Früherer US-Börsenchef wegen Milliarden-Betrugs festgenommen

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Re: Früherer US-Börsenchef wegen Milliarden-Betrugs festgenommen

Beitragvon Gast am Mi Dez 17, 2008 8:00 pm

Da in der Schweiz nach dem Schneeballsystem funktionierende Veranstaltungen durch Art. 43 Abs. 1 der Lotterieverordnung verboten sind, laufen alle von Madoff geschädigten Banken das Risiko, selbst von ihren Kunden eingeklagt und zur Rückzahlung der Anlagen gezwungen zu werden.

Die Kunden werden leichtes Spiel haben, da das Strafrahmen Haft bis drei Monate und Buße bis CHF 10'000 (Art. 38 Lotteriegesetz) umfasst.

Je nach Aufbau und Funktionsweise liegt bei Schneeballsystemen auch ein Verstoß gegen das Bankengesetz, gegen das Börsengesetz, gegen das Kollektivanlagengesetz oder gegen das Geldwäschereigesetz vor. So ist auch die Ausübung einer bewilligungspflichtigen Bank-, Effektenhändler- oder Finanzintermediär-Tätigkeit, ohne entsprechende Bewilligung der Eidgenössischen Bankenkommission verboten.

Als Schneeballsystem oder Pyramidensystem werden Geschäftsmodelle bezeichnet, die zum Funktionieren eine ständig wachsende Zahl Teilnehmer benötigen. Gewinne für Teilnehmer entstehen beinahe ausschließlich dadurch, dass neue Teilnehmer einsteigen und Geld investieren. In den meisten Ländern sind diese Systeme verboten, Schweiz eingeschlossen.

Da Schweizer Privatbanken einen Verlust von rund CHF 5 Milliarden ausweisen kann dieser Verlust nicht einfach abgeschrieben werden, sondern er muss aller Wahrscheinlichkeit von den Privatbanken an die geschädigten Kunden zurückbezahlt werden.

Den Schweizer Privatbanken dürfte so, neben strafrechtlichen Massnahmen wie Haft bis zu drei Monaten und Bußen bis CHF 10'000, die Rückerstattung aller verlorenen Gelder auferlegt werden.

Und da die Grossbanken UBS und Credit Suisse praktisch nicht beteiligt gewesen waren, dürfte es vor allem Privatbanken treffen!
Gast
 

Re: Früherer US-Börsenchef wegen Milliarden-Betrugs festgenommen

Beitragvon Gast am Fr Dez 19, 2008 11:04 am

Fairfield Greenwich verklagt PwC im Falle Madoff

http://ftalphaville.ft.com/blog/2008/12 ... source=rss

Madoff loser eyes legal move on PwC
Posted by Gwen Robinson on Dec 18 05:32.
Fairfield Greenwich, believed to be the biggest single loser in Bernard Madoff’s alleged $50bn “Ponzi” scheme, is considering suing PwC, its own accountants, for failing to detect the fraud, as victims search for sources of compensation for their losses. The fund, whose clients stand to lose $7.5bn invested with Bernard L Madoff Investment Securities, is considering the action after an auditor was named in a case brought by another victim. With three of the four top accountancy firms – PwC, KPMG and Ernst & Young – auditing the Madoff feeder funds, lawyers say they are likely to be targeted for legal action.

This entry was posted by Gwen Robinson on Thursday, December 18th, 2008 at 5:32 and is filed under Capital markets, People. Tagged with Fairfield Greenwich, madoff, PWC.
Gast
 

Re: Früherer US-Börsenchef wegen Milliarden-Betrugs festgenommen

Beitragvon Gast am Do Jan 01, 2009 2:36 am

Die Elite unter den Verbrechern

http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/ak ... 22545.html

Der Fall des Finanzjongleurs Bernard Madoff hat viele Vorläufer

Der Hochstapler ist ein Faszinosum, das etliche – auch literarische – Vorbilder hat. Zu seiner Geschichte gehört, dass ein jeder Schwindler mehr Leute ruiniert als sein Vorgänger.

