«Das Neugeld kommt vorallem von Grossbanken»

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«Das Neugeld kommt vorallem von Grossbanken»

Beitragvon zuyox am Mo Nov 03, 2008 8:31 am

«Das Neugeld kommt vorallem von Grossbanken» - CASH
Auch die Migros Bank, die siebtgrösste Schweizer Bank, profitiert von Kundengeldtransfers. Vor allem im Oktober hat sie viel Neugeld hinzugewonnnen, massgeblich von UBS-Kunden, sagt CEO Harald Nedwed.

Das Video: Harald Nedwed übder die Finanzkrise und Kundengeldzuflüsse bei der Migros Bank.

cash: Herr Nedwed, haben wir den Höhepunkt der Finanzkrise überschritten?
Harald Nedwed: Wir durchlaufen eine sehr schwere Krise. Sie zeigt, wie vernetzt die Finanzbranche weltweit ist. Die Krise ist noch nicht ausgestanden. Es wird weitere, vereinzelte Probleme bei Banken und Versicherungen geben.

Wie schätzen Sie den Konjunkturverlauf ein?
Die Krise wird erhebliche realwirtschaftliche Auswirkungen haben. Ich bin da eher pessimistischer als die bislang publizierten Prognosen.

Das heisst, wir steuern auf eine Rezession zu.
Je nach Definition einer Rezession könnte das möglich sein. Nicht vergessen darf man auch die politischen Aufräumarbeiten, die auf uns zukommen. Es werden sich ja möglicherweise noch weitere Anspruchsgruppen melden, die in finanzieller Hinsicht etwas vom Staat wollen. Die US-Autoindustrie ist ein erstes Beispiel dafür.

Den Retailbanken strömen wegen der Finanzkrise Unmengen an Geld zu. Was sind die neusten Zahlen bei Ihnen?
In den ersten neun Monaten 2008 betrug der Neugeldzufluss 2 Milliarden Franken. Das sind 75 Prozent mehr als in den ersten neun Monaten 2007. Kontoeröffnungen hatten wir 46 000, was 37 Prozent mehr ist als in der Vorjahresperiode.

Wie sah es im Oktober aus?
Im Oktober hat sich das nochmals massiv beschleunigt. Bei den Kundengeldern hatten wir einen Zuwachs von rund 500 Millionen Franken.

Wissen Sie, woher die Neukunden kommen?
Wir führen keine Statistik. Aber von Kundengesprächen wissen wir, dass Geld von den Grossbanken kommt, massgeblich von der UBS. Teilweise kommen auch Mittel von den Auslandsbanken in der Schweiz. Wir stellen zudem fest, dass Kunden vermehrt ihr Geld auf mehrere Institute verteilen.

Haben Sie auch Kunden, die gleich mehrere Dutzend Millionen bringen?
Vereinzelt haben wir solche Fälle.

Viele Gewinner der Krise – Kantonalbanken, Raiffeisen – nützen die Situation aus und machen nun offensiv Kundenwerbung.
Ich will das Marketing unserer Konkurrenten nicht beurteilen. Wir selber wollen hier moderat auftreten und nicht aggressiv-opportunistisch. Es ist nicht unsere Art, im Trüben zu fischen. Im Übrigen denke ich nicht, dass solche Werbekampagnen in der aktuellen Krise sympathisch wirken.

Im Zuge der Krise gibt es verstärkten Druck auf die Leitzinsen. Kommt der variable Hypothekarzinssatz ins Rutschen?
Einen akuten Korrekturbedarf gibt es aus unserer Sicht im Moment nicht. Falls die Zinsen weiter fallen, werden wir bei allen variabel verzinslichen Produkten entsprechend reagieren.

Die Migros Bank konnte den Hypothekarbestand 2007 um 6,2 Prozent ausdehnen. Wie sieht das 2008 aus?
Aktuell stehen wir bei 5,6 Prozent. Wir rechnen mit einer Zahl zwischen 6 und 7 Prozent bis Ende Jahr. Womit wir weitere Marktanteile gewonnen hätten, was auch auf unsere Expansionsstrategie zurückzuführen ist. Im Gesamtmarkt hat es in diesem Jahr ja eine Verlangsamung gegeben.

Mit Ihrem Konjunkturszenario müsste sich der Hypothekarmarkt deutlich verlangsamen.
Das würden wir so erwarten. Das Wachstum 2009 dürfte bei etwa 2 Prozent liegen im Vergleich zu rund 3 Prozent 2008.

Wie wird das Jahresergebnis 2008 der Migros Bank?
Im Zinsgeschäft werden wir trotz des Margendrucks ein etwas besseres Resultat haben als 2007. Das Kommissionsgeschäft wird nicht mehr ganz das Niveau erreichen und 5 bis 10 Prozent unter dem Vorjahr liegen. Dazu kommen gewisse Bewertungskorrekturen auf den Wertschriftenbeständen. Das wird sich im Handelserfolg und bei den übrigen Erträgen zeigen. Beziffern können wir das aber noch nicht.

Mit etwas Erstaunen reagierte man auf die Tatsache, dass Sie gar keinen Bonus beziehen.
Alle Unternehmensleiter bei der Migros-Gruppe erhalten prinzipiell keinen Bonus. Die Migros Bank zahlt jedoch Boni an Kader und Direktion. Diese liegen im Bereich von 0 bis 20 Prozent des Fixlohnes. Wir haben also noch nie einen sechsstelligen Bonus bezahlt. Unser Vergütungssystem hat sich durchaus bewährt, sonst hätten wir den Personalbestand in den letzten zehn Jahren nicht um zwei Drittel vergrössern können.

Was ist Ihre Meinung zu Boni?
Ich glaube nicht, dass Manager, die komplexe und strategische Entscheide zu fällen haben, besser arbeiten, wenn man ihnen immer mehr Geld in Aussicht stellt. Ein guter Manager sollte primär motiviert sein durch die zu lösenden Herausforderungen, durch seine Funktion und durch den Kontakt mit Menschen. Die Frage ist: Wie kann man einen Bonus in Einklang bringen mit den langfristigen Interessen eines Unternehmens? Die heute vorliegenden Bonus-Modelle berücksichtigen diese Frage noch unzureichend.

Die Migros Bank feiert 2008 das 50-Jahr-Jubiläum. Man merkt kaum etwas davon.
Es würde nicht zu uns passen, wenn wir uns selbst feiern wollten. Geld für medienwirksame Aktionen investieren wir lieber ins Kundengeschäft.

(Interview: Daniel Hügli)

Das Video: Harald Nedwed übder die Finanzkrise und Kundengeldzuflüsse bei der Migros Bank.
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