Ausverkauf in Zürich und Frankfurt – Handel in Wien läuft wieder
Die Börsen befinden sich trotz Beruhigungsspritzen der Notenbanken weltweit im freien Fall. Der Schweizer Blue-Chips-Index SMI tauchte zeitweise um über acht Prozent, der Dax stürzte kurz nach Eröffnung um mehr als 10 Prozent ab. Analysten und Händler sind ratlos.
uhg. Der Vergleich der Finanzplätze mit einem aufgeschreckten Hühnerhof, wo ein Fuchs eingebrochen ist, drängt sich nachgerade auf. In den letzten 24 Stunden tauchte zuerst dieWall Street auf neue Rekordstände, dann eröffneten die asiatischen Börsenplätze mit kräftigen Abschlägen und seit Freitagmorgen befinden sich auch die europäischen Aktienmärkte fast im ungebremsten Fall. Nach einem Absturz des ATX Index um mehr als 10 Prozent hat die Wiener Börse bis Freitagmittag den Aktienhandel bis 12 Uhr ausgesetzt, wie Börsen-Sprecherin Beatrix Exinger sagte. Auch in Wien waren die Aktienkurse in dieser Woche immer wieder drastisch gefallen. Die Handelsaussetzung sollte einem panischen Ausverkauf vorbeugen. Ebenfalls geschlossen ist die Moskauer Börse.
Schweizer Börse bleibt offen
Die Schweizer Börse dagegen setzt auch angesichts massiver Kursabstürze den Handel nicht aus. Die Voraussetzungen für einen solchen Schritt seien im Moment nicht gegeben, sagte Bernhard Wenger, Sprecher der SIX-Group, der Nachrichtenagentur SDA. «Der Handel wird unterbrochen, wenn der Markt unkontrolliert ist. Letztmals blieb der Handel nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ausgesetzt.
Der Schweizer Blue-Chips-Index SMI verlor im frühen Geschäft um bis zu 8,5%, erholte sich aber im Laufe des Vormittages wieder etwas. Nach 10 Uhr lag er noch bei 5478 Punkten oder rund um 5,5% im Minus. Ungleich stärker erwischte es den deutschen Dax, der kurz nach Eröffnung um mehr als 10% abstürzte. Die Moskauer Börse blieb wegen der der starken Verluste an der Wall Street erneut geschlossen. Der japanische Nikkei-Index lag am Freitagmorgen bei einem Minus von8,2% .Börsencrash löst Flucht in den Franken aus hat geschrieben:Börsencrash löst Flucht in den Franken aus
(ap) Der beschleunigte Kurszerfall auf den internationalen Aktienmärkten hat eine Flucht in den Schweizer Franken und in Edelmetalle ausgelöst. Der Euro schwächte sich am Freitagmorgen vorübergehend auf 1,5166 Franken ab. Das waren fast drei Rappen weniger als am Vorabend (1,5456 Franken). Billiger war der Euro letztmals Ende November 2004 gewesen. Auch der Dollar büsste gegenüber dem Franken an Wert ein. Die US-Währung notierte zeitweise bei 1,1162 Franken, verglichen mit 1,1329 Franken am Donnerstagabend.
Optimisten werden pessimistisch
Händler und Analysten sind gegenüber dem wilden Treiben an der Börse nur noch ratlos. Wie den Marktkommentaren vom Freitag zu entnehmen ist, schwindet die Hoffnung auf eine baldige Trendwende selbst bei den Optimisten. Die St. Galler Privatbank Wegelin fragt dann einigermassen ratlos, was man als Berichtverfasser angesichts dieser «niederschmetternden Keulenschläge» an den Weltbörsen überhaupt noch von sich geben soll. Die Investoren seien auf breiter Front im Rückzug, und die Wertvernichtung des seit sieben Tagen dauernden Crashes sei signifikant.
Warnung vor rabenschwarzem Freitag
Die Bank Vontobel warnt in ihrem Bericht vor einem rabenschwarzen Freitag. Weitere grössere Verluste seien vorprogrammiert. Die Zürcher Kantonalbank lenkt den Fokus auf die Jahrestagung von IMF und Weltbank in Washington. Es sei von weiteren massiven Rettungsmassnahmen auszugehen. Ob diese allerdings etwas zur erhofften Stabilisierung der Finanzmärkte beitragen werden, könne jetzt noch nicht abgeschätzt werden. Auch die Börsenhändler wissen momentan nicht mehr weiter. «Die Leute wollen nur noch raus und verkaufen alles», sagte ein Händler an der Schweizer Börse. Was da abgehe, sei einfach nicht mehr rational, sagte ein anderer Händler. Sowohl zyklische Werte wie ABB oder Clariant verloren wieder stark. Aber auch Pharmawerte oder die Aktien des Nahrungsmittelmultis Nestlé tauchten ab, von den Finanztiteln ganz zu schweigen.