Riesenärger über Boni-Politik der UBS

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Riesenärger über Boni-Politik der UBS

Beitragvon zuyox am Sa Okt 18, 2008 10:33 am

Riesenärger über Boni-Politik der UBS - NZZ
Bundesrätin Widmer-Schlumpf kritisiert UBS-Präsident Kurer scharf
Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf hat UBS-Präsident Peter Kurer scharf kritisiert. Seine Aussage, wonach Bonuszahlungen in zweistelliger Millionenhöhe auch in Zukunft nicht völlig ausgeschlossen seien, habe sie schlichtweg erschüttert, sagte die stellvertretende Finanzministerin am Freitagabend in der Sendung «Arena» des Schweizer Fernsehens. Dass nun Bonusentschädigungen ausbezahlt würden, sei nicht tolerierbar.
(sda) Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf hat die Millionen-Boni von UBS-Bankern kritisiert. «Das Bonusentschädigungen ausbezahlt werden in einem Moment, wo man so viel Geld in den Sand setzt, kann ich nicht akzeptieren», erklärte die stellvertretende Finanzministerin in der Sendung «Arena» des Schweizer Fernsehens SF vom Freitagabend. Auch sie ärgere sich beim Gedanken daran. Widmer-Schlumpf bezog sich dabei auf Aussagen von UBS- Verwaltungsratspräsident Peter Kurer vom Donnerstag und Freitag, welcher zweistellige Millionenbeträge als Boni an Manager auch in Zukunft nicht ausschloss.
Widmer-Schlumpf in der Sendung, die das 68-Milliarden-Franken-Rettungspaket der Schweiz für die Grossbank zum Thema hatte hat geschrieben:«Diese Aussage hat mich schlichtweg erschüttert. In der gegenwärtigen Situation sollte man solche Aussagen nicht machen»
Gespräche mit Ospel
UBS-Chef Marcel Rohner bestätigte in der Sendung, dass Gespräche über Rückzahlungen - unter anderem mit alt Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel - am Laufen seien:
UBS-Chef Marcel Rohner hat geschrieben:«Wir führen solche Gespräche. Diese sind vertraulich. Die Ergebnisse werden im Kompensationsbericht der UBS veröffentlicht werden. Am Schluss müssen die Leute für sich selbst entscheiden in so einem Fall».
Rechtswissenschafter halten es für unwahrscheinlich, dass Banker dazu gezwungen werden können, ausbezahlte Bonuszahlungen wieder zurückzuzahlen. Eine solche Vorstellung sei eine Illusion, sagte beispielsweise der Berner Bankenrechtler Peter Kunz der Nachrichtenagentur SDA.
Der Berner Bankenrechtler Peter Kunz der Nachrichtenagentur SDA hat geschrieben:«Die Beträge gehören denjenigen, an die sie ausbezahlen wurden»
Diese Ansicht teilt der Genfer Bankrechtsprofessor Luc Thévenoz.
Der Genfer Bankrechtsprofessor, Direktor des Bankenrechtsinstituts der Universität Genf, Luc Thévenoz hat geschrieben:«Das Obligationenrecht enthält zwei Artikel, die dies theoretisch zuliessen. In der Praxis sind sie aber kaum anwendbar».
zuyox
 
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Re: Riesenärger über Boni-Politik der UBS

Beitragvon Gast am Sa Okt 18, 2008 11:11 pm

Kurer entschuldigt sich
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaf ... 29186.html

(Die UBS verliert momentan täglich Kundengelder in der Höhe von einer Milliarde Schweizer Franken,
Standard & Poors hat das Rating der UBS von AA- auf A+ zurückgenommen!
Quelle: http://www.bloomberg.com/apps/news?pid= ... refer=home und die UBS ist in Verhandlung mit Ospel, einen Teil der Boni zurückzubezhalen
Quelle: http://online.wsj.com/article/SB1224334 ... lenews_wsj )

Bundesrätin Widmer-Schlumpf verärgert über Banker-Boni

UBS-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer relativiert seine Aussagen zu Boni für Manager. Es sei zu Missverständnissen gekommen, wofür er sich entschuldige. Er selber empfinde Boni von 10 Millionen Franken und mehr ebenfalls als «stossend».

(sda) Angesichts des milliardenschweren Rettungspakets des Bundes für die UBS geraten die Boni für die Manager in die Kritik. UBS-Präsident Peter Kurer zeigt überraschend Verständnis für die Empörung und bezeichnet die Millionen-Boni als «stossend». Er vollzog damit am Samstag einer Kehrtwende, indem er eigene Aussagen relativierte. Es sei zu Missverständnissen gekommen, wofür er sich entschuldige. Kurer hatte am Donnerstagabend im Schweizer Fernsehen (SF) Boni in zweistelliger Millionenhöhe auch in Zukunft nicht ausgeschlossen. Diese Aussage sei in der Hitze des Gefechts gefallen und ein Missverständnis, sagte Kurer nun in der «Samstagsrundschau» von Radio DRS. Dafür entschuldige er sich.

Verständnis für den Unmut
Er könne den Unmut über diese Aussage verstehen, den unter anderem Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf geäussert hatte. In der «Arena» von SF sagte Widmer-Schlumpf am Freitag, sie sei von Kurers Aussage «erschüttert». Dass Bonusentschädigungen ausbezahlt würden «in einem Moment, wo man so viel Geld in den Sand setzt, kann ich nicht akzeptieren». Kurer sagte in der «Samstagsrundschau», er könne die Reaktion der Bundesrätin nachvollziehen. Er selber habe ja im letzten Jahr auf einen Bonus verzichtet und werde das auch dieses Jahr tun.

Kurers Verzicht
Kurer betonte, damit sei er der «erste Bankführer, der den eigenen Verzicht so klar angekündigt hat». Innerhalb der UBS würden die Anreiz-Systeme überarbeitet. Die Boni müssten «drastisch» sinken. Dabei will die Bank mit den Aufsichtsbehörden und der Politik zusammenarbeiten, wie Kurer am Samstag gegenüber SF sagte.

