Schweizer SMI unter 6'000 Punkte abgesackt
http://www.nzz.ch/finanzen/nachrichten/ ... 70114.htmlNegative Vorgabe der Wall Street sorgt für Taucher
Nach den massiven Kursstürzen und der spektakulären Zinssenkung der Notenbanken hat sich die Stimmung an Europas Aktienmärkten nur kurz aufgehellt. Der Schweizer Blue-Chips-index SMI ist am Donnerstagabend zum ersten Mal seit 2005 unter die Marke von 6000 Zählern gefallen.
(ap) Der Schweizer Blue-Chips-Index SMI ist am Donnerstag nach anfänglich festerem Beginn erneut abgestürzt und erstmals seit Anfang Mai 2005 durch die Marke von 6'000 Zählern gefallen. Er beschloss den zweitletzten Tag der Börsenwoche bei 5'798,84 Punkten, fast 275 Zähler oder 4,52 Prozent tiefer als am Vorabend. Damit landete er auf dem tiefsten Schlusskurs seit 29. April 2005. Für einmal wurde der SMI nicht nur durch die Bankwerte, sondern vor allem durch die Indexschwergewichte Nestle, Novartis und Roche in den Keller gerissen. Nestle stand bei Börsenschluss 4,99 Prozent tiefer, Novartis 6,6 Prozent und Roche sogar 7,7 Prozent. Während bei den Banken Credit Suisse um 2,9 Prozent nachgab und Julius Bär mit minus 0,05 Prozent praktisch das Vorabendniveau halten konnte, legte UBS 1,65 Prozent zu. UBS gehörte damit neben Baloise (plus 0,81 Prozent) und ABB (plus 0,89 Prozent) zu den einzigen Gewinnern im SMI. Unter die Räder kam auch die Zürich-Versicherung, die 9,28 Prozent abgeben musste. Während sich die Anleger weiter von den schwer gewichteten Papieren der Pharmakonzerne Novartis und Roche sowie des Nahrungsmittelriesen Nestlé trennten, wurden die zuvor arg gebeutelten Aktien vor allem der Banken gesucht. Nestlé, Novartis und Roche büssten zwei bis drei Prozent ein. «Die defensiven Titel haben sich im Vergleich zum Gesamtmarkt bisher recht gut geschlagen. Und man trennt sich halt eher von Titeln, die noch Gewinne oder nur kleine Verluste aufweisen, als von denen, die einem schon viel gekostet haben», sagte ein Händler. Bei den Banken halfen technische Faktoren und möglicherweise erste Hoffnungskäufe. Sie waren schon am Vormittag die Gewinner gewesen: Die Papiere von Julius Bär standen nach der ersten Handelsstunde 8,68% höher. UBS machten 6,1% wett. Und Credit Suisse, die am Vortag einen Kurssturz von über 16% vollführt hatten, notierten um 5,46% höher. Einen Sprung von 6,27% machten ausserdem die Titel von ABB. Am frühen Nachmittag hatten sich diese Zugewinne ebenfalls wieder etwas reduziert.
Warten auf Wirkung
Dass der Schwung des Vormittags etwas nachlassen werde, hatte Händler bereits bei Handelsbeginn vorausgesagt, weil sich am Umfeld nichts geändert habe. Die technische Gegenbewegung nach dem Taucher vom Vortag konzentriere sich vor allem auf die Finanzwerte und einzelne Zykliker. «Die Verunsicherung hält an», sagte ein Händler. Die Finanzwerte, die zuvor massiv gelitten hatten, profitierten von der Hoffnung, dass die Massnahmen, die Regierungen und Notenbanken ergriffen haben, bald ihre positive Wirkung entfalten dürften.
Anzeichen für Talsohle
Auch wenn sich zunächst noch keine nachhaltige Erholung einstellen dürfte, rechnen die viele Händler damit, dass die Talsohle an den Märkten allmählich erreicht sein dürfte. Dafür spreche auch, dass die Medien nur noch über das Thema Börsencrash berichten würden. «Das war in vergangenen Zeiten vielfach ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Wende bevorsteht» hiess es.
Fast ganz Europa kurze Zeit im Plus
Auch im Ausland drehten die Aktienmärkte ins Plus. Der Deutsche Aktienindex (Dax) legte in der ersten Handelsstunde 1,3% zu. Grösste Gewinner waren auch hier die zuvor gebeutelten Bankaktien. Ähnlich wie der SMI dreht am Mittag auch der Dax vorübergehend wieder ins Minus. Die wichtigsten übrigen Börsen in Europa konnten dagegen bis zum frühen Nachmittag ihre teils starken Gewinne halten: Um gut zwei Prozent höher stand der CAC 40 in Paris, mehr als ein Prozent im Plus der FTSE 100 in London. Zuvor hatte sich die Stimmung auch an den japanischen Börse etwas gebessert. Nach schwachem Beginn drehte der Leitindex Nikkei ins Plus, schloss aber dann am Ende um 0,5 Prozent im Minus. Händler sahen darin eine positive Reaktion auf die konzertierten Leitzinssenkungen des Vortages, an denen sich auch die Schweizerische Nationalbank beteiligt hatte. In New York ging der Dow-Jones-Index ausgewählter Industriewerte bis zum Handelsschluss um zwei Prozent auf 9258,1 Punkte zurück.