«Es macht Sinn, die UBS um 80 Prozent zu schrumpfen» - punkt.ch, Seite 8, aktuell
Interview mit Marc Faber über den weiteren Verlauf der grassierenden Finanz- und Wirtschaftskrise
US-Banken schreiben überraschend Gewinne. Erstaunt?
Nicht wirklich. Die US-Regierung wirft ihren Banken die Staatsmilliarden ja nur so hinterher, um zu verhindern, dass sie bankrott gehen – und das ohne Gegenleistung. Zudem unterliegen die US-Banken nicht so strengen Bilanzregeln wie Schweizer Finanzinstitute.
bInwiefern?
Sie müssen Verluste oder Abschreiber nicht zwingend ausweisen. So können sie kurzfristig die Bilanzen frisieren und auf besseres Wetter hoffen.
Also bleibt uns die Bankenkrise noch lange erhalten.
Natürlich. Es ist noch jede Menge Schrott aus dem USImmobilienmarkt vorhanden. Der internationale Währungsfonds spricht von vier Billionen Dollar an Abschreibern. Ich halte das für realistisch. Bisher wurden etwa 1,5 Billionen abgeschrieben. Ausserdem droht eine weitere Blase zu platzen. In den USA wurden jahrelang minderwertige Immobilienkredite an Firmen verkauft. Davon wurde bisher noch
nichts abgeschrieben.
In der Schweiz schreibt die UBS weiter Verluste. Was heisst das?
Ich kann nicht ausschliessen, dass die UBS bald wieder Staatshilfe beantragen muss. Und ich gehe davon aus, dass der Bund die Bank auf Kosten der Steuerzahler stützen wird. Dabei wäre das gar nicht nötig. Ginge die UBS pleite, hätte dies volkswirtschaftlich gar keine grosse Konsequenzen!
Das ist nicht Ihr Ernst! Die UBS vergibt an KMU Kredite. Gibt es die UBS nicht mehr, droht uns der wirtschaftliche Kollaps.
Banken haben die Aufgabe, Kredite zu vergeben. Das Problem ist, dass sie ihr Kerngeschäft verlassen und Geschäfte getätigt haben, von denen sie nichts verstehen. Deshalb wurde die UBS so gross. Jetzt ist es sinnvoll, die Bank um 80 Prozent schrumpfen zu lassen.
Und was geschieht mit all den arbeitslosen Bankern?
Die sollen sich zu Landwirten umschulen lassen, wobei die meisten Händler dafür ebenfalls untauglich wären. Immerhin könnten sie als Hilfsarbeiter auf dem Land endlich einen echten Beitrag an die Allgemeinheit leisten statt nur Papiere hin- und herzuschieben
Die Finanzkrise hat die Realwirtschaft erreicht. Wann wird sie sich davon erholen?
In fünf bis zehn Jahren.
Wie verkürzen wir die Krise?
Eigentlich müssen wir alle Nationalbanken abschaffen – weltweit.
Warum denn das?
Die Notenbanken halten die Zinsen künstlich tief und stützen die Wirtschaft, indem sie Geld drucken. So sorgen sie dafür, dass auch die schwachen Marktteilnehmer überleben. Doch eigentlich sollte es so sein, dass in Krisenzeiten nur die Starken überleben dürfen.
Ein reinigendes Gewitter würde die Verarbeitung der Krise verkürzen.
VASILIJE MUSTUR