Signal an Ospel
Der Präsident des UBS-Verwaltungsrates richtete in der «Samstagsrundschau» auch eine klare Botschaft an seinen Vorgänger Marcel Ospel und dessen Führungs-Crew: Die Betroffenen seien «aufgefordert, sich zu überlegen, was sie beitragen können.» Es gebe zwar keine rechtlichen Grundlagen für eine Rückforderung von Bonuszahlungen, doch stelle sich «die Frage der moralischen und ethischen Komponente». Er selber habe ein Zeichen gesetzt und erwarte nun, dass «auch andere ein Zeichen setzen». UBS-Chef Marcel Rohner bestätigte in der «Arena», dass Gespräche über Rückzahlungen - unter anderem mit Marcel Ospel - am Laufen seien: «Wir führen solche Gespräche. Diese sind vertraulich. Die Ergebnisse werden im Kompensationsbericht der UBS veröffentlicht werden.»

Forderungen der Politik
Juristen halten es für unwahrscheinlich, dass Bank-Manager dazu gezwungen werden können, ausbezahlte Bonuszahlungen wieder zurückzuzahlen. Dass Manager für Fehler finanziell einstehen, fordert aber Swissmem-Präsident Johann Schneider-Amman. «Im Minimum sollten sie ihre nach operativen Fehlleistungen erhaltenen Boni zurückzahlen», sagte der Berner FDP-Nationalrat in einem Interview mit der «Berner Zeitung». Gegenüber Radio DRS forderte er zudem, dass ein bestimmtes Verhältnis von Lohn und Bonus gesetzlich festgelegt werde.

CVP-Nationalrat Pirmin Bischof (SO) verlangte gegenüber Radio DRS, Boni dürften nur ausbezahlt werden, wenn der Erfolg nachhaltig verbessert worden sei. SVP-Nationalrat Hans Kaufmann (ZH) will dies den Unternehmen überlassen und die Aktionärsrechte stärken.

Levrat vs. Ospel
SP-Präsident Christian Levrat verlangt dagegen eine gesetzliche Obergrenze von einer Million Franken für die Löhne. Denkbar sei auch, dass Löhne darüber besonders stark besteuert würden. Ausserdem will er den ehemaligen UBS-Chef Ospel auf juristischem Weg zur Rechenschaft ziehen. Er beabsichtige, an der nächsten Generalversammlung der Grossbank einen Antrag auf Haftungsklage zu stellen sagte Levrat im «Tages-Anzeiger». Sukkurs erhielt Levrat von Aussenministerin Micheline Calmy-Rey. Sie sprach sich am Samstagabend in Zürich am 150-Jahre-Jubiläum der Mediengewerkschaft comedia für eine stärkere Bankenregulierung aus.
Gast
 

Re: Riesenärger über Boni-Politik der UBS

Beitragvon 1,273% am So Okt 19, 2008 8:17 am

1,273%
 

Re: Riesenärger über Boni-Politik der UBS

Beitragvon Gast am So Okt 19, 2008 12:17 pm

Die fetten Boni für Banker sind passé
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaf ... 31495.html

Führungsfiguren der Branche üben sich bereits im freiwilligen Verzicht

Die UBS-Führung führt Gespräche mit ihren gefeuerten Ex-Managern. Sie sollen einen Teil der millionenhohen Lohnfortzahlungen zurückzahlen. Der Druck für eine staatliche Regelung der Entschädigung von Bankern nimmt zu.

Birgit Voigt

Die UBS führt mit ehemaligen Mitgliedern des Topmanagements vertrauliche Gespräche über eine Rückzahlung von Boni. Diese Aussage von Konzernchef Marcel Rohner in der «Arena» vom Freitag konkretisierte UBS-Präsident Peter Kurer am Samstag in einem Interview mit Radio DRS. Die betroffenen Leute seien jetzt aufgefordert, sich selber zu überlegen, wie sie die Lage einschätzen und was sie beitragen könnten. «Ich wäre froh, wenn wir das einfach, schnell und schmerzlos erledigen könnten, statt Prozesse zu führen.» Drei der Mitverantwortlichen für das UBS-Debakel – der damalige CEO Peter Wuffli, Finanzchef Clive Standish und Investment-Banking-Chef Huw Jenkins – dürfen sich nach ihrem Rauswurf 2007 dank ihrer langen Kündigungsfrist bis 2009 noch auf Lohnzahlungen in Höhe von 60 Mio. Fr. freuen. Auch Marcel Ospels Bezüge sind stattlich, vor allem wenn man sie in Relation zu den erwirtschafteten Verlusten setzt.

Staatlicher Druck
Ein anderes Beispiel von Bereicherung ist der Abgang des UBS-Investment-Chefs John Costas. Der Vorgänger von Jenkins durfte – nachdem er mit seinem Abgang gedroht hatte – 2005 unter dem Dach der UBS einen eigenen Hedge-Fund namens Dillon Read Capital Management auf die Beine stellen, mit 3,5 Mrd. $ Kapital aus der UBS dotiert. Costas soll einer der bestbezahlten Manager der UBS gewesen sein. Der Hedge-Fund stieg ins Geschäft mit den Subprime-Hypothekar-Papieren ein, und die UBS verlor rund 600 Mio. Fr. Costas und seine wichtigsten Helfer wurden gemäss Pressespekulationen mit je 25 Mio. $ Abfindung in die Wüste geschickt. Es sind diese Beispiele, die den Druck für eine staatliche Regelung von Banker-Entschädigungen erhöhen. In Deutschland und in Grossbritannien liegen staatliche Entwürfe zu einschneidenden Beschränkungen bereits vor. Gemäss der Online-Ausgabe der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» vom Freitag setzt die Bundesregierung in ihrem Hilfsangebot an Banken einen Lohnstopp. «Bei Geschäftsleitern und Aufsichtsorganen gilt eine monetäre Vergütung, die 500 000 Euro pro Jahr überschreitet, als unangemessen», heisse es im Entwurf. «Boni und andere in das freie Ermessen des Unternehmens gestellte Vergütungsbestandteile sollen nicht gezahlt werden, solange das Unternehmen Stabilisierungsmassnahmen des Fonds in Anspruch nimmt», zitiert die FAZ aus dem Entwurf des deutschen Finanzministeriums. Ähnliche Bestrebungen gibt es in der EU, und auch in den USA müssen sich Finanzinstitute, die von staatlichen Rettungsmassnahmen profitieren, eine Begrenzung der Managerbezüge gefallen lassen. Die exponierten Vertreter der Banker-Riege haben die Zeichen der Zeit erkannt. Josef Ackermann war letztes Jahr als Konzernchef der Deutschen Bank mit 14 Mio. Euro noch der Spitzenverdiener unter den deutschen Managern. Obwohl die Deutsche Bank keine Staatshilfe angefordert hat, gab Ackermann am Freitag bekannt, sich 2008 «freiwillig» mit seinem Grundgehalt bescheiden zu wollen. Praktisch seine gesamte Geschäftsleitung folgte dem Beispiel. Auch Peter Kurer hat schon wiederholt erklärt, im Katastrophenjahr 2008 mit seinem Grundlohn von 2 Mio. Fr. vorlieb zu nehmen. Er hat inzwischen noch ein Statement nachgeschoben: «Auch ich empfinde Boni über 10 Mio. Fr. als stossend.» Die Aussage kommt einen Tag, nachdem er am Donnerstag noch erklärt hatte, zweistellige Bonuszahlungen seien weiterhin denkbar. Die neue Richtungsvorgabe von Kurer ist dennoch eindeutig: Bei der UBS werden auch einige Konzernleitungsmitglieder über das Grundgehalt hinaus 2008 keine oder keine nennenswerten Zahlungen erhalten. Gemäss internen Quellen sind dazu Gespräche im Gang. Konzernchef Marcel Rohner hat im letzten Jahr bereits auf den Bonus, der ihm als Leiter Vermögensverwaltungsgeschäft bis Mitte 2007 zustand, verzichtet. Auch für 2008 erwartet er laut Sprecherin «keinen Bonus».

