Nimmersatte Mangager?

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Nimmersatte Mangager?

Beitragvon Gast am Sa Feb 25, 2006 7:10 am

Aus der Finanz und Wirtschaft vom 25.02.2006
"Gehören Manager, Unternehmer und Verwaltungsräte zur Spezies der Vielfrasse oder zur Gattung Übermenschen? Oder unterliegen sie gar einer Selbstüberschätzung? Ist die Diskussion um Ämterkumulation, Unabhängigkeit und Good corporate governance an ihnen vorbeigegangen? Und: Fehlt es am nötigen Gespür? Diese Fragen stelle ich mir, wenn ich die jüngsten Nominationen betrachte. Da lässt sich ABB-Konzernchef Fred Kindle, erst seit 1.Januar 2005 in diesem Amt, bereits zur Wahl in den Verwaltungsrat der Versicherungsgesellschaft Zurich Financial Services aufstellen. Dabei gibt es im Technologiekonzern ABB noch immer diverse Baustellen und dementsprechend für die Konzernleitung weiterhin viel Arbeit. Das ist der eine Einwand. Dass Armin Meyer neben seinem anspruchsvollen Job als Präsident und CEO der Ciba SC auch ein VR-Mandat der Zurich FS angenommen hat, kann ich ebenfalls nicht gelten lassen. Denn wie Kindle hätte Meyer genug im eigenen Haus zu tun.

Spezies der Nimmersatten

Im Fall des 47-jährigen ABB-Chefs gibt es noch ein zweites Aber: Kindle sitzt im Verwaltungsrat der VZ Holding, Dachgesellschaft von fünf Tochterunternehmen, darunter VZ Insurance Services und VZ Versicherungszentrum. Die VZ-Gruppe bezeichnet sich als unabhängigen Berater in Finanzfragen. Ich zweifle nicht daran, dass die Unabhängigkeit und die Objektivität in der Beratung gewährleistet bleiben, wenn Kindle zusätzlich zu seinem VR-Mandat in der Dachorganisation auch noch Einsitz nimmt im Verwaltungsrat der Zurich FS. Gleichwohl wäre es sauberer, er verzichtete auf eines dieser beiden VR-Mandate. Er würde damit Grösse zeigen. Ich bin gespannt.

Und wenn ich schon dabei bin: Auch Heinrich Fischer, operativer Leiter der Saurer-Gruppe, und Rudolf Wehrli, Noch-CEO von Gurit-Heberlein, haben offenbar den Eindruck, unterbeschäftigt zu sein. Wäre dem nicht so, würden sie wohl kaum dem Ruf aus Neuhausen folgen und sich zur Wahl in den SIG-VR aufstellen lassen. Ich glaube, beide haben in ihren Unternehmen, in denen sich einige Änderungen abzeichnen und die sich im Weltmarkt permanent behaupten müssen, so viel zu tun, dass der Tag und die Woche ausgelastet sind.

Tausendsassa Spuhler

Ein drittes Beispiel: die Nominationen in die private Kühne Holding, über die Klaus-Michael Kühne eine Beteiligung von 55,8% am Logistikkonzern Kühne + Nagel hält. Neben Adrian T. Keller, Kurt Gubler und Kurt von Storch werden mit Peter Spuhler und Carolina Müller-Möhl zwei Prominente neu in den Verwaltungsrat berufen. Bisher wurde Klaus-Michael Kühnes Holding vom Basler Wirtschaftsanwalt Thomas Staehelin präsidiert. Er wurde «assistiert» vom Eigentümer. Ich frage mich, wie Spuhler es schafft, als Unternehmer seiner Stadler Rail Group mit rund 600 Mio. Fr. Umsatz und über 1400 Beschäftigten, SVP-Nationalrat und Mitglied der Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK), VR-Mitglied der UBS sowie u.a. VR-Mitglied der ZSC Lions Lücken im Terminkalender für ein weiteres, wenn auch nicht besonders zeitraubendes Mandat zu finden. Wie macht er das?

Weniger geballt ist das «Mandats-Portefeuille» von Carolina Müller-Möhl. Zusätzlich zum Präsidium der Müller-Möhl Group ist die 38-jährige Unternehmerin «nur» noch VR-Mitglied von Nestlé, VR-Mitglied Plus Orthopedics und Mitglied des Stiftungsrats Pestalozzianum. Des weiteren gehört sie dem Präsidium der Jury des Swiss Economic Award an, ist Beirätin des Magic Project der Zeitung «Cash» und Mitglied des Stiftungsrats Zoo Zürich.

Manchmal staune ich, was sich gewisse Leute alles zumuten – obwohl auch für sie der Tag nur 24 Stunden hat. Dass bei Berufungen in Verwaltungsräte immer die gleichen Namen auftauchen, hat wohl mit der Kleinheit der Schweiz zu tun. Anders kann ich mir die Ämter- und Mandatskumulation nicht erklären. Können Sie es? Schliesslich interessiert es mich, ob Kindle, Fischer usw. ihr VR-Honorar, das sie in fremden Gefilden kassieren, dem Unternehmen, von dem sie ihren Lohn erhalten, abliefern. Es ist ja wohl kaum so, dass sie ihre Freizeit und nur die Freizeit für die zusätzlichen Mandate opfern.

Mehr Transparenz

Auch hier müsste künftig Transparenz geschaffen werden. Als Aktionär habe ich Anrecht, solches zu erfahren."

Die Fiananz & Wirtschaft fragt deshalb: Viele Spitzenmanager von Schweizer Publikumsgesellschaften sind in anderen Unternehmen als Verwaltungsräte tätig. Einen beträchtlichen Teil der Arbeit, die diese Mandate erfordern, werden sie wohl nicht in ihrer Freizeit erledigen. Was die Manager als Verwaltungsräte verdienen und ob sie die Tantiemen ihrem Arbeitgeber abzuliefern haben, entzieht sich der Kenntnis der Aktionäre. Sollte nicht auch in diesem Punkt Transparenz geschaffen werden? Müssen die Unternehmen sämtliche Einkünfte ihrer Spitzenmanager offen legen, also auch ihre VR-Honorare?
Gast
 

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