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Persönlich.ch antwortet Peter Gomez, VR-Präsident der Schweizer Börse SIX und ehemaliger HSG Rektor.
Persönlich: Nehmen wir den Fall UBS. War es richtig, dass der Bundesrat eingegriffen hat?
Peter Gomez: Ja, aber man muss auch einmal erklären, worum es bei dieser Intervention tatsächlich geht. Wenn man die 68 Milliarden für die UBS mit den AHV-Ausgaben vergleicht, ist dies reine Polemik. Man gibt der UBS nicht einfach 68 Milliarden auf dem Rücken des Steuerzahlers. Man leiht ihr sechs Milliarden, zu einem Zinssatz von 12,5 Prozent. In der Grössenordnung von 68 Milliarden hat man faule Papiere in ein anderes Unternehmen transferiert, damit die UBS nicht mehr infiziert ist. Diese werden später wieder auf den Markt gebracht und erzielen unter Umständen sogar Gewinne. Man hat also der UBS keineswegs 68 Milliarden ‘rübergeschoben’ – auch wenn das von den Medien so kolportiert wird.
Pierre Rappazzo: Mister Gomez, was Sie da antworten ist reines Lobby Gerede. Tatsache ist, dass die UBS Geld brauchte, weil diese von ihr abgezogen wurden und zu den Staatsbanken flossen. Diese wiederum sitzen jetzt auf dem Geld, weil Sie nicht willens und nicht in der Lage sind, damit gute Kredite zu vergeben.
Nun zu den 68 Milliarden, die Sie mit Gewinn verkaufen möchten. Ich erkläre Ihnen da einmal etwas. Die UBS als Schuldner muss, wie wir oben lesen, einen Zinssatz von 12,5% im Jahr für ihren 6 Mia. Kredit bezahlen. Die 68 Mia. Hypothekenpapiere haben eine, auch von Ihnen zugegebene, schlechtere Bonität als die UBS, somit wäre für diese auch ein höherer Zins angesagt. Nehmen wir 15% , um nicht zu übertreiben. Mit Zins und Zinseszins müssten die Papiere in 5 Jahren einen Verkaufserlös von CHF 136 Mia. erzielen, um keinen Verlust zu erzielen. Tatsächlich muss man aber davon ausgehen, dass inkl. Zinszahlung vielleicht ¾ des Geldes je zurückkommt.
Hingegen stimmt diese Aussage von Ihnen:
„Es war notwendig einzugreifen, denn die UBS hat für die Schweiz eine ähnliche Funktion wie der Blutkreislauf für den menschlichen Körper. Wenn diese zusammenbricht, sterben wichtige Teile der Wirtschaft ab. Deswegen ist die Intervention definitiv das kleinere Übel. Eine Bank ruht auf drei Säulen: Bonität, Ertragskraft und Liquidität. Bonität und Ertragskraft sind bei der UBS immer noch gut, die Liquidität hingegen ist angeschlagen. Also muss man Liquidität hineinpumpen und das Vertrauen erhöhen, damit das Geld wieder fliessen kann.“
Pierre Rappazzo: Nur sollten sich Politiker und Wirtschaftsleute endlich bei der Bevölkerung entschuldigen, dass Sie dieses Risiko nicht einkalkuliert hatten. Da geben wir Milliarden für eine militärische Bedrohung aus, sehen aber nicht, dass unsere Banken uns schon lange den Boden unter den Füssen weggezogen haben.