«Keine Boni an UBS-Management»

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Re: «Keine Boni an UBS-Management»

Beitragvon Gast am Do Nov 27, 2008 2:59 pm

UBS-Aktionäre stimmen der Finanzspritze zu
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaf ... 18850.html

Klagen gegen frühere Top-Manager verlangt
Die UBS-Aktionäre stimmen der Finanzspritze des Bundes klar zu. Zuvor hat UBS-Präsident Peter Kurer um Vertrauen geworben. Mehrere Aktionäre, darunter SP-Präsident Levrat, forderten die UBS auf, gerichtlich gegen frühere Manager vorzugehen.

tsf./mtz. An ihrer dritten Generalversammlung (GV) dieses Jahres haben die Aktionäre der angeschlagenen Grossbank UBS zur Finanzspritze der Eidgenossenschaft klar Ja gesagt. Sie haben die dafür nötige Schaffung von bedingtem Kapital mit 979 Mio. gegen 5,8 Mio. Aktienstimmen fast einhellig gutgeheissen. Damit haben die Aktionäre die Zeichnung einer Pflichtwandelanleihe im Umfang von 6 Mrd. Fr. durch den Bund abgesegnet.

Konkret wird das Aktienkapital nun um höchstens 365 Millionen Aktien im Nennwert von je 10 Rappen erhöht. Diese Aktien gehen an die Eidgenossenschaft über, falls diese ihre Optionen aus der Pflichtwandelanleihe während der Frist von maximal 30 Monaten nicht weiter verkauft.
Kurers Appell

An der mit 2395 Aktionären gut besuchten Generalversammlung in der Messe Luzern hat UBS-Präsident Peter Kurer vor allem um Vertrauen geworben.

In seiner Eröffnungsrede wies Kurer auf die dramatischen Ereignisse seit der letzten GV vom 2. Oktober. Nur zwei Wochen nach der GV habe die UBS-Spitze Staatshilfe beantragt. Der Refinanzierungsmarkt habe sich damals derart verschlechtert, dass die Aufnahme von Mitteln stark erschwert worden sei. Kunden hätten Einlagen zu Banken in jenen Ländern verlagert, die Garantien geben konnten.

Um die UBS vor einer gefährlichen Entwicklung zu bewahren, habe der Konzern den Schweizer Staat um Hilfe gebeten. Dabei sei ein überzeugendes und ausgewogenes Massnahmenpaket geschnürt worden, das im Ausland als vorbildlich erachtet werde.
Dramatischer Schritt

Im Rahmen des Rettungspakets kann die UBS marode und kaum verkäufliche Ramschpapiere im geschätzten Wert von 60 Mrd. Dollar in eine von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) kontrollierte Gesellschaft auslagern. Die UBS stattet den Fonds mit 6 Mrd. Fr. aus. Der entsprechende Abschreibungsbedarf beträgt laut Kurer rund 4 Mrd. Franken. Um trotzdem gut finanziert zu bleiben, nehme die UBS bei der Eidgenossenschaft Kapital in Form der Pflichtwandelanleihe von 6 Mrd. Fr. auf.

Das mit den Schweizer Behörden vereinbarte Paket sei keine notfallmässige Rettungsaktion, sondern eine vorausschauende Massnahme zur Vertrauensbildung, betonte der UBS-Präsident. Es handle sich nicht um ein Geschenk an die UBS. Der Bund habe mit der UBS ein Geschäft zu guten Konditionen abgeschlossen.

