Versicherungen im Abwärtssog
Verfasst: Mi Nov 12, 2008 8:06 amVersicherungen im Abwärtssog - NZZ
Gabriela Weiss, Heike Buchter
Für die Chefs der Schweizer Versicherungskonzerne ist es vergangene Woche besonders ungemütlich geworden. Am Freitag notierte Swiss Life 25% tiefer, Zurich Financial Services (ZFS) sackte 30% ab, und der weltweit grösste Rückversicherer Swiss Re stürzte gar 38% ab. Zum Vergleich: Der Swiss-Market-Index gab «nur» gerade knapp 22% nach. Dass die zunehmenden Rezessionsängste einen so tiefen Kurssturz ausgelöst haben sollen, ist unwahrscheinlich. Die Schweizer Versicherungs-Analysten zeigen sich denn auch ratlos ob der massiven Abgaben. Die Aktien von Swiss Life, Zurich und Swiss Re hätten sich vorher verhältnismässig gut gehalten. Jetzt waren sie halt an der Reihe abzusacken, so die vage Erklärung einiger Analysten. Die Chance ist gross, dass hinter den grossen Verlusten viel mehr steckt als eine gewöhnliche Korrektur. In den USA müssen einige Versicherungen ihre Kreditderivate-Partner auszahlen. Deren Kreditversicherungsverträge, die sogenannten Credit Default Swaps (CDS), sind aufgrund der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers fällig geworden. Ob alle Ansprüche befriedigt werden können, ist offen. Kein Wunder, lösten die Ereignisse in den USA auch auf den europäischen Börsenplätzen Verunsicherung aus.
Gabriela Weiss, Heike Buchter
Für die Chefs der Schweizer Versicherungskonzerne ist es vergangene Woche besonders ungemütlich geworden. Am Freitag notierte Swiss Life 25% tiefer, Zurich Financial Services (ZFS) sackte 30% ab, und der weltweit grösste Rückversicherer Swiss Re stürzte gar 38% ab. Zum Vergleich: Der Swiss-Market-Index gab «nur» gerade knapp 22% nach. Dass die zunehmenden Rezessionsängste einen so tiefen Kurssturz ausgelöst haben sollen, ist unwahrscheinlich. Die Schweizer Versicherungs-Analysten zeigen sich denn auch ratlos ob der massiven Abgaben. Die Aktien von Swiss Life, Zurich und Swiss Re hätten sich vorher verhältnismässig gut gehalten. Jetzt waren sie halt an der Reihe abzusacken, so die vage Erklärung einiger Analysten. Die Chance ist gross, dass hinter den grossen Verlusten viel mehr steckt als eine gewöhnliche Korrektur. In den USA müssen einige Versicherungen ihre Kreditderivate-Partner auszahlen. Deren Kreditversicherungsverträge, die sogenannten Credit Default Swaps (CDS), sind aufgrund der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers fällig geworden. Ob alle Ansprüche befriedigt werden können, ist offen. Kein Wunder, lösten die Ereignisse in den USA auch auf den europäischen Börsenplätzen Verunsicherung aus.
Ob auch Schweizer Versicherer reagieren müssen, bleibt abzuwarten. Swiss Re nahm jedenfalls bereits Ende September eine Wertberichtigung auf Risikopositionen vor, darunter waren auch Abschreibungen auf strukturierten CDS-Papieren. Erst am vergangenen Donnerstag war es am zweitgrössten US-Lebensversicherer Prudential Financial, eine Negativmeldung zu verbreiten: Er gab eine Gewinnwarnung heraus, Schuld seien Positionen auf Lehman Brothers, AIG und Washington Mutual. Die CDS-Welle jedenfalls schwappt weiter. Am 23. Oktober findet die Auktion für die kollabierte grösste US-Sparkasse Washington Mutual statt. Die Befürchtung der Wall Street: Die Kreditkrise wird die Zahl der Insolvenzen explodieren lassen – und eine CDS-Kaskade auslösen.Sean Egan von der unabhängigen US-Kreditrating-Agentur Egan-Jones, hat geschrieben:«Der Markt ist gerade dabei, herauszufinden, ob die Versicherer genügend Kapital haben. Die US-Versicherung Metropolitan Life hat bereits eine Kapitalerhöhung angekündigt. Andere werden sicher folgen»
Das gilt auch für die Schweizer Versicherer. Ausser Swiss Re hat bisher keine Schweizer Versicherung gemeldet, CDS-Papiere abschreiben zu müssen.Egan hat geschrieben:«Man wird in Kürze sehen, wer wie hart getroffen wird»