Gut gemeinte Kritik am SORGIM Buch

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Gut gemeinte Kritik am SORGIM Buch

Beitragvon Jan. am Sa Jun 04, 2005 11:44 am

Lieber Pierre Rapazzo,
ich finde die SORGIM-Idee super, ebenso die Idee eines Buches, an dem alle mitschreiben können. In der Fassung wie es jetzt vorliegt bin ich allerdings etwas enttäuscht. Gut finde ich nur den Teil über die digitale Demokratie und die SORGIM-Zielsetzung. Die Thesen, auf denen Sie ihre Argumente aufbauen, sind sehr allgemein gehalten und wenig fundiert, auch dort nicht wo es wissenschaftliche Literatur dazu gibt. Ich weiss auch nicht, ob man mit einem so polemischen Stil wirklich ernst genommen wird.

Hier mal ein paar Kommentare zur Einleitung:

- auf S. 5 sollte unbedingt ein Beispiel für ein ?natürliches Monopol? rein: die Wasserversorgung, weil es keinen Sinn macht, zwei Wasserleiten von unterschiedlichen Anbietern in alle Häuser zu verlegen. (SBB oder PTT geht nicht mehr, Güterzüge, Paketpost etc. wird ja liberalisiert...)
- Der Einstieg auf S. 6 ist mir zu polemisch und undifferenziert. Nicht alle Manager verhalten sich so ? sie waren ja auch mal so einer, und es gibt durchaus Unternehmer, die ihren Kunden und Mitarbeitern nicht nur das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Wenn sie das schon in der Allgemeinheit sagen, müssten sie es genauer belegen. Statt ?die Manager der grossen Unternehmen? wäre ?Viele Manager grosser Unternehmen? eher am Platz. Bei den Ziehsöhnen und ?Töchter wäre es z.B. sinnvoll als Beispiel zu bringen, dass Daniel Vasella der Schwiegersohn des früheren Sandoz-Chefs ist und dass diese Beziehung sicher eine wichtige Rolle gespielt hat dass er seinen Posten bekam. Das zeigt seine 20 Mio. Salär in einem andern Licht.
- S. 7 ?Grosse Unternehmen verschwinden langfristig wieder von der Bildfläche.? Wie belegen Sie das in dieser Allgemeinheit? Warum gibt es dann Roche und Nestlé noch?
- Es reicht auch bei CS und Nestlé nicht allein, dass Rainer E. jemanden ins Herz schliesst.

Den Begriff ?Demokratie? kann man nicht so einfach und ungenau definieren, wenn das ganze Konzept von SORGIM darauf abgestützt werden soll. Als angehender Historiker schlage ich vor, hier ein Kapitel über die Entstehung der Demokratie und besonders der direkten Demokratie einzufügen. Hier müsste es auch darum gehen genauer aufzuzeigen, was sich Duttweiler gedacht hat, als er die Struktur der Eidgenossenschaft teilweise auf die Migros übertrug. Dazu gibt es so viel ich weiss bereits wissenschaftliche Untersuchungen. Es gibt auch bereits bücher darüber, wie die Migros besonders in den 50er und 60er Jahren mithalf, die Struktur der schweizerischen Gesellschaft zu verändern. Hier braucht es noch etwas Arbeit!
Jan.
 

Das Buch ist für Volk und nicht für eine akademische Elite

Beitragvon Pierre Rappazzo am Mo Jun 06, 2005 6:37 pm

Die wichtigsten zwei Kapitel sind die Ziele und die digitale Demokratie, die finden Ihre Zustimmung, das freut mich.
Jan hat geschrieben:Ich weiss auch nicht, ob man mit einem so polemischen Stil wirklich ernst genommen wird.
Über den Stil kann man bekanntlich streiten. Vielleicht werden wir von einigen elitären Leuten nicht ernst genommen, das Buch ist aber für das Volk geschrieben, die Besitzerinnen und Besitzer der Migros und die sind begeistert. Das zeigen die vielen Emails und Anmeldungen als Kandidat auf die SORGIM Liste für die Wahlen ins Migros Parlament. Eine gewisse Polemik ist nicht abzustreiten, aber unser Inhalt ist sachlich und klar: die demokratische Unternehmensführung ist erfolgreicher!
Jan hat geschrieben:Der Einstieg auf S. 6 ist mir zu polemisch und undifferenziert. Nicht alle Manager verhalten sich so ? sie waren ja auch mal so einer, und es gibt durchaus Unternehmer, die ihren Kunden und Mitarbeitern nicht nur das Geld aus der Tasche ziehen wollen.

Sie beziehen sich auf die Aussage, ?die Manager der grossen Unternehmern verhalten sich wie Könige und Fürsten im Mittelalter. Sie bereichern sich am Volksvermögen..? Das Pendant zu den Königen und Fürsten sind die CEO?s und nicht das oberste Kader und explizit sind nicht Unternehmer gemeint. Nein es ist der jeweils ?starke Mann? in der Publikumsgesellschaft gemeint, beispielsweise bei der UBS Marcel Ospel, bei Novartis Daniel Vasella und bei Nesté Peter Brabeck.

In dem von Ihnen angesprochenen Kapitel , geht es aber vielmehr um die Darlegung des Zielkonfliktes von Managern, wenn sie sich für das Unternehmen oder für sich entscheiden müssen. Und die Quintessenz lautet, die Manager entscheiden gegen das Unternehmen und für sich.

Jan hat geschrieben:Als angehender Historiker schlage ich vor, hier ein Kapitel über die Entstehung der Demokratie und besonders der direkten Demokratie einzufügen.
Ich freue mich schon auf Ihren Vorschlag!
Pierre Rappazzo
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Direkte Demokratie

Beitragvon Jan am Di Sep 20, 2005 9:45 pm

Zur Geschichte der direkten Demokratie verweise ich einstweilen auf das Historische Lexikon der Schweiz, http://www.dhs.ch/externe/protect/deutsch.html
Stichwort "Demokratie" eingeben.

Toll, das SORGIM lebt und genügend KandidatInnen gefunden hat!
Jan
 
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