Geringere Summen
Selbst wenn die Gespräche der UBS mit ihren ehemaligen Spitzenmanagern von Erfolg gekrönt sein sollten, dürften die Erwartungen der Öffentlichkeit an die Höhe der Rückzahlungen enttäuscht werden. Denn ein Teil der Boni hat sich mit sinkenden Aktienkursen in Luft aufgelöst. Fakt ist, dass die leitenden UBS-Manager die Hälfte ihrer Leistungszulagen in Aktien ausgezahlt erhielten; diese unterlagen einer mehrjährigen Verkaufssperre. Dazu mussten die Topmanager ein Mehrfaches ihres Jahreseinkommens in UBS-Aktien halten. Dazu ein Beispiel: Marcel Ospel durfte sein 2005 mit 9,6 Mio. Fr. bewertetes Aktienpaket bis heute nicht verkaufen. Dessen Wert liegt inzwischen bei 1,2 Mio. Fr. Die UBS arbeitet an einem neuen Lohn- und Bonussystem, in dem die Barkomponente deutlich sinken wird. Bis Ende Jahr soll der Plan der Eidgenössischen Bankenkommission vorgelegt werden. EBK-Präsident Eugen Haltiner hat bereits konkrete Ideen: Er will die Verknüpfung zwischen Gewinnen und eingegangenen Risiken stärken. Ein Bonus-Malus-System soll über mehrere Jahre die Leistungen des Mitarbeiters sowie die Bank-Ergebnisse im Gesamten aufrechnen und somit allfällige Boni an den langfristigen Geschäftserfolg binden.

Wir leben mitten in einem Paradigmenwechsel
Thomas Kuhn, ein amerikanischer Wissenschaftstheoretiker und Wissenschaftshistoriker, der zu den bedeutendsten Wissenschaftsphilosophen des 20. Jahrhunderts gehört, publizierte 1962 "The Structure of Scientific Revolutions" wo Kuhn die Wissenschaft als Wechselspiel zwischen Phasen der Normalwissenschaft und der wissenschaftlichen Revolutionen beschreibt.

Ein wichtiges Konzept ist hierbei das des Paradigmas.

Eine Revolution ist nach Kuhn stets mit einem Paradigmenwechsel verbunden. Paradigmen von Theorien, die durch eine Revolution getrennt sind, bezeichnet Kuhn als inkommensurabel, nicht mit gleichem Maß messbar.

Der Begriff des Paradigmas ist ein zentraler Punkt in Kuhns Philosophie. Während er ihn in Structure noch sehr frei und in unterschiedlichen Bedeutungen benutzt, bemühte sich Kuhn in späteren Publikationen, den Begriff zu präzisieren.

Kuhn übernahm für seine Theorie den Ausdruck Paradigma aus der Linguistik.

In Kuhns ursprünglicher Verwendung sind Paradigmen „konkrete Problemlösungen, die die Fachwelt akzeptiert hat“.

Hiermit sind Beispiele wie die schiefe Ebene gemeint, deren Lösungen schon Studenten in Lehrbüchern beigebracht wird, aber auch andere allgemein akzeptierte Problemlösungen. Diese dienen als Hilfsmittel, um über Analogiebildung andere Probleme zu lösen.

In Structure erhalten Paradigmen zusätzlich eine globale Bedeutung: Nahezu alles, worüber in der Wissenschaft Konsens besteht, ist paradigmatisch. Gemäß dieser Begriffsausweitung können unter anderem auch ganze Theorien paradigmatisch sein. Kuhn wurde in den Folgejahren für diese philosophisch nicht unproblematische Aufweichung des Paradigmenbegriffes oft kritisiert.

Zu Beginn der 70er Jahre änderte Kuhn hierauf seine Terminologie.

Paradigmen im weiten Sinne bezeichnete er nunmehr als disziplinäre Matrix, während er konkrete Problemlösungen fortan Musterbeispiele nannte.

Die Ausdrücke Paradigma und Paradigmenwechsel verwendete er nur noch selten. Sie hatten bereits eine Eigendynamik gewonnen, gegen die Kuhn nichts mehr auszurichten vermochte. In einem Interview gab er 1995 zu: „Paradigm was a perfectly good word, until I messed it up“.

Die Existenz eines Paradigmas ist für Kuhn ein Zeichen reifer Wissenschaften, es ist allerdings nicht ein notwendiges Kriterium für Wissenschaftlichkeit. Kuhn bezeichnet vorparadigmatische Wissenschaft auch als Protowissenschaft.

Mangels anerkannter Musterbeispiele besteht für den Forscher in einer vorparadigmatischen Phase der Wissenschaft ein großer Freiraum in der Wahl seiner Experimente, so dass Wissenschaftler stark unterschiedliche Aspekte ihres Themengebietes untersuchen und die hierbei gefundenen Theorieansätze die Experimente anderer Forscher nicht zu erklären vermögen.