Für die UBS sei der Schritt dramatisch, räumt Kurer ein. Er verstehe die Entrüstung. Doch Nationalbank und Bundesrat hätten aus Verantwortungsgefühl für die Wirtschaft und das Land gehandelt. Die UBS werde ihrerseits die Verantwortung gegenüber dem Bund und der Bevölkerung wahrnehmen.
Neues Salärsystem

Anschliessend erläuterte Kurer das bereits bekannte neue Salärsystem für die Konzernleitung und den Verwaltungsrat. Damit habe die UBS als eines der ersten Finanzinstitute der Welt die Entlöhnungspraxis an die neuen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Realitäten angepasst. Mit Applaus quittierten die Aktionäre die angekündigten Boni-Rückzahlungen durch ehemalige Spitzenmanager der Grossbank.
«Bankgeheimnis nicht verletzt»

Die Untersuchungen des amerikanischen Justizdepartementes und anderer Behörden betreffend der grenzüberschreitenden Bankdienstleistungen an amerikanische Kunden beschäftigten die UBS stark. Die Situation mache ihm Sorgen, führte Kurer weiter aus.

Der UBS wurde in diesem Zusammenhang verschiedentlich vorgeworfen, dass sie das Bankgeheimnis verletzt habe. Kurer hielt in aller Deutlichkeit fest, dass das Bankgeheimnis eine wichtige Institution sei, und man damit nicht leichtfertig umgehe. «Wir haben das Bankgeheimnis nicht verletzt», sagte er.
Auf Fälle von Steuerbetrug gestossen

Auf der anderen Seite sei man aber bei den Untersuchungen bei einer beschränkten Anzahl von Fällen auf Verhaltensweisen gestossen, die sowohl nach amerikanischem wie auch nach schweizerischem Recht als Steuerbetrug zu qualifizieren seien. Entgegen dem Eindruck, der in den öffentlichen Diskussionen geweckt werde, gelte das Bankgeheimnis nicht absolut. Laut Kurer ist es nicht da, um solche Fälle von Steuerbetrug zu schützen. Ein solcher Absolutheitsanspruch würde dem Bankgeheimnis nur schaden.

Auf mehreren Fronten befinde sich die UBS damit in einer ausserordentlich schwierigen Situation, sagte Kurer abschliessend. Es seien bisher auch schwere Fehler in der Kommunikation gemacht worden. In der UBS sei fortan kein Platz mehr für Arroganz, versicherte Kurer. Doch Angst und Wut seien schlechte Ratgeber, hielt er fest. Die UBS wolle die Probleme lösen. Dafür warb er um Vertrauen.
Der grosse Ärger

In der Diskussion zur geplanten Kapitalerhöhung rügte ein Aktionär den hohen Zins von über 12%, den die Eidgenossenschaft für ihre Wandelanleihe erhält.

Sonst machten die Aktionäre vor allem ihrem allgemeinen Ärger über das UBS-Debakel Luft. Ein Votant verwies auf den Bericht der EBK, der ein entsetzliches Bild der UBS zeige. Zahlreiche Aktionäre wollen die früheren UBS-Verantwortlichen vor Gericht sehen. Die nun von früheren Top-Managern und dem früheren Präsidenten Marcel Ospel zurückbezahlten 70 Mio. Fr. genügten keineswegs, sagten mehrere Votanten. Die Summe sei nur ein Teil der bezogenen Boni und für die UBS nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

So rief ein 68-jähriger Aktionär die UBS dazu auf, die Verantwortlichen für das Debakel zur Rechenschaft zu ziehen. Er selber habe mit UBS-Aktien 658'000 Franken und damit den grössten Teil seiner Altersvorsorge verloren. Er blieb mit der Forderung nach Schadenersatzklagen nicht allein. Zahlreiche Aktionäre folgten ihm und verlangten ebenfalls Verantwortlichkeitsklagen. Mit der Zuflucht-Suche beim Staat sei es nicht getan, hiess es. Die Forderungen nach gerichtlichen Klagen wurden im Saal jeweils von grossem Applaus quittiert.
Auch SP-Chef Levrat drängt zu Klagen

Als UBS-Aktionär drängte auch SP-Präsident Christian Levrat zu Verantwortlichkeitsklagen. Er stellte der UBS-Spitze dazu vier Fragen:

1. Wie weit ist die UBS gewillt, Ursachen und Fehler wirklich aufzudecken?

2. Wie weit werden Verantwortlichkeitsklagen geprüft?

3. Ist die UBS bereit, die Konditionen der Vereinbarungen mit Wuffli und Ospel offenzulegen? Levrat hielt fest, dass er es nicht verstehen würde, wenn die UBS auf zivilrechtliche Klagen verzichten würde.

