«Die Schweiz mutiert zum Schurkenstaat»

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«Die Schweiz mutiert zum Schurkenstaat»

Beitragvon zuyox am Do Okt 23, 2008 11:41 am

«Die Schweiz mutiert zum Schurkenstaat» - Basler Zeitung
«Berner Regierung sieht rot», «Der Alpenstaat schlägt zurück»: Die deutschen Zeitungen kommentieren Micheline Calmy-Reys Reaktion auf Finanzminister Peer Steinbrücks Kritik an der Schweizer Steuerpraxis.
«Schweiz auf Schwarz»: Der deutsche «Zuchtmeister» will die Schweiz auf die schwarze Liste der OECD setzen.
In der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» – Deutschlands NZZ – schafft es die Neuauflage des Streits um die Steuerflucht auf die Frontseite: «Schweiz auf Schwarz», titelt die FAZ und zeigt eine Schweizer Fahne, wobei das Rot in dunkelstem Schwarz glänzt. Doch auch der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück, welcher der Schweiz im Steuerstreit mit der «Peitsche» drohte, bekommt sein Fett weg «Erst wurden die stolzen Banker verdroschen. Jetzt soll es auch den Finanzplätzen an den Kragen gehen, die unter schwarzer Flagge segeln. Zu denen rechnet der deutsche Zuchtmeister nun auch die Schweiz». Fazit der FAZ: «Die Berner Regierung sieht rot». Das «Handelsblatt kommentiert die Tatsache, dass Aussenministern Micheline Calmy-Rey den deutschen Botschafter nach Bern zitierte, ganz lapidar: «Schweiz schmäht Steinbrück. Der Alpenstaat schlägt zurück».

Verschärfte Fronten
Die «Frankfurter Rundschau» schockt ihre Leser mit dem Titel «Die Schweiz mutiert zum Schurkenstaat» und sieht eine Verschärfung der Fronten zwischen Deutschland und der Schweiz. Peer Steinbrück habe der Schweiz ganz nach dem Motto «Gut gebrüllt Löwe» gedroht, sie wegen ihrer Steuerpraxis auf die schwarze Liste der OECD zu setzen. Daraufhin musste der deutsche Botschafter in Bern antraben. Trotz des schärferen Tons glaubt die FR aber nicht, dass sich bald etwas ändern wird. «Das Vorgehen der EU-Kommission gegen Steueroasen innerhalb und ausserhalb Europas ähnelt dem Kampf gegen Windmühlen». Bislang sei ein energisches Auftreten der EU gegen Steueroasen an den unterschiedlichen Interessen der Mitgliedstaaten gescheitert. Das wird Steinbrück aber nicht daran hindern, weiterhin gegen die Schweiz zu schiessen: Laut der «Welt» und dem «Spiegel» will sich der deutsche Finanzminister den Mund nicht verbieten lassen. Ein Sprecher sagte, Steinbrück werde dies auch in Zukunft zu tun. Der Schweiz stehen noch einige Diskussionen an.
zuyox
 
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Re: «Die Schweiz mutiert zum Schurkenstaat»