Andrea Köhler

Hochstapler, heisst es in Norbert Borrmanns grossem «Lexikon des Verbrechens», seien «vortreffliche Schauspieler mit aus Selbstsuggestion geborener Überzeugungskraft, besten Manieren, gutem wirtschaftlichem Verständnis und meist sehr ansprechender äusserer Erscheinung». Dieses Ensemble spezifischer Eigenschaften macht den Blender seit je zu einem bevorzugten Protagonisten der erzählenden Literatur. In Anthony Trollopes 1875 erschienenem Gesellschaftsroman «The Way We Live Now» verkauft ein windiger Financier Anteile an einer Eisenbahn, die nicht existiert. Er gilt als der Genius der kommerziellen Welt, bis sein Ruin halb London in den Untergang reisst. Ihm voran ging der schwerreiche Mr. Merdle aus Dickens' Roman «Little Dorritt», ein «Midas ohne Ohren, der alles, was er berührte, in Gold verwandelte». Merdle reüssierte im Bau- und im Bankgeschäft, war in der Stadtverwaltung, im Parlament und Präsident aller möglichen Institutionen – ein Mr. Madoff des 19. Jahrhunderts mithin.

Betrug als Lebenszweck
Hochstapler gehören laut Borrmann «zur Elite unter den Betrügern». Sie begehen nicht gelegentlich einzelne Delikte, der Betrug ist ihr Lebenszweck. Kein Wunder also, dass sich manch ein Schriftsteller auch selbst in der Rolle gefiel. Karl May, der seine Winnetou-Bücher bekanntlich im Gefängnis schrieb, trat als Augenarzt Dr. Heilig auf, als Mitglied der Geheimpolizei und als Neffe eines Plantagenbesitzers aus Martinique. Selbst Thomas Mann, der die Rolle des gediegenen Grossbürgers nachgerade verkörperte, konzipierte die «Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull» als eine verkappte Autobiografie.

Was uns am Hochstapler so fasziniert, ist freilich nicht allein seine Fähigkeit, andere Menschen zu täuschen, sondern vielmehr die Blauäugigkeit seiner Opfer. Der Hochstapler gibt uns das unheimliche Gefühl, dass wir dümmer sind, als wir ahnen. Sind wir nicht irgendwie alle Schuldner eines gigantischen Ponzi-Schemas? Charles Ponzi, der im Jahre 1903 mit zwei Dollar und fünf Cent in die USA einwanderte und in seinen besten Zeiten täglich eine Million Dollar einnahm, war der Erste, der mit dem nach ihm benannten Schneeballsystem operierte. Sein Ruhm als einer der grössten Betrüger des letzten Jahrhundert ist bis heute noch nicht verblasst. Doch warum erinnert sich dieser Tage niemand an Bernard Cornfeld?

«Bernie», ein amerikanischer Unternehmer, der in den sechziger Jahren in Deutschland ganze Heerscharen um ihr Vermögen brachte, hat mit Bernie Madoff nicht nur den Vornamen gemein. Der Sohn eines rumänischen Schauspielers und einer russischen Mutter begann seine Karriere in dem Vergnügungspark Coney Island, wo er in jungen Jahren als «Alters- und Gewichtsschätzer» sein Verkaufstalent unter Beweis stellte. In den fünfziger Jahren gründete er in Paris eine Fondsgesellschaft, die unter dem Namen «Investors Overseas Services» (IOS) ihre Anlagefonds zunächst per Telefon an deutsche Kleinanleger verkaufte. Bernie besass eine Villa in Genf (wo er später eingelocht wurde) und ein Schloss in Burgund, ein Haus in London und eins in Hollywood sowie eine Flotte Privatflugzeuge. Er war – wie fast alle Hochstapler – ein Playboy, wie er im Buche steht, und wickelte seinerzeit sogar den deutschen Vizekanzler Erich Mende um seinen Finger. Sein Unternehmen, das ebenfalls nach dem Schneeballprinzip operierte, brach Anfang der siebziger Jahre zusammen, und Bernie ging als einer der grössten Geldvernichter des 20. Jahrhunderts in die Geschichte ein.

In seine Fussstapfen trat der Finanzmakler Robert Vesco, Sohn eines Arbeiters aus Detroit, der als einer der meistgesuchten Betrüger Amerikas vor einem Jahr im Exil in Kuba verstarb. Fast vierzig Jahre ist's her, da kaufte Vesco Bernie Cornfelds 400 Millionen-Dollar-Anlagen für gerade einmal 5 Millionen auf und gerierte sich als der Retter bedrängter Anleger. Das funktionierte, weil auch er ein begnadeter Scharlatan war, bis die amerikanische Börsenaufsicht auf sein Treiben aufmerksam wurde und im Jahr 1972 wegen millionenfachen Betrugs zu ermitteln begann. Da war Vesco freilich längst über alle Berge bzw. das grosse Meer, wo er erst die halbe Karibik aufkaufte und sich – nachdem er Nixon vergeblich mit einem Koffer voll Geld zu bestechen versucht hatte – schliesslich nach Kuba verzog. Fidel Castro empfing ihn mit offenen Armen. Das sollte sich ändern, als Vesco ein neues Unternehmen als Quacksalber aufzog und seinen Gastgebern, darunter Castros Neffen, ein magisches Mittel versprach, das sie von Aids, Krebs und allen anderen Krankheiten dieser Erde erlösen sollte. Vesco landete in Fidels Gefängnissen und starb, wie die «New York Times» erst ein halbes Jahr später herausfand, im November 2007 an Lungenkrebs. Sein Geld war verschwunden. Und die Position des grössten Schwindlers aller Zeiten war wieder frei.