Auf diese Weise entstehen oft viele konkurrierende und inkompatible Ansichten unter Wissenschaftlern. Als Beispiel nennt Kuhn die Elektrizität, welche durch Reibungsphänomene oder natürliche Abstoßung und Anziehung erklärt und von wieder anderen als Flüssigkeit angesehen wurde, bevor zur Zeit Benjamin Franklins eine paradigmatische Theorie der Elektrizität entstand.

Während die Mathematik schon seit der Antike paradigmatischen Charakter habe, seien laut Kuhn andere Wissenschaftsbereiche wie die Genetik erst seit relativ kurzer Zeit paradigmatisch. Wieder andere Bereiche, besonders in den Sozialwissenschaften befinden sich noch immer in einem vorparadigmatischen Zustand.

Normalwissenschaft bezeichnet in der wissenschaftstheoretischen Konzeption von Kuhn eine der beiden möglichen Phasen der Wissenschaftsentwicklung, nachdem eine Wissenschaft die vorparadigmatische Phase hinter sich gelassen hat. Von ihr unterschieden wird die außerordentliche oder revolutionäre Phase.
Charakteristisch für Normalwissenschaft ist die Akzeptanz eines Paradigmas durch die wissenschaftliche Gemeinschaft, auf dessen Basis Forschung betrieben wird. Zum einen wird der Bereich relevanter Probleme durch das Paradigma drastisch eingeschränkt, dies bedeutet aber auf der anderen Seite die Möglichkeit, in die Tiefe gehende Forschung zu betreiben.
Die Aufgabe des Wissenschaftlers in normalwissenschaftlichen Phasen ist die Lösung von Problemen, deren Lösungsregeln implizit durch das Paradigma gegeben sind.

Kuhn bezeichnet diese Tätigkeit als Lösen von Rätseln, in Analogie zu Puzzlen oder Schachproblemen, in denen die Grundregeln fest vorgegeben sind.

Als Rätsel werden bevorzugt Probleme angegangen, von denen vermutet wird, dass eine Lösung für sie existiert und mit Hilfe der Lösungsregeln auch gefunden werden kann. Ist dies nicht der Fall, werden Probleme oft als metaphysisch abgelehnt.

Im wesentlichen gibt es drei Sorten von Rätseln:

1. Bestimmung bedeutsamer Tatsachen
Dies bedeutet z.B. die Bestimmung der Spektren von Molekülen oder Wellenlängen.

2. gegenseitige Anpassung von Fakten und Theorie
Dies beinhaltet die Beseitigung von Ungenauigkeiten durch Miteinbeziehung von in der idealisierten Theorie vernachlässigten Phänomenen wie Luftwiderstand oder Reibung, und auf der anderen Seite bestätigende Experimente wie die Atwoodsche Fallmaschine oder riesige Detektoren zum Nachweis von Neutrinos.

2. Artikulation des Paradigmas
Hierzu zählen die Beseitigung noch bestehender Unklarheiten der Theorie, Versuche einer logisch überzeugenden Darstellung einer Theorie und die Herleitung neuer Gesetze aus der Paradigmatheorie.

Weitere normalwissenschaftliche Tätigkeiten, die unter diese Punkte fallen, sind die Bestimmung universeller physikalischer Konstanten, die Formulierung quantitativer Gesetze, Musterbeispiele für die Lösung wissenschaftlicher Probleme und die Inkorporierung neuer Phänomene in das Paradigma.

Prinzipiell geht es dem Forscher dabei nicht um die Überprüfung oder Falsifikation des Paradigmas. Über dieses herrscht Konsens unter den Wissenschaftlern. Ziel der Normalwissenschaft sind also keine fundamentalen Neuerungen, die das Weltbild umstürzen könnten, sondern schrittweise Verbesserung von Theorien im Rahmen des gegebenen Paradigmas.

Auf keinen Fall sieht Kuhn in normalwissenschaftlicher Forschung eine wenig herausfordernde Routinetätigkeit. Analog zu vielen wirklichen Rätseln sind sowohl Kreativität nötig als auch die Fähigkeit, Methoden auf technisch oder abstrakt-mathematisch hohem Niveau anwenden zu können. Außerdem treten auch innerhalb der Normalwissenschaft Innovationen auf, nur betreffen diese nicht die Grundpfeiler der Theorie.

Sofern Probleme bei der Lösung der Rätsel auftreten, werden sie in den meisten Fällen der mangelnden Qualität des Wissenschaftlers oder der verfügbaren experimentellen Methoden zugeschrieben. Durch diese enge Bindung der wissenschaftlichen Praxis an das Paradigma wird eine Spezialisierung und Tiefe erreicht, die ohne den Glauben an eine sichere Basis nicht möglich wäre.

Im Gegensatz zur von Karl Popper vorgeschlagenen Falsifizierbarkeit hält Kuhn die Möglichkeit, Normalwissenschaft zu treiben für das entscheidende Abgrenzungskriterium zu vorwissenschaftlichen oder pseudowissenschaftlichen Theorien.

Kuhn beschreibt Paradigmen folgendermaßen:
Ein Paradigma funktioniert, indem es dem Wissenschaftler sagt, welche Entitäten es in der Natur gibt und welche nicht, und wie sie sich verhalten. Durch diese Informationen entsteht eine Landkarte, deren Einzelheiten durch reife wissenschaftliche Forschung aufgehellt werden. Und da die Natur viel zu komplex und vielfältig ist, um auf gut Glück erforscht zu werden, ist diese Landkarte genauso wichtig für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Wissenschaft wie Beobachtung und Experiment.

Erst wenn über einen längeren Zeitraum hinweg an zentralen Stellen Probleme aufgetreten sind oder überraschende Entdeckungen gemacht worden sind, beginnt die Phase der außerordentlichen Wissenschaft. In ihr wird auch wieder über die Grundlagen selbst diskutiert. Eine solche Krise kann zu einem Paradigmenwechsel führen, bei dem das Paradigma der Disziplin verworfen und durch ein anderes ersetzt wird.