Beitragvon zuyox am Fr Nov 14, 2008 10:11 pm

Schlag gegen die UBS: Wer ist «Executive Nr. 1»? - Tagesanzeiger.ch
Raoul Weil ist gerade mal 49 Jahre alt und war einer der ranghöchsten in der UBS Konzernleitung. Vor 20 Jahren wäre eine solche Position nur einem über 60 Jährigen erfahrenen Banker offeriert worden und das war auch gut so. Warren Buffet und George Soros, die beiden reichsten Investoren sind beide 78 Jahre alt und erfahrene Anleger.
Hätte Raoul etwa soviel wie ein Bundesrat verdient, also weniger als CHF 500'000.- wäre er laut Warren Buffett richtig bezahlt gewesen. Warren Buffett bezieht ein Jahresgehalt von US$180'000.-! Mit einem dezenten Gehalt um die CHF 500'000.- hätte Raoul sich nie wie ein Drogenbaron benommen, er hätte sich, ohne Bonussystem und zweistelligen Millionen Frankenboni nie dazu verleiten lassen, illegale Aktivitäten in den USA zu begehen. Ohne Bonussystem hätte Raoul der UBS aber auch nie einen Reputations- und Rufschaden im dreistelligen Milliarden Frankenbereich eingetragen. Allein in den drei Monaten des dritten Quartals hat die UBS Nettokundengelderabzüge von CHF 84 Milliarden verzeichnet. Das Bonussystem zerstört unweigerlich die UBS!
Der Regulator hat es zu verbieten oder die UBS wird verschwinden. So einfach ist die Equation, wenn es denn nicht schon zu spät zu einer Rettung ist.
Tagesanzeiger.ch, Ralph Pöhner hat geschrieben:Die detailreiche Anklageschrift gegen Spitzenbanker Raoul Weil zeigt: Die US-Behörden haben hochrangige Quellen in der UBS. Der Chefankläger spricht von einer «Verschwörung».
Bildlegende hat geschrieben:[3]http://files.newsnetz.ch/bildlegende/18922/WeilWeil.JPG[/3]
Raoul Weil, seit 2007 CEO des Global Wealth Management der UBS. Er wurde von einer Bundes-Anklagebehörde angeklagt, tausenden US-Bürgern bei der Steuerhinterziehung geholfen zu haben. Am Mittwoch gab er sein Amt interimistisch an Marten Hoekstra ab.
Das Bild ist äusserst einseitig: Das Justizministerium in Washington, die Bundesstaatsanwaltschaft in Florida und die amerikanische Steuerfahndung weiden vor aller Welt aus, wie UBS-Banker ihren US-Kunden beim Steuerbetrug geholfen haben sollen – sie machen öffentlichen Druck. Die UBS hingegen muss sich darauf beschränken, in einem dürren Communiqué guten Willen zu zeigen und gute Zusammenarbeit mit den Behörden zu versprechen. Mehr kann die Schweizer Grossbank auch heute nicht vermelden. Das einseitige Bild der US-Behörden zeigt eine jahrelange, bis in Einzelheiten orchestrierte «Verschwörung» von UBS-Leuten gegen die USA. An der Spitze: Raoul Weil, Chef des Wealth Management von UBS, seit letzter Woche formell angeklagt und seit vorgestern dispensiert. Von 20'000 UBS-Kunden, die in den USA unter Weils Leitung betreut worden waren, versteckten 17'000 ihre Identität und ihre Schweizer Konten vor den Steuerbehörden: Dies behauptet die Anklageschrift, unterzeichnet von Bundesanwalt Alexander Acosta, abgestempelt am Nachmittag des 6. November 2008 beim U. S. District Court in Fort Lauderdale.

Milliardenkauf als «Teil einer Verschwörung»
Der Text liest sich wie eine allgemeine Drohung: Namentlich angeklagt ist zwar bloss UBS-Topmanager Raoul Weil, doch das Papier erwähnt mehrere Kategorien von unindicted co-conspirators, also von Mitverschwörern, gegen die keine Klage erlassen wurde. Es sind die «Executives», womit Acosta Leute auf höchstem Niveau meint; es sind die «Managers», die das Geschäft in den USA überwachten; es sind die «Desk Heads», also leitende Angestellte fürs tägliche Geschäft; und es sind die «Bankers» – also all die UBS-Leute, die Kontakt hielten zu den Kunden in Amerika. Ihnen wird – neben der erwähnten Mit-Verschwörung – vorgehalten, Bankgeschäfte in den USA getätigt zu haben, ohne die nötige Lizenz zu besitzen. So schwingt in der Anklage gegen Einzelmann Weil auch ein Gesamtvorwurf mit: Als «Teil der Verschwörung» habe die «Swiss Bank» beispielsweise ihr Geschäft durch den Kauf einer grossen amerikanischen Broker-Firma ausgeweitet – wohl eine Anspielung auf den Milliardenkauf der Investmentbank Paine Webber durch UBS im Jahr 2000.