4. Was gedenkt die UBS im Fall der früheren Spitzenmanager Clive Standish und Huw Jenkins zu tun? Es könne nicht sein, dass nur Schweizer Manager Boni zurückzahlten und die angelsächsischen nicht, kritisierte Levrat.

Die Schweiz werde die UBS nicht fallen lassen, versicherte der SP-Präsident. Er erwarte aber klare Antworten auf die Fragen.
Die Antworten Kurers

Kurer nahm detailliert Stellung zu Levrats Fragen. Wenn Aussicht auf Erfolg bestehe, würden die Klagen auch eingereicht, versicherte er. Das Vorgehen sei aufgegleist. Zudem sicherte er zu, dass es in den Verträgen keine Klausel gebe, die Klagen verunmöglichten. Es gebe lediglich eine Anrechnungsklausel, die freiwillige Zahlungen berücksichtige.

Inzwischen seien von weiteren Mitgliedern der früheren Konzernspitze zusätzliche 22 Mio. Fr. zurückbezahlt worden, gab Kurer bekannt. Einzelne Namen dazu seien schon genannt worden, sagte er, ohne konkreter zu werden. Gespräche mit Personen im Ausland würden weitergeführt.
Jeder Aktionär kann klagen

Mehrmals wiederholte der seit dem Frühjahr amtierende Ospel-Nachfolger Peter Kurer, dass die UBS die Frage von Gerichtsverfahren von einer unabhängigen Stelle prüfen lassen. Eine Abstimmung über eine Veranwortlichkeitsklage lehnte Kurer ab. Er rief den Aktionären aber in Erinnerung, dass auch sie selbst Verantwortlichkeitsklagen einreichen könnten.
«Keine Boni mehr»

Zahlreiche Aktionäre attackierten die frühere Lohnpolitik der Bank. Ein Votant rief die UBS-Spitze dazu auf, keine Boni mehr zu bezahlen, bis alle Schulden im Rahmen der Geldspritze der Eidgenossenschaft bezahlt seien. Werde dies nicht getan, sei dies Diebstahl am Schweizer Volk.

Heftige Kritik musste auch UBS-Verwaltungsrat Rainer-Marc Frey einstecken, der rund 1 Million UBS-Aktien verkauft hatte. Dies habe der Glaubwürdigkeit des VR schwer geschadet, erklärten mehrere Aktionäre.

In seiner Antwort wies Kurer darauf hin, dass der Verwaltungsrat auf den Aktienverkauf Freys mit der Einführung einer neuen Regel reagiert habe, die solche Aktionen verhindern soll: Aktien dürften künftig über eine längere Zeitperiode nicht mehr verkauft werden.

Nach Angaben Kurers schätzt der Verwaltungsrat Frey als hoch kompetenten und engagierten Kollegen. Dessen Arbeit sei geprägt von Loyalität und Hingabe zur UBS. Die Aktionäre quittierten dies mit Pfiffen. Die UBS brauche Freys langjährige unternehmerische Erfahrung und dessen grosses Fachwissen im Finanz- und Risikobereich, sagte Kurer weiter. Mit Frey sei die UBS stärker aufgestellt als ohne ihn. Wieder waren Buh-Rufe aus dem Publikum das Echo.

Nicht immer blieb es beim bitteren Ernst. So warb Aktionär Carlos Hanimann in einer satirischen Einlage im Auftrag der WoZ für die gleichentags publizierte Sondernummer der Zeitschrift zur Finanzkrise.
Gast
 

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