Von Kuhn angeführte Beispiele für wissenschaftliche Revolutionen sind unter anderem die Ablösung der Phlogistontheorie durch Lavoisiers Sauerstoffchemie, Einsteins Relativitätstheorie, die die klassische Newtonsche Physik ablöste, und in besonderer Ausführlichkeit die Kopernikanische Wende vom geozentrischen hin zum heliozentrischen Weltbild. Der Wissenszuwachs ist nun im Gegensatz zur Normalwissenschaft nicht kumulativ, da wichtige Teile der alten Theorie aufgegeben werden. Der Inhalt der nachrevolutionären Theorie ist vorher nicht abzusehen, unerwartet.

Mit wissenschaftlichen Revolutionen verändern sich nach Kuhn nicht nur die Theorien, sondern auch das allgemeine Weltbild und die wissenschaftliche Praxis. Dies führte dazu, dass Kuhn in Structure wiederholt davon spricht, dass es so ist, als würde sich nicht die Interpretation des Menschen, sondern die Welt selbst ändern. Ein Paradigma wirkt sich auf tieferen Ebenen aus: es betrifft selbst die Wahrnehmung der Wissenschaftler. Vorläufer bezüglich dieser Behauptung sind Ludwik Fleck, Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache, und Norwood Russell Hanson, Patterns of discovery. Aufgrund der kognitiven Dimension von Paradigmen vergleicht Kuhn Paradigmenwechsel mit sogenannten Gestaltwechseln. Diese kennzeichnet ein plötzlicher Wechsel von einer zu einer anderen Wahrnehmung.

Im ausdrücklich formulierten Gegensatz zu dem falsifikatorischen Ansatz Karl Poppers behauptet Kuhn, dass Paradigmen nicht nur deshalb aufgegeben werden, weil sie falsifiziert wurden.

Ein Paradigma wird erst dann aufgegeben, wenn es durch ein anderes ersetzt werden kann. Ein Aufgeben des Paradigmas durch die wissenschaftliche Gemeinschaft ohne Ersatz würde, Kuhn zufolge, die Aufgabe der wissenschaftlichen Tätigkeit per se bedeuten. Ebenso wenig kann Evidenz zwischen zwei um die Paradigmavorherrschaft konkurrierenden Theorien entscheiden. So behauptet Kuhn, dass es zur Zeit der Erfindung des Kopernikanischen Systems keine Evidenz gab, die dieses System über das damals etablierte Ptolemäische System erhoben hätte. Dieses Argument ist heute als Unterdeterminierung von Theorien durch Evidenz bekannt und wird insbesondere von Empiristen wie von Bas van Fraassen verwendet.

Einer der umstrittensten und meistdiskutierten Punkte von Kuhns Philosophie ist das auf einer Analogie mit der Mathematik beruhende Konzept der Inkommensurabilität, das er unabhängig von, aber etwa zeitgleich mit Paul Feyerabend in die Wissenschaftstheorie einführte. Kuhn betrachtete konkurrierende Paradigmen aus folgenden Gründen als grundsätzlich inkommensurabel:

Die Paradigmen bieten Lösungen für unterschiedliche Probleme. Der Fokus auf das, was als durch die Wissenschaft zu klärendes Problem anzusehen ist, ändert sich hierbei.

Auch wenn das Vokabular oft das gleiche bleibt, ändern sich die Begriffe, die die Worte bezeichnen, radikal.
Anhänger konkurrierender Paradigmata üben ihre Tätigkeit in verschiedenen Welten aus.

Ein Beispiel für die Inkommensurabilität zweier Theorien rekrutiert Kuhn aus der Astronomie: Das Ptolemäische Weltbild postuliert folgende Menge als „Planeten“: Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn (Uranus, Neptun und Pluto waren damals noch unbekannt). Im Kopernikanischen Weltbild hingegen firmiert jedoch eine ganz andere Menge als „Planeten“, nämlich Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn. Zudem werden zwei neue Kategorien eingeführt, nämlich die Sonne als ein-elementige Menge und die Kategorie Satelliten, in die der Mond der Erde und später die Monde des Jupiter, entdeckt durch Galilei, gehören. Im Ptolemäischen System drehen sich die Planeten um die Erde und im Kopernikanischen System um die Sonne ist kein sinnvoller Satz, da die Extensionsmenge der Kategorie „Planeten“ in den beiden Systemen nicht die gleiche ist.

Als weiteres Beispiel nennt Kuhn die Revolution von der Newtonschen Physik zur Relativitätstheorie Einsteins. Obwohl gewisse Gemeinsamkeiten z. B. in der Begriffswahl bestünden, seien die Modelle inkommensurabel, weil selbst gleiche Begriffe wie etwa die Energie in beiden Theorien eine unterschiedliche, grundsätzlich nicht vergleichbare Bedeutung hätten. Demnach könnte die Newtonsche Physik auch nicht als Annäherung an die Speziellen Relativitätstheorie für Geschwindigkeiten, die klein gegenüber der Lichtgeschwindigkeit sind, angesehen werden. Ein sanfter Übergang der einen Lehre in die andere sei somit nicht möglich gewesen. Kuhn lehnt das Korrespondenzprinzip im Bohrschen Sinne also grundsätzlich ab.

Erst die Hypothese der Inkommensurabilität gibt der Kuhnschen Auffassung der Wissenschaftentwicklung die eigentliche Brisanz. Gewisse Phasen der Irrationalität beim Übergang zwischen verschiedenen Paradigmen wären wissenschaftstheoretisch noch akzeptabel, wenn es möglich wäre, altes und neues Paradigma nach vollzogenem Übergang rational zu vergleichen und sicherzustellen, dass wirklich ein Fortschritt gemacht wurde. Gerade dieses aber scheint die Inkommensurabilitätshypothese zu verneinen. Die Wissenschaft wäre demnach also nicht einer fortlaufend rational nachweisbaren Höherentwicklung unterworfen, wie es zum Beispiels Poppers Auffassung war.

Interessant ist, dass Kuhn, obwohl er die Inkommensurabilitätshypothese aufstellte, diese strenge Auffassung der nichtrationalen Entwicklung der Wissenschaften nicht selbst vertrat, die stattdessen von anderen Wissenschaftstheoretikern als Konsequenz aus der Inkommensurabilität gefolgert wurde. Kuhn selbst war durchaus der Auffassung, dass die Wissenschaft Fortschritte macht, allerdings nicht durch Paradigmenvergleich nachweisbar, weil laut ihm der Fortschritt eher dadurch entsteht, wie Wissenschaftlichkeit definiert wird.

