Tatsächliche Wahlen

Da jeweils nur so viele Kandidaten gesucht werden, wie es Plätze zu vergeben hat, finden in der Praxis, keine Wahlen in den Genossenschaftsrat oder in die Verwaltung statt. Statt dessen werden die aufgestellten Kandidaten in stillen Wahlen gewählt. Daraus ergibt sich eine Migros Demokratie im Stile der früherer Ostblock Länder., dem heutigen China oder dem Iran.
 

Erläuterung der wahren Machtverhältnisse

  1. Die Genossenschafter haben eine Alibi Funktion, es gibt sie zwar, sie haben aber keine Funktion.
  2. So werden die Mitglieder in den Genossenschaftsrat durch die Verwaltung und den Geschäftsführer rekrutiert. Wohl kann sich jeder Genossenschafter für ein solches Amt melden und in einzelnen Genossenschaften gibt es sogar "unabhängige" Rekrutierungsbüros. In der Praxis werden aber mehrheitlich Bekannte und Freunde nachgezogen und schliesslich entscheidet die Verwaltung über die Kandidaten in den Genossenschaftsrat. Und anstatt, dass sich die einzelnen Genossenschaftsrat Mitglieder den Genossenschaftern, also den eigentlichen Besitzern gegenüber verantwortlich fühlen, wie von Duttweiler vorgesehen, müssen sie der Verwaltung gefallen.
  3. Auch welche Personen als Delegierte in den MBG dürfen entscheidet die Verwaltung, in Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer. Bei guter Führung bringt es ein Genossenschaftsrat Mitglied frühestens nach vier Jahren bis in den MGB. Entscheidend für eine gute Führung ist die Linientreue, das heisst keine kritischen Fragen, fleissig nicken, gut mitarbeiten in den Alibi-Kommissionen, freundliches nicken, wenn die Funktionärs Clique etwas sagt und noch vieles mehr, das so in Funktionärs Demokratien nötig ist.
  4. Die Mitglieder der Verwaltung und der Geschäftsleitung haben keine Amtszeit Beschränkung. Sie sind alleine schon deshalb sehr mächtig, weil sie bleiben und diejenigen, welche sie überwachen und wählen sollten, nämlich der Genossenschaftsrat erstens von der Verwaltung und dem Geschäftsführer eingesetzt werden und zweitens spätestens alle zwölf Jahre wechseln. Zusätzlich bilden sie ein über Jahrzehnte gewachsenes und gepflegtes Netzwerk innerhalb der jeweiligen Genossenschaft und über die Genossenschaften hinaus. Defakto bestimmt somit der Geschäftsleiter einvernehmlich mit dem Präsidenten der Verwaltung über die Zusammensetzung der Verwaltung und der Präsident der Verwaltung einvernehmlich mit dem Geschäftsleiter über die Zusammensetzung der Geschäftsleitung.
  5. Der Delegierte aus der Verwaltung der jeweiligen Genossenschaft in den MGB fungiert als Aufpasser. Dieser schaut genau, was „seine“ Delegierten in den MGB so treiben und auch hier gilt für diese deshalb, gute Führung. Querulanten lässt man aber gewähren, solange sie harmlos bleiben, so kann man auch den Schein wahren, es herrsche Demokratie.
  6. Innerhalb des MGB’s haben die einzelnen Geschäftsleiter als einzelne keinen Einfluss, gemeinsam mit den anderen Genossenschaftsfürsten bestimmen sie aber die Politik und Strategie der Migros, da sie zusammen mit ihren Mitarbeitern und dem Präsidenten der Verwaltung, welcher einer aus ihren Reihen ist, die Mehrheit in der Verwaltung stellen. Dies bedeutet aber gemeinsames handeln und somit informelle Regeln, an welche sich alle halten. Klein Macchiavelli lässt grüssen. Alle haben Sie nur ein Ziel ihre Macht zu erhalten und auszubauen, in dieser Reihenfolge. Entsprechende Pakte und Absprachen unterstützen diese Strategie.
  7. Die Vorschläge für die neun Externen Verwaltungsmitgliedern, welche durch die Delegiertenversammlung gewählt wird, erstellt die Verwaltung selbst, wird also auch wieder von den Geschäftsleitern und ihren loyalen Helfern dominiert. Einzig, wenn es um eine Nachfolgeregelung im MGB sei es der CEO Posten oder der Posten des Präsidenten der Verwaltung geht, entsteht manchmal etwas Unruhe. Plötzlich könnte einer der Zehn regionalen Geschäftsleiter Karriere machen. Wenn ein potentieller Thronfolger genügend Kollegen überzeugen kann, dass sie einen Vorteil haben, wenn sie ihn unterstützen, diese selber aber keine Möglichkeiten für einen Aufstieg haben, kann es klappen.
  8. Viel eher werden aber vermeintlich schwache Leute auf diese Posten gehievt, da dann keiner ihrer Konkurrenten das Rennen macht und der eigenen Einfluss mindestens erhalten bleibt. So geschehen mit Anton Scherrer vor vier Jahren, er wurde als Übergangslösung eingesetzt. Dass er der Lückenbüsser sich sodann zum Reformer mauserte war nicht beabsichtigt!

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