Tokioter Börse im freien Fall - Spiegel
Trotz aller Rettungspakete geht der Ausverkauf an den Finanzmärkten weiter. Der heftige Kurseinbruch an der Wall Street riss auch den asiatischen Handel in den Abwärtssog. In Japan fiel der Nikkei-Index um über zehn Prozent, der erste japanische Versicherer meldete Bankrott an.Tokio/New York - Zuerst schoss der Dow Jones Chart zeigenan der Wall Street tief im Minus - dann folgten die Märkte in Asien: Ungeachtet aller Rettungsbemühungen geht der Ausverkauf an den Börsen weiter. Nach der steilen Talfahrt der US-Börse am Donnerstag brach am Freitag auch das 225 führende Werte umfassende japanische Börsenbarometer Nikkei Chart zeigen ein. Zur Handelsmitte notierte der Nikkei am Freitagvormittag um 11 Uhr Ortszeit ein Minus von 974,12 Punkten oder 10,64 Prozent bei 8183,37 Punkten. Auch die Indices in Südkorea und Australien brachen zu Handelsbeginn massiv ein. Der Hang Seng Chart zeigen in Hongkong rutschte in den ersten 30 Handelsminuten mehr als acht Prozent ab. Händler zeigten sich ratlos angesichts des neuerlichen Kurseinbruchs. "Niemand kauft mehr, fundamentale Daten spielen keine Rolle mehr und es gibt keine Erklärung für einen solchen Absturz", sagte der Chefstratege von Daiwa Securities Group Chart zeigen Asset Management, Yoshinori Nagano. Auch die Verzögerung bei der Umsetzung des 700-Milliarden-Rettungspakets für die US-Finanzbranche wurde für die Verluste verantwortlich gemacht.
Nagano hat geschrieben:"Die US-Regierung diskutiert immer noch, ob sie Geld in Finanzinstitute pumpen soll. Sie muss handeln, selbst wenn das gegen das Gesetz wäre"
Besonders stark betroffen waren Aktien von Exportartikel-Herstellern, die auch unter dem starken Yen litten. Zuvor hatten auch die US-Börsen ihren freien Fall fortgesetzt und den Handel den siebten Tag in Folge mit massiven Verlusten beendet. Die drei wichtigsten Indizes schlossen auf dem tiefsten Stand seit mehr als fünf Jahren. So verlor der Dow-Jones-Index der Standardwerte 7,3 Prozent auf seinen mit 8579 Punkten tiefsten Stand seit Juni 2003. Die japanische Zentralbank hat angesichts der Folgen der Finanzkrise am Freitag erneut eingegriffen, um für Stabilität am Geldmarkt des Landes zu sorgen. Am 18. Handelstag in Folge pumpte die Bank of Japan (BoJ) 3,5 Billion Yen (25,5 Milliarden Euro) in den Markt. Die Bank führte die Liquiditätsversorgung am Vormittag dabei in zwei Runden durch, was als ungewöhnlich gilt. Auf diese Weise versucht sie, die Banken dazu zu bewegen, sich gegenseitig Geld zu leihen.
Japanischer Versicherer meldet Bankrott anErstmals hat die Finanzkrise auch ein japanisches Unternehmen der Finanzbranche in den Bankrott getrieben. Das mittelgroße Versicherungsunternehmen Yamato Life meldete am Freitag Konkurs an. Das nicht börsennotierte Unternehmen gab bekannt, dass es einen Schuldenberg von rund 2,7 Milliarden Dollar angehäuft habe. Das Unternehmen erklärte, es sei wegen unerwarteter Verluste bei Wertpapiergeschäften im Zuge der Finanzmarktkrise in die Schieflage geraten. US-Präsident George W. Bush will wegen der Finanzkrise und der Börseneinbrüche am heutigen Freitag erneut im Rosengarten des Weißen Hauses eine Ansprache halten. Wie die Sprecherin des Weißen Hauses, Dana Perino, am Donnerstag sagte, will Bush versichern, "dass alle Anstrengungen unternommen werden, die Märkte zu stabilisieren". Es sei seit dem 15. September das 18. oder 19. Mal, dass Bush eine mündliche oder schriftliche Stellungnahme zur aktuellen Finanzkrise abgebe, berichtete der Nachrichtensender CNN. Der Direktor des Internationalen Währungsfonds Dominique Strauss-Kahn sieht die Weltwirtschaft durch die massive Finanzkrise am Rande der Rezession, erwartet aber für nächstes Jahr Licht am Ende des Tunnels. "Der Beginn der Erholung kommt Ende 2009", sagte er am Donnerstag vor der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington. Als vorrangigstes Ziel nannte Strauss-Kahn, das Vertrauen in die weltweiten Finanzmärkte wiederherzustellen. Zudem rief er zu einer umfassenden Reform des Finanzsektors auf. Strauss-Kahn verlangte eine noch bessere internationale Zusammenarbeit, um der Krise Herr zu werden. Die US-Regierung erwägt angesichts der immer bedrohlicheren Lage inzwischen eine direkte Beteiligung des Staates an Banken. Einen solchen Rettungsplan hatte zuvor bereits Großbritannien verkündet.