Man sollte öfters das Hotel wechseln
Namentlich wird die UBS kein einziges Mal erwähnt. Doch zugleich unterstellt die Staatsanwaltschaft dem ungenannten Institut mit ausführlichen Details und Interna eine erhebliche kriminelle Energie: Formulare seien falsch ausgefüllt worden, um zu verschleiern, dass US-Kunden die wahren Besitzer von Offshore-Konstrukten seien; die «Swiss Bank» habe ihren Leuten untersagt, riskante Kontakte im internen Computersystem zu vermerken und den Markennamen UBS in Mails zu nennen. Oder die «Bankers» seien geschult worden, um in Amerika die Enttarnung zu vermeiden. So habe man sie angehalten, bei USA-Reisen öfters das Hotel wechseln. Offensichtlich wird dabei, dass mehrere UBS-Leute vor Acosta ausgepackt haben. Der Bundesstaatsanwalt weiss, wie viele Banker wie oft in die USA flogen, welche bankinterne Schulung wann und wo stattfand, welches Argumentarium an welchem Datum beschlossen wurde. Zum Beispiel erhielten Raoul Weil und ein anderer UBS-Spitzenmann («Executive #1») im August 2006 den Antrag zweier Untergebener, das gefährliche Geschäft in den USA entweder herunterzufahren, zu verkaufen oder auszulagern. Weil und die unbekannte Nummer 1 lehnten ab: Dies sei zu teuer und verlange die Bekanntgabe von Informationen, welche der UBS schaden könnten. Eine Quelle ist bekannt: Bradley Birkenfeld, ein UBS-Ex-Mann, der in Boston auf seinen Prozess wartet und offen mit den US-Steuerfahndern zusammenarbeitet. Bekannt ist auch, wen die US-Fahnder sonst noch befragt haben: Martin Liechti, in der entscheidenden Zeit Chef des Wealth Management von UBS in Nord- und Südamerika; er war Weil direkt unterstellt. Liechti stand auf einer Stufe, die Alexander Acosta wohl bei den «Managers» einordnen würde. Der Schweizer Banker war im Mai arretiert worden, als er auf einem Südamerika-Flug in Miami die Maschine wechseln wollte; danach hielten ihn die US-Fahnder fast drei Monate lang als «wichtigen Zeugen» fest. Nach seiner Rückkehr setzte ihn die UBS als Leiter des Wealth Management Americas ab, offiziell im Rahmen einer Reorganisation. Liechti, so ein Sprecher heute, prüfe Optionen für eine Weiterentwicklung bei der UBS.

Das Selbstvertrauen der Steuerfahnder
Die Gefahr ist offensichtlich: Wenn die Anklage so intensiv von co-conspirators auf höchster Stufe spricht, so deutet dies etwa für «Financial Times» an, dass die US-Behörden genügend Selbstvertrauen haben, um «auf höherer Hierarchiestufe zuzuschlagen». Entscheidend könnte dabei werden, ob Marcel Rohner unter den inkriminierten «Executives» auftaucht und deshalb ebenfalls ins Visier kommt: Der heutige Konzernchef leitete in der heiklen Zeit von 2002 bis 2007 das gesamte Wealth Management der UBS. Er war direkter Vorgesetzter von Raoul Weil. Ein Zweck all dieser Informationen liegt auf der Hand: Die Amerikaner wollen Raoul Weil und die UBS mit einer grossen Inszenierung unter Druck setzen. Gültig ist aber auch der Satz, mit dem Alexander Acosta sein eigenes Communiqué beendet: Ein Angeklagter gilt als unschuldig, bis seine Schuld jenseits eines vernünftigen Zweifels bewiesen ist.
(Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)
Wir haben Praktiken à la BCCI zu verbieten, wollen wir uns davor schützen, früher oder später als ein Schurkenstaat betrachtet und weltweit gebannt zu werden.
Und die Aktien der UBS fallen auf ein neues allzeittief!
UBS-Absturz trübt Wochenausklang - NZZ
Grossbank bremst Erholung der Schweizer Börse
Der Wochenabschluss an der Schweizer Börse ist durch einen neuen Schwächeanfall der UBS-Aktie getrübt worden. Das Bankpapier sackte vorübergehend auf ein neues Allzeittief von 14,11 Franken ab. Das waren 6,4% weniger als am Vorabend. Die Aktie ging schliesslich zu 14,50 Franken und einem Minus von 3,85% aus dem Handel.

(ap) Am Morgen hatten UBS mit einem Kurssprung von 6,9% noch zu den Gewinnern im Swiss Market Index (SMI) gehört. Am Nachmittag setzte dann aber eine massive Verkaufswelle ein. Gerüchte über einen Handelsverlust und die Steuerprobleme der Bank in den USA wurden als Gründe für den Absturz genannt. Die UBS bremste auch die Erholung des SMI. Er schloss auf 5834,75 Punkten und damit um 1,65% im Plus. Die anderen Finanzwerte legten zum Teil überproportional zu, allen voran Bâloise mit einem Gewinn von 7,5 Prozent. Swiss Re verbesserten sich um 4,5% und Credit Suisse um 3,7 Prozent. Neben UBS waren von den Blue Chips Swatch Group und Richemont am stärksten unter Druck. Sie verloren über 3,5 Prozent. Richemont hatte am Morgen zwar mit einem guten Halbjahresabschluss überrascht, aber zugleich bestätigt, dass die Konsumenten nun auch bei den Luxusgütern zu sparen beginnen.
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