Kuhn sieht also in der Entwicklung der Wissenschaften nicht ein fortschreitendes Anwachsen des Wissensvorrates durch Akkumulation, sondern einen Prozess, der gekennzeichnet ist durch dezidierte Brüche.

Die Berühmtheit von Thomas Kuhns Thesen und seine zum Teil quasi-poetische Sprache hat zu vielen Fehldeutungen in der Rezeptionsgeschichte geführt. Insbesondere der Begriff des Paradigmenwechsels wurde später zu einem schillernden und gerne auch außerhalb von wissenschaftlichen Theorien vereinnahmten Schlagwort, da sich mit ihm moderne Werte wie Innovation, Fortschritt, Kreativität u. a. verknüpften. Beispielsweise verwendet Samuel P. Huntington die These des Paradigmenwechsels in seinem Buch Kampf der Kulturen für die Erklärung des Aufkommens seines Zivilisationenparadigmas.
Die Popularisierung zum Allerweltsbegriff und die „Entwicklung zur Beliebigkeit sowie der „Kultstatus“ des Begriffes haben Kuhn immer wieder als einen Wegbereiter der Postmoderne erscheinen lassen, obgleich er sich davon explizit distanziert hat.“

Kuhn selber sah schon die Übertragung seiner Befunde aus der Geschichte der Naturwissenschaften auf andere Wissensbereiche, wie die Soziologie, als problematisch an.

BONUSSYSTEME ZERSTÖREN UNSERE UNTERNEHMEN - Ein Paradigmenwechsel - Wir haben die Bonussysteme, zur Rettung unserer Volkswirtschaften, strikte zu verbieten unter Androhung von Haft bis zu 25 Jahren und BONUSSYSTEME müssen mit BANKRAUB gleichgesetzt werden. Empfänger von Bonussystemen müssen mit Bankräuber identisch bestraft werden können. BONUSSYSTEME gehören weltweit als finanzielle Massenvernichtungswaffen gebannt!
Gast
 

Re: Riesenärger über Boni-Politik der UBS

Beitragvon Gast am So Okt 19, 2008 3:21 pm

«Die Märkte warten nicht»
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaf ... 31460.html

Nationalbankpräsident Jean-Pierre Roth im Interview
Nationalbankpräsident Jean-Pierre Roth erklärt, warum man bei der UBS sofort einschreiten musste und der amerikanische Rettungsplan keine Option war. Der Bund könne bei dem Geschäft einen schönen Gewinn erzielen.

NZZ am Sonntag: Die Nationalbank kauft der UBS illiquide Wertpapiere im Wert von 60 Mrd. $ ab. Warum müssen Sie in die Bresche springen – und nicht das US-Finanzministerium, das schon länger einen Plan zum Aufkauf von Ramsch-Papieren angekündigt hat?
Jean-Pierre Roth: Erstens funktioniert der Hilfsplan in der Schweiz nach einem viel breiteren Schema als in den USA: Im Portefeuille, das wir übernehmen, gibt es nicht nur Papiere mit einem Bezug zum US-Immobilienmarkt, sondern auch andere Anlagen, die im Moment nicht verkäuflich sind. Zweitens wurde der Plan zur Rettung der Banken in den USA zwar von Finanzminister Hank Paulson angekündigt, aber er ist noch weit von einer Umsetzung entfernt. Die Märkte warten aber nicht, man muss sofort handeln. Wenn wir zu einem späteren Zeitpunkt ein paar schlechte Aktiven in Richtung USA verkaufen werden können, sage ich dazu nicht Nein.

Hat die UBS denn versucht, solche Verkäufe in den USA zu tätigen?
In den USA hat man in der Not Pläne angekündigt, aber erst jetzt beginnt man, ihre Ausführung und Umsetzung zu organisieren. Die Diskussionen verlaufen allerdings sehr politisch. Bei uns ist die Mentalität anders: Der Bundesrat kann nicht mit einem Plan kommen, ohne sich mit den Beteiligten abgesprochen zu haben. Wir sind klein und arbeiten effizient wie Uhrmacher. Die Uhr stand schon längere Zeit bereit. Nun läuft sie – seit Donnerstag, 7 Uhr.

Die UBS hat im dritten Quartal einen Abfluss an Kundengeldern von 84 Mrd. Fr. zu beklagen. War das ein Bank-Run in Raten, wenn Kunden ihr Geld in so hohem Ausmass zurückholen?
Das war sicher ein Zeichen des Misstrauens. Deshalb war es wichtig, die Lage rasch zu stabilisieren. Seit Ende September haben wir an den wichtigen Börsen eine Entwicklung, in der jede Woche fast schlimmer als die Vorwoche war: Auf die Euphorie vom Montag folgte die Ernüchterung am Dienstag. Die Märkte sind sehr instabil. Die UBS war in einer Situation, in der man nicht zuwarten konnte.

Sie waren am Wochenende in Washington am Treffen von IWF und Weltbank. Wurde von Ihnen gefordert, dass die Schweiz auch ein Hilfspaket zur Rettung der Banken lancieren müsse?
Überhaupt nicht. Die Schweiz hat stets erklärt: Wir bewältigen unsere eigenen Probleme, aber wir sind besorgt über die Situation. Man wusste, dass die Schweiz auf Notfälle vorbereitet ist. Die anderen Länder hatten volles Vertrauen, dass wir die Lage meistern werden. Wir arbeiteten seit Wochen an einem Hilfsprogramm – und standen in Kontakt mit den anderen Notenbankchefs. Ich wusste aber auch, was in Grossbritannien oder in den USA in Vorbereitung war. Die internationale Zusammenarbeit funktioniert wie in einem Klub: Wir sprechen offen über unsere eigene Situation. Jeder hat seinen Weg gesucht, und manchmal lernt man auch voneinander.

Grossbritanniens Regierungschef Brown hat mit der staatlichen Beteiligung an den Banken und der Gewährung von Garantien das Schema für die weiteren Hilfsaktionen vorgegeben . . .
Die Engländer haben eine ausgezeichnete Lösung gefunden. Sie haben aber gravierendere Probleme als wir: Die Binnenwirtschaft ist dort in einer schwierigen Situation, und der Immobilienmarkt bricht ein.

