Geheimnisse sind immer undurchsichtig, intransparent, ineffizient, gefährlich und unkontrollierbar und führen in totalitäre, geschlossene und feudale Strukturen. Wollen wir wirklich diese Geheimnisse oder wollen wir mündig und aufgeklärt werden?
Der Madoff-Skandal bleibt undurchsichtig
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaf ... 31554.htmlWerweissen um Vermögenswerte
Der im Zentrum eines enormen Betrugsskandals stehende New Yorker Vermögensberater Bernard Madoff hat – wie vom zuständigen Gericht angewiesen – den Aufsichtsbehörden am 31. Dezember die finanzielle Lage seiner Firma sowie seine eigenen Vermögensverhältnisse offengelegt. Bisher ist nichts davon an die Öffentlichkeit gedrungen. Das heisst, es besteht nach wie vor völlige Unklarheit darüber, was von den Madoff anvertrauten Geldern allenfalls noch vorhanden ist und welche Ausmasse der grossangelegte Schwindel überhaupt hat. Die SEC kann Erkenntnisse zunächst im Interesse der Ermittlungen geheim halten. Madoff selbst hatte seinen beiden Söhnen gestanden, es seien Vermögenswerte von mindestens 50 Mrd. $ verschwunden. Seither haben Investoren rund um die Welt von Anlagen berichtet, die sich laut der Nachrichtenagentur Bloomberg mittlerweile auf rund 30 Mrd. $ summieren. Die Börsenaufsicht SEC, die seit vier Wochen ermittelt, hatte bis Ende Jahr keinerlei Hinweise dafür, welche Anlagegeschäfte Madoff getätigt haben könnte, ob er überhaupt für seine Kunden Geld angelegt und nicht nur umverteilt hat. Für seine Firma, die Bernard L. Madoff Investment Securities LLC, ist ein Sachwalter eingesetzt worden, der gegenwärtig nach noch vorhandenen Vermögenswerten fahndet. Bereits sind zahlreiche Klagen angestrengt worden. Anleger, die ihre Mittel in den letzten sechs Jahren zurückgezogen haben, müssen Rückforderungen des Sachwalters zugunsten der Liquidationsmasse gewärtigen. Im Kongress beginnen am Montag Anhörungen; dabei geht es vorab um die Rolle der Aufsichtsbehörde SEC.
Madoff versteckt Schmuck
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaf ... 47423.htmlHaftantrag der Staatsanwaltschaft
Der frühere US-Börsenchef und mutmassliche Milliardenbetrüger Bernard Madoff soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft kommen. Er habe gegen die Kautionsauflagen verstossen. Kongressabgeordnete fordern infolge des Betrugs einen Umbau der Börsenaufsicht SEC.
(afp/ap) Das erklärte die Staatsanwaltschaft am Montag in New York. Madoff war am 11. Dezember festgenommen, dann aber gegen zehn Millionen Dollar Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen und unter Hausarrest gestellt worden.
Das «Wall Street Journal» berichtete unter Berufung auf die Ermittler, Madoff und seine Frau hätten Uhren, Schmuck und andere Wertgegenstände an seinen Bruder und ihren Sohn sowie ein befreundetes Paar in Florida geschickt. Madoffs Anwalt sagte dem Bericht zufolge, sein Mandant habe die Gegenstände «unschuldig» verschickt und nicht gegen seine Kautionsauflagen verstossen.
Kontrolle hat «jämmerlich versagt»
Abgeordnete des amerikanischen Kongresses haben der Börsenaufsicht SEC im Zusammenhang mit dem Betrugsskandal um den Investor Bernard Madoff Versagen vorgeworfen. Es brauche eine Aufsichtsbehörde, die den Erfordernissen des 21. Jahrhunderts entspreche, fordern sie.
«Unser Kontrollsystem hat offenkundig jämmerlich versagt, und wir müssen es jetzt umbauen», sagte der demokratische Abgeordnete Paul Kanjorski am Dienstag bei einer Anhörung zum Madoff-Skandal in dem für Finanzdienstleistungen zuständigen Ausschuss des Repräsentantenhauses. Der republikanische Abgeordnete Spencer Bachus forderte ebenfalls eine Umstrukturierung der Börsenaufsicht.
Kotz räumt Versäumnisse ein
Der Generalinspektor der SEC, David Kotz, räumte bei der Anhörung Versäumnisse ein und kündigte die Ausweitung einer bereits vom SEC-Chef Christopher Cox angeordneten internen Untersuchung an. Cox hat bereits im vorigen Monat Fehler eingeräumt und zugleich seine Mitarbeiter in ungewöhnlich scharfer Form kritisiert. Diese hätten es im vergangenen Jahrzehnt viele Male versäumt, trotz glaubhafter Anschuldigungen Hinweisen über ein Fehlverhalten Madoffs gründlich nachzugehen, sagte Cox im Dezember.
Bereits 1999 wurde die Behörde von einem Börsenaufseher in Boston darauf hingewiesen, bei Madoffs Gewinnen könne etwas nicht mit rechten Dingen zugehen. Auch spätere Warnungen führten jedoch nicht zur Einleitung einer formellen Untersuchung, bei der Madoff unter Eid hätte aussagen müssen, wie Cox einräumte. Vielmehr habe sich die Aufsichtsbehörde bei Nachfragen auf von Madoff freiwillig vorgelegte Zahlen verlassen.