Der grösste Jongleur des Erdballs
Wird man die Geschichte des Finanzjongleurs Bernard Madoff dereinst auch nach dem launigen Muster des Hochstapler-Mythos erzählen? «Bernie», der sein Geschäft in den erlauchten Kreisen der jüdischen Elite New Yorks begann und nun als der grösste Finanzjongleur des ganzen Erdballs gilt, bringt alles mit, was zu diesem Muster gehört: Charme, List, eine ungezügelte kriminelle Energie und die erstaunliche Fähigkeit, den guten Glauben seiner besten Freunde schamlos zu missbrauchen. Das Irritierendste an diesem Mann, der das Leben ganzer Dynastien ruiniert hat, ehrbare Institutionen um ihr gesamtes Vermögen brachte und bisher zwei Selbstmordopfer auf dem Gewissen hat, ist das Vertrauen, das er offenbar mühelos generierte. Noch das schelmische Lächeln, mit dem Madoff nach seiner Verhaftung vor seinem Upper-East-Side-Apartment erschien, gibt uns eine Ahnung von der Abgebrühtheit des Mannes, der angeblich selbst seine eigene Familie betrog. Die Dimension des Madoff-Skandals kommt uns völlig phantastisch vor. Und doch haben uns die letzten Monate gelehrt, dass die Figur des Hochstaplers unser Finanzsystem repräsentiert wie keine andere – und wir ohne die Fähigkeit, uns betrügen zu lassen, die einmal Vertrauen hiess, nicht existieren können.
Gast
 

Re: Früherer US-Börsenchef wegen Milliarden-Betrugs festgenommen

Beitragvon Gast am Di Jan 06, 2009 8:59 am

Geheimnisse sind immer undurchsichtig, intransparent, ineffizient, gefährlich und unkontrollierbar und führen in totalitäre, geschlossene und feudale Strukturen. Wollen wir wirklich diese Geheimnisse oder wollen wir mündig und aufgeklärt werden?

Der Madoff-Skandal bleibt undurchsichtig
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaf ... 31554.html

Werweissen um Vermögenswerte

Der im Zentrum eines enormen Betrugsskandals stehende New Yorker Vermögensberater Bernard Madoff hat – wie vom zuständigen Gericht angewiesen – den Aufsichtsbehörden am 31. Dezember die finanzielle Lage seiner Firma sowie seine eigenen Vermögensverhältnisse offengelegt. Bisher ist nichts davon an die Öffentlichkeit gedrungen. Das heisst, es besteht nach wie vor völlige Unklarheit darüber, was von den Madoff anvertrauten Geldern allenfalls noch vorhanden ist und welche Ausmasse der grossangelegte Schwindel überhaupt hat. Die SEC kann Erkenntnisse zunächst im Interesse der Ermittlungen geheim halten. Madoff selbst hatte seinen beiden Söhnen gestanden, es seien Vermögenswerte von mindestens 50 Mrd. $ verschwunden. Seither haben Investoren rund um die Welt von Anlagen berichtet, die sich laut der Nachrichtenagentur Bloomberg mittlerweile auf rund 30 Mrd. $ summieren. Die Börsenaufsicht SEC, die seit vier Wochen ermittelt, hatte bis Ende Jahr keinerlei Hinweise dafür, welche Anlagegeschäfte Madoff getätigt haben könnte, ob er überhaupt für seine Kunden Geld angelegt und nicht nur umverteilt hat. Für seine Firma, die Bernard L. Madoff Investment Securities LLC, ist ein Sachwalter eingesetzt worden, der gegenwärtig nach noch vorhandenen Vermögenswerten fahndet. Bereits sind zahlreiche Klagen angestrengt worden. Anleger, die ihre Mittel in den letzten sechs Jahren zurückgezogen haben, müssen Rückforderungen des Sachwalters zugunsten der Liquidationsmasse gewärtigen. Im Kongress beginnen am Montag Anhörungen; dabei geht es vorab um die Rolle der Aufsichtsbehörde SEC.