Das Risikomanagement der UBS werde während der Zeit der Bundesbeteiligung von der Nationalbank überprüft, teilt das Finanzdepartement mit. Warum macht das nicht die Bankenkommission?
Wir haben ein spezielles Interesse, dass die UBS gut arbeitet, aber wir überwachen das Risikomanagement der UBS gemeinsam mit der Bankenkommission. Wir haben allerdings unsere bilateralen Treffen mit der UBS und Credit Suisse angepasst: Bisher haben wir uns einmal im Jahr mit der operativen Konzernleitung und dem Präsidenten des Verwaltungsrates getroffen. Neu treffen wir uns auch mit dem Risiko-Ausschuss des Verwaltungsrates der Grossbanken.

In England beklagen sich die Banken, dass sie für die staatlichen Darlehen 12% Zins zahlen müssen. US-Banken müssten dem Staat bloss 5% Zins entrichten. Doch die UBS muss dem Bund nun sogar 12,5% Zins auf ihrer 6-Mrd.-Anleihe abliefern.
Ich freue mich, wenn Sie davon ausgehen, der Bund mache hier ein gutes Geschäft. Wenn der Zinssatz attraktiv ist, wird der Staat die Wandelanleihe ohne Probleme am Markt verkaufen können. Hätte der Bund den Zinssatz deutlich tiefer angesetzt und so der UBS eine Art staatliche Unterstützung gewährt, gäbe es kaum eine Chance, die Wandelanleihe vor dem Ende ihrer Laufzeit zu veräussern. Es ist zentral wichtig, dass die Bedingungen marktkonform sind. Ich bin überzeugt: Wenn die Lage sich nicht dramatisch verschlechtert, kann der Bund bei diesem Geschäft einen schönen Gewinn erzielen.

Welche Auflagen muss die UBS bezüglich Entschädigung und Boni erfüllen?
Unsere Banken operieren in einem internationalen Markt. Die Bankenkommission muss sicherstellen, dass sich die UBS nach den internationalen Richtlinien verhält.

Wird es eine Obergrenze für die Managergehälter geben?
Frankreich hat vermutlich schon eine fixe Zahl definiert, aber es ist kaum sinnvoll, eine international gültige nominelle Grenze zu setzen. Das Financial Stability Forum ist daran, die Grundsätze der Entlöhnung zu diskutieren. Dabei geht es um Richtlinien wie Haltefristen für Aktien, die Untersagung von goldenen Fallschirmen, darum, dass Boni nicht in Bargeld ausgerichtet werden, und Ähnliches.

Interview: Daniel Hug
Gast
 

Re: Riesenärger über Boni-Politik der UBS

Beitragvon roland am So Okt 19, 2008 4:17 pm

Da entschuldigt sich der UBS Präsi Kurer über seine umstittene Aussage wegen "Boni von zweistelligen Millionenhöhe könne er auch in Zukunft nicht ausschliessen" was er stossend finde.

Ja hallo da steht im TXT und Sonntag dass die UBS trotz der versprochenen Staatshilfe zur Bewältigung der Kriese offenbar 7 Milliarden Franken an Boni auszahlen.

Das kann doch nicht wahr sein denn die Manager haben heute keine Moral und Ethik. Die sollten jetzt so schnell wie möglich öffentlich mitteilen dass sie auf ihre Löhne und Boni verzichten nur so kann noch eine Beruhigung stattfinden. Es sollten überhaupt in diesem Jahr keine Boni ausbezahlt werden und zwar auf allen stufen.

http://www.sonntagonline.ch

Gruss
Roland
roland
 
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Re: Riesenärger über Boni-Politik der UBS

Beitragvon roland am So Okt 19, 2008 8:20 pm

Auch der Wiederstand der Politik ist stark am wachsen besonders zu gunsten der SP.
Nun fordern sie mehr Mitsprache den sie wollen das Rettungspaket nicht einfach absegnen.
Anstelle der SNB wollen sie eine Auffangsgesellschaft von Bund und Kanton zur Rettung des Finanzplatzes gründen. Das sollten sie lieber sein lassen denn die SNB hat die besseren Karten da sie ja auch Global damit umgehen kann im gegensatz zu Bund und Kanton.

Nun wollen die Politiker plötzlich mitreden und sie wissen schon heute was besser zu tun ist aber sie haben ja gar keine Ahnung des ganzen debakels. Dies ist nun gut für die SP die nun alles dem Volk versprechen die sie ja sowiso nicht halten können wie alle Politiker.

Gruss
Roland
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Re: Riesenärger über Boni-Politik der UBS

Beitragvon zuyox am Mo Okt 20, 2008 8:04 am

roland hat geschrieben:Da entschuldigt sich der UBS Präsi Kurer über seine umstittene Aussage wegen "Boni von zweistelligen Millionenhöhe könne er auch in Zukunft nicht ausschliessen" was er stossend finde.

Ja hallo da steht im TXT und Sonntag dass die UBS trotz der versprochenen Staatshilfe zur Bewältigung der Kriese offenbar 7 Milliarden Franken an Boni auszahlen.

Das kann doch nicht wahr sein denn die Manager haben heute keine Moral und Ethik. Die sollten jetzt so schnell wie möglich öffentlich mitteilen dass sie auf ihre Löhne und Boni verzichten nur so kann noch eine Beruhigung stattfinden. Es sollten überhaupt in diesem Jahr keine Boni ausbezahlt werden und zwar auf allen stufen.

http://www.sonntagonline.ch

Gruss
Roland

Hallo Roland,

Vielen Dank für Deinen Beitrag.

Ich denke, dass Bonussysteme, welche den kurzfristigen Gewinn honorieren, schlecht sind.

Bei Japans erfolgreichstem Unternehmen, Toyota, das Ende 2007 den höchsten Börsenwert aller Automobilhersteller hatte, kennt zwischen Mindest- und Höchstlohn nur einen Unterschied von weniger als dem 30 Fachen.