Madoff ist Gründer der Bernard L. Madoff Investment Securities LLC, und er war massgeblich am Aufbau der Technologiebörse Nasdaq beteiligt. Er soll Kunden, die ihr Geld bei seinem Unternehmen anlegten, hohe Renditen versprochen haben. Diese hat er zwar bezahlt, doch in einem Schneeballsystem wurden die Renditen mit Geldern neuer Anleger finanziert, bis das System zusammenbrach. Die Ermittler befürchten einen Schaden von bis zu 50 Milliarden Dollar.
Die Bank UBP rechtfertigt sich im Fall Madoff
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaf ... 22638.htmlReputationsschaden für den Genfer Finanzplatz
Über die Feiertage haben sowohl die «International Herald Tribune» als auch das «Wall Street Journal» Auszüge aus einem sechsseitigen vertraulichen Brief veröffentlicht, den die Genfer Privatbank Union Bancaire Privée ( UBP ) am 17. Dezember ihren Kunden zugestellt hatte. Darin beklagt sich die Bank, in der Affäre um den amerikanischen Fondsmanager Bernard Madoff das Opfer eines «massiven Betrugs» geworden zu sein. Direkt betroffen seien 11 UBP-Fonds sowie der Feeder-Fonds M-Invest, der dazu diente, Gelder in Anlagevehikel von Madoff zu schleusen. Dabei habe zum Beispiel Dinvest, ein Total-Return-Fund von UBP, lediglich 3% des Kapitals von über 1 Mrd. $ in Fonds investiert, die mit Madoff zusammenhingen. Nach heutigem Wissensstand riskieren Kunden von UBP, insgesamt 700 Mio. $ zu verlieren.
Blindes Vertrauen
UBP-Gründer Edgar de Picciotto gehört zu den Pionieren der Hedge-Funds-Branche. In den letzten Jahren ist die Bank, die nach wie vor von seiner Familie kontrolliert wird, zu einem der weltweit grössten Anbieter von Funds of Funds aufgestiegen. Mitte 2008 hatte UBP Vermögen von 126 Mrd. Fr. unter Verwaltung. Ende 2007 waren 60 Mrd. $ oder 44% aller Kundengelder in Hedge-Funds investiert, ein ausserordentlich hoher Anteil. Gerade deshalb beobachten die Investoren mit Argusaugen das Verhältnis zischen UBP und Madoff. Sie können sich nicht erklären, wie einer der Branchenleader sich von Madoff und seinem «Schneeball-System» jahrelang hat blenden lassen. Auch fragen sie sich, ob die Verantwortlichen der UBP ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind. Dabei verweisen sie auf einen der Konkurrenten von UBP, die französische Société Générale. Diese hatte bereits 2003 nach einer Due-Diligence-Prüfung Alarm geschlagen und nicht weiter bei Madoff investiert.
Der Madoff-Skandal und das allgemein schlechte Abschneiden der Hedge-Funds mit Jahresverlusten von durchschnittlich 20% drohen den Genfer Anbietern von alternativen Anlagen einen happigen Reputationsschaden zu bescheren, dies umso mehr, als neben UBP die in Genf beheimatete Fondsgesellschaft des spanischen Banco Santander, Optimal Investment Services, ebenfalls zu den grossen Opfern des Madoff-Skandals gehört. Hier drohen Ausfälle von 2,3 Mrd. €. Allgemein wird erwartet, das das Volumen der Investitionen in Hedge-Funds nächstes Jahr drastisch abnehmen wird und eine ganze Reihe von in Genf gehandelten oder verwalteten Funds 2009 nicht überleben wird.
Frei von Schuld?
In ihrer Mitteilung an die Kunden versucht die UBP den Anschein zu erwecken, als habe sie alles unternommen, um sich regelmässig von der realen Existenz und Qualität der Madoffschen Fonds zu überzeugen. So haben sich Vertreter der UBP offenbar regelmässig mit Madoff getroffen und Risiko-Analysen vorgenommen, zum letzten Mal am 25. November. Man habe zwar Bedenken gegenüber der Art und Weise gehabt, wie Madoff seine Investitionsfirma geführt habe, namentlich in Bezug auf das Fehlen eines aussenstehenden Depotverwalters. Allerdings scheint man bei der UBP alle Zweifel über Bord geworfen zu haben angesichts der guten Reputation von Madoff als offiziell registrierter Broker und seines ausgezeichneten Rufs als früherer Vorsitzender der Technologiebörse Nasdaq. Noch ungeklärt ist das Verhältnis zwischen UBP und Fairfield Greenwich, der Gesellschaft, die den Fairfield-Sentry-Fund verwaltete. Dieser investierte seinerseits massiv in Madoff-Fonds und soll über die Jahre angeblich Kommissionen von 500 Mio. $ für das Placieren von Geldern kassiert haben. Man vermutet, dass ein Mitglied des De-Picciotto-Clans ein wichtiger Anlageberater von Fairfield war. UBP selber hat zugegeben, als Depotstelle für zwei Funds of Funds von Fairfield Greenwich fungiert zu haben.
Anhörung im US-Kongress
Washington, 30. Dez. (sda/dpa) Der Fall Madoff wird in den USA auch politisch aufgearbeitet. Bei einer Anhörung im Kongress sollen mögliche Fehler der Finanzaufsicht (SEC) unter die Lupe genommen werden. Die Behörde hatte zuvor Fehler und Pannen zugegeben.
Wir können alle von diesem weltweit grössten Betrugsfall lernen, wenn wir es denn wollten!