Madoff versteckt Schmuck
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaf ... 47423.html

Haftantrag der Staatsanwaltschaft
Der frühere US-Börsenchef und mutmassliche Milliardenbetrüger Bernard Madoff soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft kommen. Er habe gegen die Kautionsauflagen verstossen. Kongressabgeordnete fordern infolge des Betrugs einen Umbau der Börsenaufsicht SEC.

(afp/ap) Das erklärte die Staatsanwaltschaft am Montag in New York. Madoff war am 11. Dezember festgenommen, dann aber gegen zehn Millionen Dollar Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen und unter Hausarrest gestellt worden.

Das «Wall Street Journal» berichtete unter Berufung auf die Ermittler, Madoff und seine Frau hätten Uhren, Schmuck und andere Wertgegenstände an seinen Bruder und ihren Sohn sowie ein befreundetes Paar in Florida geschickt. Madoffs Anwalt sagte dem Bericht zufolge, sein Mandant habe die Gegenstände «unschuldig» verschickt und nicht gegen seine Kautionsauflagen verstossen.

Kontrolle hat «jämmerlich versagt»

Abgeordnete des amerikanischen Kongresses haben der Börsenaufsicht SEC im Zusammenhang mit dem Betrugsskandal um den Investor Bernard Madoff Versagen vorgeworfen. Es brauche eine Aufsichtsbehörde, die den Erfordernissen des 21. Jahrhunderts entspreche, fordern sie.

«Unser Kontrollsystem hat offenkundig jämmerlich versagt, und wir müssen es jetzt umbauen», sagte der demokratische Abgeordnete Paul Kanjorski am Dienstag bei einer Anhörung zum Madoff-Skandal in dem für Finanzdienstleistungen zuständigen Ausschuss des Repräsentantenhauses. Der republikanische Abgeordnete Spencer Bachus forderte ebenfalls eine Umstrukturierung der Börsenaufsicht.
Kotz räumt Versäumnisse ein

Der Generalinspektor der SEC, David Kotz, räumte bei der Anhörung Versäumnisse ein und kündigte die Ausweitung einer bereits vom SEC-Chef Christopher Cox angeordneten internen Untersuchung an. Cox hat bereits im vorigen Monat Fehler eingeräumt und zugleich seine Mitarbeiter in ungewöhnlich scharfer Form kritisiert. Diese hätten es im vergangenen Jahrzehnt viele Male versäumt, trotz glaubhafter Anschuldigungen Hinweisen über ein Fehlverhalten Madoffs gründlich nachzugehen, sagte Cox im Dezember.

Bereits 1999 wurde die Behörde von einem Börsenaufseher in Boston darauf hingewiesen, bei Madoffs Gewinnen könne etwas nicht mit rechten Dingen zugehen. Auch spätere Warnungen führten jedoch nicht zur Einleitung einer formellen Untersuchung, bei der Madoff unter Eid hätte aussagen müssen, wie Cox einräumte. Vielmehr habe sich die Aufsichtsbehörde bei Nachfragen auf von Madoff freiwillig vorgelegte Zahlen verlassen.

Madoff ist Gründer der Bernard L. Madoff Investment Securities LLC, und er war massgeblich am Aufbau der Technologiebörse Nasdaq beteiligt. Er soll Kunden, die ihr Geld bei seinem Unternehmen anlegten, hohe Renditen versprochen haben. Diese hat er zwar bezahlt, doch in einem Schneeballsystem wurden die Renditen mit Geldern neuer Anleger finanziert, bis das System zusammenbrach. Die Ermittler befürchten einen Schaden von bis zu 50 Milliarden Dollar.