Boni werden bei Toyota nur an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vergeben, welche Vorschläge zur Verbesserung ihrer Arbeitsplätze oder Arbeitsabläufe machen:
Toyota-Produktionssystem hat geschrieben:Ziel ist es, über Einarbeitungsprogramme, Gruppengespräche und Kaizen-Workshops die Mitarbeiter dazu zu motivieren, Vorschläge zur Verbesserung ihrer Arbeitsplätze oder -abläufe zu machen. Kaizen nennen die Japaner diesen kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Hierfür gibt es bei Toyota ein detailliertes Bonussystem, in dem die schnelle Belohnung von Verbesserungsvorschlägen oberste Priorität hat. Das Toyota-Bonussystem unterscheidet sich gravierend vom betrieblichen Vorschlagswesen in Deutschland.
Der kurzfristige Gewinn steht bei Toyota völlig im Hintergrund.
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Re: Riesenärger über Boni-Politik der UBS

Beitragvon zuyox am Mo Okt 20, 2008 8:28 am

roland hat geschrieben:Auch der Wiederstand der Politik ist stark am wachsen besonders zu gunsten der SP.
Nun fordern sie mehr Mitsprache den sie wollen das Rettungspaket nicht einfach absegnen.
Anstelle der SNB wollen sie eine Auffangsgesellschaft von Bund und Kanton zur Rettung des Finanzplatzes gründen. Das sollten sie lieber sein lassen denn die SNB hat die besseren Karten da sie ja auch Global damit umgehen kann im gegensatz zu Bund und Kanton.

Nun wollen die Politiker plötzlich mitreden und sie wissen schon heute was besser zu tun ist aber sie haben ja gar keine Ahnung des ganzen debakels. Dies ist nun gut für die SP die nun alles dem Volk versprechen die sie ja sowiso nicht halten können wie alle Politiker.

Gruss
Roland

Die SP hätte schon vor 15 Jahren die UBS und andere Banken auf die Absurdität ihrer Human Resource Praktiken aufmerksam machen müssen.

Die UBS und andere Banken haben in den letzten 15 Jahren fast alle älteren, branchenerfahrenen Banker entlassen und sie durch jüngere Universitätsabsolventen ersetzt.

Die Argumentation für diesen Wahnsinn einer aggressiven Verjüngung war, dass ältere, branchenerfahrene Banker zu teuern und überqualifiziert wären.

Diese Argumentation stammte vor allem von der Gewerkschaft der Reichen, McKinsey & Company, welche eine Studie verfasst hatte, dass bis Ende 1999 in der Schweiz 25'000 ältere, erfahrene Banker entlassen sein müssten
Euromoney Artikel über Gut hat geschrieben:A McKinsey report three years ago suggested 25,000 banking jobs would have to go by the end of the century, and since then only 10,000 have been cut.
Dieser Wahnsinn zerstörte der UBS das Fachwissen und die Netzwerke der über 45 jährigen Banker und war die zerstörerischste Aktion gegen die Gesetze von Metcalfe
Metcalfesches Gesetz hat geschrieben:Das Metcalfesche Gesetz ist eine Faustregel, nach der der Nutzen eines Kommunikationssystems mit dem Quadrat der Anzahl der Teilnehmer wächst. Das Gesetz wurde erstmals von Robert Metcalfe in Bezug auf Netzwerke für das Ethernet ausgesprochen.
Demnach beträgt bei N Teilnehmern die Anzahl möglicher Zweierverbindungen N(N−1)/2. Bei einer großen Teilnehmerzahl dominiert hierbei der Term N2/2.
Das Metcalfesche Gesetz erklärt viele der Vernetzungseffekte von Kommunikationstechniken wie dem Internet oder dem Usenet und kann auch an der Nutzung von Faxgeräten veranschaulicht werden: ein einzelnes Faxgerät ist nutzlos. Doch mit jedem weiteren Gerät im Netzwerk steigen die Möglichkeiten der Interaktion, da die Anzahl der möglichen empfangenen und gesendeten Faxe ansteigt.
Seit den 1990er Jahren, in denen mehrere westliche Armeen eine Transformation einläuteten, hat die Regel in deren kommunikationstechnische Vernetzung Einzug gehalten. Bei der in dieser Hinsicht führenden Armee, den US-Streitkräften, findet das Gesetz in der netzwerkorientierten Kriegsführung Eingang.
und Reed
Reedsches Gesetz hat geschrieben:Als Reedsches Gesetz wird die Behauptung des Internet-Pioniers David P. Reed bezeichnet, dass die Nützlichkeit großer Netzwerke exponentiell mit ihrer Größe steigt. Dies gilt insbesondere auch für soziale Netzwerke.
Der Grund hierfür ist, dass die Anzahl möglicher Untergruppen beträgt. Hierbei bezeichnet N die Anzahl der Teilnehmer.
Siehe auch: Soziales Kapital
Da die UBS in den letzten 15 Jahren fast alle über 45 jährigen, branchenerfahrenen Banker entlassen hat, fehlt ihr jetzt der direkte Zugang zu den Kunden der 50,60, 70 und 80 jährigen, welche das grosse Geld besitzen.
Die Konsequenz ist, dass immer mehr ältere und reiche Kunden sich unterrepräsentiert fühlen und deshalb ihr Geld abziehen.
Im dritten Quartal sollen bei der UBS CHF84 Milliarden Kundengelder abgezogen worden sein, Tendenz steigend.
Die UBS könnte diesen Trend nur stoppen,indem sie massivst ältere, branchenerfahrene Banker zwischen 45 und 64 Jahren einstellt, welche die Netzwerke zu den reichen und reichsten älteren Kunden wieder herstellten.
Eine solche Massnahme müsste sich über mehrere Jahre hinziehen, doch dürfte es der UBS an Zeit mangeln, diese Massnahme umzusetzen, denn die Kundengelderabzüge dürften bereits eine Dimension erreicht haben, die nicht mehr zu bremsen sein wird.
Das Grounding der UBS ist somit vorprogrammiert und dürfte Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres erfolgen.
Die Aussichten der UBS auf Rettung sind äusserst schlecht.
Nur ein Wunder könnte die UBS noch retten!
Beispielsweise Warren Buffett, der 78 jährige Investor aus den USA, könnte sich entscheiden, UBS Aktien zu kaufen und dafür sorgen, dass die UBS ihre altersfeindliche Anstellungspolitik radikal ändert.
Sonst ist die UBS aller Voraussicht nach am Ende.
Die SP und die Gewerkschaften hätten früher reagieren müssen, sie hätten die UBS früher auf die Missachtung der wirtschaftlichen Menschenrechte älterer, erfahrener Banker aufmerksam machen müssen, denke ich.
Gruss
Zuyos
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