanstalt für Wiederaufbau, eine staatliche Institution, die mit knapp 40 Prozent an der maroden Bank beteiligt ist. Im Verwaltungsrat sitzen die üblichen Verdächtigen aus Politik und Gewerkschaft: die Minister Glos und Steinbrück, der ver.di-Chef Bsirske. Die Sprecherin des Vorstands ist die ehemalige FDP- und spätere SPD-Politikerin Ingrid Mathäus-Maier. Im Vorstand der Kreditanstalt sitzt auch Günther Bräuning. Wie es der Zufall will, ist er der Vorstandschef der IKB.

Wie viel verstehen Minister, Gewerkschaftsbosse und altgediente Parteipolitiker von Subprime-Hypotheken? Noch weniger als die schnellen Jungs von Citibank und UBS. Aber die mussten ihre Verluste abschreiben oder sich die Milliarden-Spritzen auf dem Markt beschaffen. Doch in Deutschland sorgt die enge Verflechtung von Staat und Banken wie der IKB für die Rettung aus dem Steuersäckel. Eine „Systemkrise“ sollte so gestoppt werden, sagt der Finanzminister – das nationale Interesse hätte demnach Vorrang vor verantwortlichem Wirtschaften.

Bloß: welches nationale Interesse? Dass eine inkompetent geführte Bank der Disziplin des Marktes entfleucht? Die IKB ist viel zu klein, um eine „Systemkrise“ auszulösen.

Freilich ist die (vorläufig) abgewendete Krise der IKB Symptom einer ganz anderen Krise, der des „Rheinischen Kapitalismus“, der eine nationale Unterabteilung des Korporatismus ist. Das ist das Geflecht von Staat, Wirtschaft und Gewerkschaft, wo, wie es im Volksmund heißt, eine Hand die andere wäscht und keine Krähe der anderen das Auge aushackt. Gelehrter drückt es der Ökonom Herbert Giersch aus: Statt auf „anonymen Wettbewerb setzt der Korporatismus auf die Solidarität derer, die sich gegenseitig kennen, und dies auf Märkten, die gegen anonyme Außenseiter und Aufsteiger geschützt sind“. Hier geht es „um das Zusammenwirken von Bürokratie und Interessengruppen“. Den Preis für dieses „Zusammenwirken“ zahlen Verbraucher und Steuerzahler. Siehe PIN, siehe IKB.

Aber bleiben wir nicht nur in Deutschland. Gerade hat der Staat in Großbritannien, einem „Hort des angelsächsischen Kapitalismus“, die Northern Rock Bank nationalisiert, um so für 55 Milliarden Pfund geradezustehen; das sind 73 Milliarden Euro. Die Moral von der Geschicht: Baue nur sehr großen Mist, und du wirst vom Staat gerettet. Wie das Bankmanager in der Zukunft zum peniblen Wirtschaften ermuntern soll, bleibt Geheimnis von Her Majesty’s Government.

Die Steuerhinterzieher vom Schlage eines Zumwinkels bestraft das Gesetz. Wer aber bestraft ein System, das der Post mit staatlichem Segen die Ausschaltung eines Konkurrenten erlaubt, das die Vernichtung von Milliarden bei IKB und Northern Rock mit dem Mantel staatlicher Fürsorge zudeckt? Um den Zyniker Bert Brecht abzuwandeln: Was ist das Ausrauben einer Bank gegen die Rettung einer Bank?
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