Die Bank UBP rechtfertigt sich im Fall Madoff
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaf ... 22638.html

Reputationsschaden für den Genfer Finanzplatz
Über die Feiertage haben sowohl die «International Herald Tribune» als auch das «Wall Street Journal» Auszüge aus einem sechsseitigen vertraulichen Brief veröffentlicht, den die Genfer Privatbank Union Bancaire Privée ( UBP ) am 17. Dezember ihren Kunden zugestellt hatte. Darin beklagt sich die Bank, in der Affäre um den amerikanischen Fondsmanager Bernard Madoff das Opfer eines «massiven Betrugs» geworden zu sein. Direkt betroffen seien 11 UBP-Fonds sowie der Feeder-Fonds M-Invest, der dazu diente, Gelder in Anlagevehikel von Madoff zu schleusen. Dabei habe zum Beispiel Dinvest, ein Total-Return-Fund von UBP, lediglich 3% des Kapitals von über 1 Mrd. $ in Fonds investiert, die mit Madoff zusammenhingen. Nach heutigem Wissensstand riskieren Kunden von UBP, insgesamt 700 Mio. $ zu verlieren.

Blindes Vertrauen

UBP-Gründer Edgar de Picciotto gehört zu den Pionieren der Hedge-Funds-Branche. In den letzten Jahren ist die Bank, die nach wie vor von seiner Familie kontrolliert wird, zu einem der weltweit grössten Anbieter von Funds of Funds aufgestiegen. Mitte 2008 hatte UBP Vermögen von 126 Mrd. Fr. unter Verwaltung. Ende 2007 waren 60 Mrd. $ oder 44% aller Kundengelder in Hedge-Funds investiert, ein ausserordentlich hoher Anteil. Gerade deshalb beobachten die Investoren mit Argusaugen das Verhältnis zischen UBP und Madoff. Sie können sich nicht erklären, wie einer der Branchenleader sich von Madoff und seinem «Schneeball-System» jahrelang hat blenden lassen. Auch fragen sie sich, ob die Verantwortlichen der UBP ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind. Dabei verweisen sie auf einen der Konkurrenten von UBP, die französische Société Générale. Diese hatte bereits 2003 nach einer Due-Diligence-Prüfung Alarm geschlagen und nicht weiter bei Madoff investiert.

Der Madoff-Skandal und das allgemein schlechte Abschneiden der Hedge-Funds mit Jahresverlusten von durchschnittlich 20% drohen den Genfer Anbietern von alternativen Anlagen einen happigen Reputationsschaden zu bescheren, dies umso mehr, als neben UBP die in Genf beheimatete Fondsgesellschaft des spanischen Banco Santander, Optimal Investment Services, ebenfalls zu den grossen Opfern des Madoff-Skandals gehört. Hier drohen Ausfälle von 2,3 Mrd. €. Allgemein wird erwartet, das das Volumen der Investitionen in Hedge-Funds nächstes Jahr drastisch abnehmen wird und eine ganze Reihe von in Genf gehandelten oder verwalteten Funds 2009 nicht überleben wird.
Frei von Schuld?

In ihrer Mitteilung an die Kunden versucht die UBP den Anschein zu erwecken, als habe sie alles unternommen, um sich regelmässig von der realen Existenz und Qualität der Madoffschen Fonds zu überzeugen. So haben sich Vertreter der UBP offenbar regelmässig mit Madoff getroffen und Risiko-Analysen vorgenommen, zum letzten Mal am 25. November. Man habe zwar Bedenken gegenüber der Art und Weise gehabt, wie Madoff seine Investitionsfirma geführt habe, namentlich in Bezug auf das Fehlen eines aussenstehenden Depotverwalters. Allerdings scheint man bei der UBP alle Zweifel über Bord geworfen zu haben angesichts der guten Reputation von Madoff als offiziell registrierter Broker und seines ausgezeichneten Rufs als früherer Vorsitzender der Technologiebörse Nasdaq. Noch ungeklärt ist das Verhältnis zwischen UBP und Fairfield Greenwich, der Gesellschaft, die den Fairfield-Sentry-Fund verwaltete. Dieser investierte seinerseits massiv in Madoff-Fonds und soll über die Jahre angeblich Kommissionen von 500 Mio. $ für das Placieren von Geldern kassiert haben. Man vermutet, dass ein Mitglied des De-Picciotto-Clans ein wichtiger Anlageberater von Fairfield war. UBP selber hat zugegeben, als Depotstelle für zwei Funds of Funds von Fairfield Greenwich fungiert zu haben.

Anhörung im US-Kongress
Washington, 30. Dez. (sda/dpa) Der Fall Madoff wird in den USA auch politisch aufgearbeitet. Bei einer Anhörung im Kongress sollen mögliche Fehler der Finanzaufsicht (SEC) unter die Lupe genommen werden. Die Behörde hatte zuvor Fehler und Pannen zugegeben.

Wir können alle von diesem weltweit grössten Betrugsfall lernen, wenn wir es denn wollten!
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